Frauenrekord im neuen Europaparlament

  03 Juni 2019    Gelesen: 701
Frauenrekord im neuen Europaparlament

Im neu gewählten Europaparlament werden offenbar mehr Frauen vertreten sein als jemals zuvor. Trotzdem bleiben Männer in der Überzahl. Und Deutschland wird voraussichtlich weniger Frauen nach Straßburg schicken als andere EU-Staaten.

Laut einer Analyse der Europäischen Frauenlobby (EFL) wird sich der Frauenanteil im neuen EU-Parlament leicht erhöht – von 36 Prozent nach der Europawahl 2014 auf nun etwa 39 Prozent. Das entspricht 286 von 751 Sitzen. Die Analyse der Lobbyorganisation, über die britische „Guardian“ berichtet, ist allerdings nur vorläufig, weil offenbar noch nicht sämtliche Parteien aller EU-Länder ihre Kandidatinnen und Kandidaten bestätigt haben.

Sollte es beim aktuellen Stand bleiben, würde der Frauenanteil im neuen EU-Parlament deutlich über dem Schnitt der nationalen Parlamente der EU-Mitgliedervon 30,2 liegen und auch über dem des aktuellen deutschen Bundestages. Dort sind Frauen zu 31,3 Prozent vertreten, vor sechs Jahren waren es noch 37,3 Prozent.

Mehr Länder mit Frauenquote

Wie der „Guardian“ weiter berichtet, hätten bei der diesjährigen Europawahl bereits elf Mitgliedsstaaten ihre Parteien zu Frauenquoten verpflichtet, im Vergleich zu acht im Jahr 2014. Sechs der 28 EU-Länder könnten mit einer ausgeglichenen Geschlechterbilanz ihrer zukünftigen Europaabgeordneten aufwarten: Schweden (Frauenanteil 55 %), Finnland (54 %), Frankreich (50 %), Slowenien (50 %), Luxemburg (50 %) sowie Großbritannien (47 %). 

Zypern wird demnach keine einzige Frau ins Europaparlament entsenden, die Slowakei lediglich zwei von 14 Abgeordneten. In Deutschland liegt der Frauenanteil unter den zukünftigen Europaabgeordneten bei 36,5 Prozent. 

Weltweit am meisten Frauen sind nach UNO-Angaben im Parlament von Ruanda vertreten (61,3 %), gefolgt von Kuba (53,2 %) und Bolivien (53,1 %).

Forderung nach mehr Top-Jobs für Frauen

EFL-Präsidentin Gwendoline Lefebvre forderte von den Mitgliedsstaaten, mindestens eine weibliche Kandidatin für das Amt des EU-Kommissionspräsidenten vorzuschlagen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und EU-Ratspräsident Donald Tusk hatten sich auf dem EU-Sondergipfel in Brüssel dafür ausgesprochen, zwei der vier freiwerdenden EU-Spitzenposten mit Frauen zu besetzen. Im Gespräch für ein solches Amt sind derzeit EU-Wettbewerbskommissarin Margarethe Vestager, IWF-Direktorin Christine Lagarde sowie Weltbankchefin Kristalina Georgieva.

Nur vier weibliche Regierungs-Chefs

Von den 28 EU-Ländern werden zurzeit vier von Frauen regiert: Deutschland von Bundeskanzlerin Angela Merkel, Großbritannien von der scheidenden Premierministerin Theresa May, Rumänien von Ministerpräsidentin Viorica Dăncilă und Österreich von Brigitte Bierlein als Übergangs-Bundeskanzlerin. 

Die Europäische Frauenlobby (EFL) setzt sich nach eigenen Angaben für Frauenrechte und Gleichberechtigung auf europäischer Ebene ein und vertritt mehr als 2.000 Organisationen in allen EU-Mitgliedsländern sowie -Beitrittskandidaten. Die EFL hat unter anderem beratenden Status beim Wirtschafts- und Sozialrat der UNO sowie beim Europarat. Laut Bundeszentrale für politische Bildung gilt sie als „eine professionalisierte und einflussreiche Akteurin in der Gleichstellungspolitik“.

 

Deutschlandfunk


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