S-70 „Ochotnik“: Als Jäger zu lahm, als Bomber zu schwach – gute Kampfdrohne

  24 Mai 2019    Gelesen: 1338
  S-70 „Ochotnik“: Als Jäger zu lahm, als Bomber zu schwach – gute Kampfdrohne

Taucht ein Bild der russischen Kampfdrohne S-70 auf, stürmt eine Fachsimpelei nach der anderen das Netz. Kein Wunder: Der Suchoi-Konzern geizt mit Infos über die Neuentwicklung – Geheimsache. Nun ist das Fluggerät dem russischen Präsidenten gezeigt worden, auf einem wehrtechnischen Testgelände. Das Portal „Swobodnaja pressa“ berichtet.

Etwas wirklich Verlässliches weiß über die Drohne niemand, doch schreiben viele dem S-70 jetzt schon erstaunliche Eigenschaften zu. Ein Unheil soll der „Ochotnik“ sein für den amerikanischen F-22 und F-35, ein Killer sogar…

Gut, der S-70 ist eine Kampfdrohne der 6. Generation – unbestritten, eines der fortschrittlichsten Fluggeräte dieser Klasse. Fachleute gehen davon aus, dass die russische Maschine den amerikanischen RQ-170 „Sentinel“ bei vielen Eigenschaften übertreffen wird, auch bei der Waffenlast. Aber der Vergleich ist sicherlich streitbar, schlicht weil genaue Informationen nicht verfügbar sind.

Eins kann man mit Sicherheit sagen: Ein Jäger-Killer ist der „Jäger“ (dt. für „Ochotnik“) bestimmt nicht. Wie hochentwickelt die Elektronik und Sensorik des S-70 auch sein mag, von einer Bodenkontrollstation aus lässt sich kein Luftkampf gewinnen. Doch genau das ist ja das Entscheidende an einem unbemannten Fluggerät, dass es ferngesteuert ist.

Schon die Auslegung des S-70 wirft Fragen auf, ob das Gerät überhaupt als Jagdflugzeug taugt: Es fehlt ein Leitwerk, was die Manövrierbarkeit erheblich verringern dürfte. Der amerikanische B-2 „Spirit“ ist ähnlich konstruiert, nur muss der Bomber keine heiklen Ausweich- und Verfolgungsmanöver fliegen.

Also ist der S-70 womöglich ein Erprobungsträger für einen unbemannten Bomber? Annehmen könnte man das, nur: Was ist mit der Reichweite? 5.000 Kilometer sind nicht wenig, aber auch nicht gerade strategisch-interkontinental.

Womit wir es beim S-70 zu tun haben, ist insofern zwar keine typische, aber eine Kampfdrohne – eine, deren technische Eigenschaften sich in der Tat nur erahnen lassen. Das französische Fachportal „Air & Cosmos“ zum Beispiel mutmaßt über Abmessungen und Gewichte des S-70.

Das Portal geht von 25 Tonnen Gesamtgewicht bei 2,8 Tonnen Nutzlast aus. Zum Vergleich: Der Kampfjet Su-57 wiegt max. 35,5 Tonnen. Leichter lässt sich die Spannweite abschätzen: 19 Meter, und die Rumpflänge: laut „Air & Cosmos“ 14 Meter.

Der Vergleich mit dem Su-57 ist übrigens durchaus angebracht. Die Drohne soll, davon geht man aus, im Verband mit dem Jagdflugzeug kämpfen – unter seinem Schutz und seiner Führung. Bekannt ist, dass der Su-57 als Erprobungsträger für vielerlei Komponenten des S-70 genutzt wird. Sicherlich teilen sich die beiden Maschinen das eine oder andere Konstruktionsmerkmal, den internen Waffenschacht etwa.

Ursprünglich wurde geplant, den „Ochotnik“ 2020 bei den russischen Streitkräften in Dienst zu stellen. Und bislang verläuft alles einigermaßen nach Plan. Beim Roll-out war die Zeitverzögerung nur geringfügig: Ende 2018 wurde ein Foto der Drohne zum ersten Mal öffentlich.

Ein paar Worte noch zur Funktion des S-70. Der „Ochotnik“ muss keine Kampfdrohne bleiben. Weil er modular ausgelegt ist, kann er je nach Mission unterschiedliche Waffen, Geräte, Sensoren aufnehmen. Ein Multitalent, ein Allrounder.

sputniknews


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