Nach Wahlverschiebung Massenproteste und Unruhen auf Haiti

  24 Januar 2016    Gelesen: 645
Nach Wahlverschiebung Massenproteste und Unruhen auf Haiti
Nach der Verschiebung der Stichwahl um das Präsidentenamt auf Haiti erhöht die Opposition den Druck auf die Staatsführung. Tausende Demonstranten forderten am Samstag den Rücktritt von Staatschef Michel Martelly und Ministerpräsident Evans Paul. Bis Anfang Februar müsse eine Übergangsregierung stehen, sagte Oppositionspolitiker Assad Volcy bei der Kundgebung in der Hauptstadt Port-au-Prince. Bei Zusammenstößen mit Sicherheitskräften wurde ein Demonstrant angeschossen.
Aus Sorge vor Gewalt war in Haiti am Freitag die für Sonntag geplante zweite Runde der Präsidentschaftswahl verschoben worden. Die Opposition wirft der Regierung des scheidenden Präsidenten Martelly vor, die Wahl zugunsten seines Wunschkandidaten Jovenel Moise zu manipulieren, auch eine unabhängige Prüfkommission konstatierte massive Fälschungen. Der Oppositionskandidat Jude Célestin zog sich deswegen aus der Stichwahl zurück. Er hatte in der ersten Wahlrunde am 25. Oktober 25,3 Prozent der Stimmen erhalten, während Moise auf 32,8 Prozent gekommen war.

Wegen der Manipulationen gibt es seit Wochen teils gewaltsame Proteste. Am Samstag wurde ein Markt nahe des Präsidentschaftspalastes von einer wütenden Menge angegriffen. Als Sicherheitskräfte Warnschüsse abgaben, sei der Zorn der Menschen noch gestiegen, berichteten Augenzeugen. Aus der Menge wurden Steine auf die Polizei geworfen, die mit Wasserwerfern und Tränengas reagierte. Überdies wurden Reifen angezündet.

Bei Auseinandersetzungen mit Sicherheitskräften vor dem Hauptquartier der Wahlkommission war am Freitag ein Demonstrant von einer Kugel getroffen worden. Drei Fahrzeuge wurden in Brand gesteckt und die Scheiben mehrerer Geschäfte eingeschlagen.
Haiti ringt 30 Jahre nach dem Ende der Diktatur noch immer um Stabilität. Immer wieder wurde das Land durch politische Krisen zurückgeworfen. Der verarmte Karibikstaat leidet zudem weiter unter den Folgen des verheerenden Erdbebens im Jahr 2010, bei dem mehr als 250.000 Menschen ums Leben gekommen waren.

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