Magier zeichnete Sonnenfinsternis auf

  31 Mai 2019    Gelesen: 619
 Magier zeichnete Sonnenfinsternis auf

Eine Sonnenfinsternis ist selten und auch heute ein außergewöhnliches Ereignis. Vor über 100 Jahren war es die pure Magie, die ein Brite auf Film bannte. Nun wird das Material wiedergefunden und restauriert.

Den vermutlich ältesten erhaltenen Film über eine totale Sonnenfinsternis haben britische Wissenschaftler per Zufall wiederentdeckt. Der Fund schlummerte einem Bericht der Royal Astronomical Society zufolge bislang unentdeckt im Archiv der Organisation.

Das verwackelte Material aus dem Jahr 1900 stammt demnach vom britischen Filmemacher Nevil Maskelyne. Er hatte die bewegten Bilder am 28. Mai 1900 während einer Expedition in North Carolina in den USA aufgenommen. Es war der zweite Versuch Maskelynes, eine Sonnenfinsternis festzuhalten. Schon 1898 nahm er ein solches Spektakel in Indien auf, doch das Material war während seiner Rückreise gestohlen worden. Den Angaben zufolge musste Maskelyne für die Aufnahmen erst einen speziellen Teleskopadapter für seine Kamera bauen.

Das Originalfilm-Fragment wurde von Konservierungsexperten gescannt und anschließend restauriert. Der dann Bild für Bild zusammengesetzte Film ist nun auch online kostenlos abrufbar. In der gut einmütigen Sequenz ist zu sehen, wie sich der Mond zwischen Erde und Sonne schiebt und die Sonne schließlich vollständig verdeckt. Am Ende tritt der Mond wieder aus dem Schatten heraus, zwischenzeitlich ist nur ein schmaler Lichtkranz von der Sonne zu sehen.

Verbindung von Kunst und Wissenschaft

Die Stummfilmkuratorin des British Film Institute, Bryony Dixon, sagte über den Fund: "Film verbindet Kunst und Wissenschaft, wie Magie." Filmhistoriker suchten demnach seit vielen Jahren nach diesem Film. Nun sei es gelungen, diese Attraktion aus dem 19. Jahrhundert durch die technische Magie des 21. Jahrhunderts wiederzubeleben. "Maskelyne wollte eine Neuheit in seinem Zaubertheater zeigen, die besser ist als das beeindruckendste Naturphänomen", so Dixon

Maskelyne war den Angaben zufolge ein begeisterter Filmfan und hatte sich als Magier auf Illusionen, Spiritualismus und außergewöhnliche Phänomene spezialisiert. Unter anderem war er Mitinhaber der "Egyptian Hall", eines magischen Theaters im Londoner Stadtteil Piccadilly. Er war fasziniert von der Astronomie und wurde Mitglied der Royal Astronomical Society. Dort versuchte er zu zeigen, wie der sich gerade entwickelnde Kinematograph für die wissenschaftliche Arbeit genutzt werden kann.

"Es ist wunderbar, Ereignisse aus unserer wissenschaftlichen Vergangenheit wieder zum Leben zu erwecken", sagte Mike Cruise, der Präsident der Royal Astronomical Society, in einer Erklärung. "Astronomen sind immer daran interessiert, sich auf neue Technologien einzulassen, und unsere Vorgänger vor einem Jahrhundert waren keine Ausnahme. Diese Szenen einer totalen Sonnenfinsternis - eine der spektakulärsten Sehenswürdigkeiten der Astronomie - sind ein faszinierender Einblick in die viktorianische Wissenschaft in Aktion."

Eine totale Sonnenfinsternis entsteht, wenn sich der Mond zwischen Erde und Sonne schiebt und diese - von einem bestimmten Ort aus gesehen - vollständig verdeckt. Am helllichten Tag wird es dann für wenige Minuten dunkel wie mitten in der Nacht. Nur auf einem schmalen Streifen auf der Erdoberfläche - ein paar Hundert Kilometer breit und viele Tausend Kilometer lang - ist das Ereignis sichtbar. Die nächste Sonnenfinsternis wird am 2. Juli über einem Teil des Pazifischen Ozeans, Chiles und Argentiniens erwartet.

Quelle: n-tv.de, sba


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