Refinitiv blockiert in China Reuters-Berichte über Tiananmen

  04 Juni 2019    Gelesen: 646
Refinitiv blockiert in China Reuters-Berichte über Tiananmen

Peking (Reuters) - Der Finanzdatenanbieter Refinitiv blockiert in China auf Druck der dortigen Regierung Reuters-Berichte über das Tiananmen-Massaker.

Die Zensurbehörde CAC habe dem zu Blackstone gehörenden Unternehmen gedroht, seine Geschäfte in China zu stoppen, sollten weiterhin Nachrichten über die vor 30 Jahren gewaltsam niedergeschlagenen Demonstrationen am Tiananmen-Platz veröffentlicht werden, wie drei mit der Angelegenheit vertraute Personen Reuters sagten. Ziel von Refinitiv sei es, nur in China auf die Verbreitung solcher Nachrichten zu verzichten, ergänzten zwei Insider. Doch auch Nutzer der Eikon-Nachrichtenplattform von Refinitiv außerhalb der Volksrepublik sagten, sie könnten keine Berichte zu dem Thema mehr finden. Die Gründe dafür blieben zunächst unklar.

Refinitiv erklärte in einer Email an Reuters, das Unternehmen biete Kunden in China Finanznachrichten und Daten an. “Wir sind stolz darauf, welche Rolle wir in der Welt spielen, transparente und leistungsstarke Finanzmärkte zu ermöglichen. Als globales Unternehmen erfüllen wir alle lokalen regulatorischen Vorschriften. Dies beinhaltet auch die Anforderungen an unsere Lizenz, Geschäfte in China zu betreiben.”

Refinitiv gehört zu 55 Prozent dem Finanzinvestor Blackstone und zu 45 Prozent dem Informationskonzern Thomson Reuters, dem Mutterkonzern von Reuters. Die Abspaltung der früheren Finanzmarkt-Sparte von Thomson Reuters wurde in einem Milliardendeal im vergangenen Jahr besiegelt. Reuters News versorgt Refinitiv aber noch 30 Jahre lang mit Nachrichten, Refinitiv ist damit der größte Kunde.

Reuters-Präsident Michael Friedenberg und Chefredakteur Steve Adler schrieben in einer internen Email an Reuters-Mitarbeiter, die Nachrichtenagentur habe gegenüber Refinitiv Bedauern geäußert über den Ausschluss von Tiananmen-Stories. Die Redakteure von Reuters seien angehalten, weiterhin zu berichten, wie sie es gewohnt seien: Nachrichten zu schreiben ohne Angst und ohne jemandem einen Gefallen zu tun.

Der Refinitiv-Wettbewerber Bloomberg wollte sich nicht dazu äußern, ob er in China ebenfalls auf die Verbreitung bestimmter Berichte verzichtet.

In China hatten 1989 hunderttausende Menschen wochenlang für Demokratie und Freiheit demonstriert. Am 4. Juni ging die Armee am Tiananmen-Platz mit Panzern gegen die Demonstranten vor. Dabei starb eine unbekannte Zahl von Menschen.


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