Wer kann Kosmonaut werden: Neue Auswahl von Kandidaten

  05 Juni 2019    Gelesen: 1024
 Wer kann Kosmonaut werden: Neue Auswahl von Kandidaten

Roskosmos begann ein Auswahlverfahren für Kandidaten zur Aufnahme in das neue Kosmonauten Corps. Die Bewerber müssen einen Hochschulabschluss als Ingenieur oder in einer wissenschaftlichen oder naturwissenschaftlichen Fachrichtung haben. Es werden auch Ärzte zur Teilnahme an Mondprogrammen gesucht. Auch Robot Fyodor wird zur ISS geschickt.

Laut dem Managing Direktor für bemannte Raumfahrtprogramme des russischen staatlichen Raumfahrtkonzerns Roskosmos, Sergej Krikaljow, sind Menschen mit einer speziellen Ausbildung besonders sensibel für Informationen, die sie im Laufe des Fluges beherrschen müssen, und auf den Flug selbst besser vorbereitet.

Raumflieger Krikaljow habe „am eigenen Leib“ erfahren, was das bedeute: Es wurde früher einer unter mehreren hundert Bewerbern ausgewählt. Derzeit bestehe das Kosmonauten Corps aus einer kleinen Gruppe, erklärte er. „Heute fliegen zwei bis drei Mann starke Besatzungen ins All. Damit das ganze Team flugbereit ist, muss es kompakt sein“, sagte er auf einer Pressekonferenz in Moskau.

„Es muss ein gesunder Mensch sein, der körperlich etwas besser entwickelt ist als ein durchschnittlicher Bürger und potentielle Belastung gut vertragen kann. Der Körper des zukünftigen Kosmonauten muss über Reserven verfügen, die es ihm ermöglichen werden, lange im Beruf zu bleiben. Die Bewerber dürfen nicht älter als 35 Jahre sein, müssen einen Hochschulabschluss haben, in kleinen Gruppen arbeiten können und stressresistent sein. Sie müssen dem Programm zugutekommen, eine gute wissenschaftliche oder ingenieurtechnische Ausbildung haben. Und das Wichtigste – sie müssen eine gute Motivation haben, einen richtigen Wunsch, Kosmonaut zu werden“, merkte Krikaljow an.

Zurzeit gibt es noch keinen idealen Weg, um Kosmonaut zu werden. Als die europäische Weltraumbehörde ESA vor einigen Jahren ihre Astronauten auswählte, hatte sie folgende Kriterien: Die Bewerber mussten einem ESA Mitgliedsstaat angehören, zwischen 27 und 37 Jahre alt und zwischen 153 und 190 cm groß sein.

Die Mitglieder des neuen Kosmonauten Corps 2019 werden für Mondprogramme und Flüge mit Raumschiffen der Perspektive ausgebildet, sagte der Leiter des Instituts für medizinisch-biologische Probleme der Russischen Akademie der Wissenschaften, Oleg Orlow:

„Wir werden auf die Besonderheiten der Kandidaten für Mondmissionen achten. Es müssen nicht nur ausgebildete Flugkapitäne und Bordingenieure sein, aber auch Fachkräfte der Naturwissenschaften, Biologen. Die Teilnahme von Ärzten ist auf den ersten Etappen des Programms erforderlich. Wir führen erneut Arktis-Expeditionen durch, um die Anforderungen an künftige Besatzungen der Mondstationen unter harten Extrembedingungen durchzuarbeiten.”

In letzter Zeit spricht man häufig über die Verschmelzung der bemannten und unbemannten Raumfahrt. Die ISS fliegt bekanntlich nicht über der Arktis. Die Bahnneigung ist so, dass die Erde von der ISS aus nur bis zur Breite von 52-55 Grad beobachtet werden kann. „Während der bemannten Raumflüge wird die Ausrüstung geprüft und getestet, die nachher auf unbemannten Raumschiffen installiert wird, die sowohl die Arktis als auch die Wüsten beobachten werden, also alles, was außerhalb des Flugbereichs der ISS passiert“, kommentierte Krikaljow.

Ins neue Kosmonauten Corps werden Bürger der Russischen Föderation ausgewählt. Ausländer können aber auch ihr Glück versuchen, falls sie die russische Staatsbürgerschaft bekommen. In die neue Sternengruppe 2019 werden vier bis sechs Kandidaten aufgenommen. 2018 wurden etwa 420 Bewerbungen aus ganz Russland eingereicht. Nur acht Kandidaten haben die harten Bedingungen erfüllt. Die Auswahl läuft bis 1. Juni 2020.

Nach Angaben des Allrussischen Zentrums für Meinungsforschung möchte über ein Drittel (38 Prozent) der russischen Bürger an der Ausschreibung für neue Kosmonauten teilnehmen. 26 Prozent von ihnen äußerten eine feste Absicht zur Teilnahme. 

Auf der Pressekonferenz wurde auch mitgeteilt, dass Roskosmos nicht vorhabe, eine weibliche Sondergruppe zu bilden, wie es vorher angekündigt worden sei. Heute ist im Kosmonauten Corps nur eine einzige Frau – Versuchskosmonautin Anna Kikina. Bei der NASA steht die Sache auch nicht besser. Der erste ausschließlich mit Astronautinnen besetzte Außeneinsatz an der ISS hat nicht stattgefunden, weil es keine zwei Raumanzug-Oberteile in mittlerer Größe gegeben habe, die den beiden Teilnehmerinnen der Expedition – Christina Koch und Anne McClain – am besten passten.

Laut Krikaljow wird der Roboter Fjodor bald zur ISS geschickt werden. Dies ist ein Androide, der für das russische Notfallministerium entwickelt wurde. Er ist mit einem Sprachsteuerungssystem und speziellen Sensoren ausgestattet. Der Roboter kann Türen öffnen, mit einer Bohrmaschine arbeiten, ein Auto fahren und sogar mit zwei Händen schießen. Im Weltraum ist geplant, ihn zu einer Art Assistent zu machen, der eine Vielzahl von Aufgaben erledigt - vom Haushalt bis hin zum technischen Bereich. Auf die ISS zum „Berufspraktikum“ soll Fjodor im August geschickt werden.

sputniknews


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