Der Grünen-Fraktionschef sagte in der „Bild am Sonntag“, der Einwegbecher stehe „exemplarisch für den Müll-Wahnsinn in Deutschland“.
Wie groß ist das Problem mit Einwegbechern?
In Deutschland wurden allein im Jahr 2016 2,8 Milliarden Einweg-Becher vor allem für Kaffee verbraucht, die anschließend im Müll landeten. Das sind etwa 34 pro Einwohner und Jahr. 60 Prozent der Becher waren aus beschichteter Pappe, 40 Prozent aus Plastik, etwa aus Getränke-Automaten. So entstanden 280.000 Tonnen Abfall. Das Umweltbundesamt (UBA) rät deswegen dazu, innerhalb von zwei bis drei Jahren die Zahl der Becher um die Hälfte zu reduzieren.
Was fordert Hofreiter genau?
Der Grünen-Fraktionschef sagte in der „Bild am Sonntag“, die Bundesregierung müsse konsequent auf Mehrweg setzen und bundesweit Pfandsysteme für Mehrweg-Kaffeebecher auf den Weg bringen – noch in diesem Jahr. Hofreiter verwies auf eine EU-Richtlinie, die die Mitgliedsländer zur Reduzierung von Einwegbechern anhält. Eine kleine Anfrage der Grünen ergab demnach, dass die Bundesregierung diese Richtlinie „nicht vor Ablauf der Umsetzungsfrist von zwei Jahren“ in deutsches Recht übertragen werde.
Wer unterstützt die Idee?
ofreiter ist nicht der einzige, der sich für ein bundesweites Pfandsystem für Kaffeebecher ausspricht. Vor wenigen Wochen hatte die Deutsche Umwelthilfe (DUH) ein solches System gefordert, an dem sich auch die großen Kaffeeketten beteiligen müssten. Bei bisherigen Pfandsystemen machen vor allem kleine Cafés und Bäckereien in Großstädten mit.
Die Bundesregierung hat das Thema bereits auf dem Zettel. Umweltministerin Schulze (SPD) will die Hersteller von Einweg-Bechern zur Kasse bitten und den Handel dazu bringen, standardmäßig Mehrweg-Alternativen anzubieten. Verboten werden sollen aber nur Becher aus aufgeschäumtem Plastik – das schreibt eine EU-Richtlinie ab 2021 vor.
Was spricht für ein Mehrweg-Pfandsystem?
Mehrweg-Becher sind – bei entsprechend häufiger Nutzung – deutlich umweltfreundlicher als die gängigen Einweg-Kaffeebecher. Diese lassen sich nach Angaben der Deutschen Umwelthilfe kaum recyceln und müssen verbrannt werden, weil sie nicht komplett aus Pappe sind, sondern auch noch zu fünf Prozent Kunststoff enthalten. Zudem ist Pappe in der Herstellung energie- und wasserintensiv. Dazu werden Ressourcen wie Holz und Erdöl sowie Chemikalien eingesetzt.
Hat die Idee einen Haken?
Damit Mehrweg ökologischer als Einweg ist, müssen laut einer aktuellen Studiedes Umweltbundesamts ein paar Bedingungen erfüllt sein: Mehrweg-Becher sollten mindestens zehnmal, besser mehr als 50 Mal, wiederverwendet werden, um den Ressourcen-Einsatz bei der Herstellung zu kompensieren. Die Spülmaschinen zur Reinigung der Becher sollten mit Ökostrom betrieben werden. Damit Mehrweg-Becher akzeptiert werden, müssen Einweg-Becher zudem deutlich teurer sein und das Mehrweg-Pfand nicht zu niedrig, damit die Becher auch zurückgebracht werden. Das UBA schlägt ein Pfand von 25 Cent vor.
Welche Alternativen gibt es?
Viele Cafés befüllen Becher, die Kunden selbst mitbringen – manchmal ist der Kaffee dann sogar etwas billiger. Für Kunden sind Mehrweg-Becher, die zu einem Pfandsystem gehören, allerdings praktischer. Es gibt sie vor Ort und sie können entweder im gleichen Café oder sogar an vielen Orten, die miteinander kooperieren, zurückgegeben werden. Angeboten wird dies unter anderem bereits von „ReCup“ überregional, „Better World Cup“ in Berlin oder „Hannoccino“ in Hannover.
Bundesumweltministerin Schulze erwägt zudem einen Fonds, in den die Hersteller von Einweg-Bechern einzahlen sollen. Das Geld soll dann den Kommunen zur Verfügung gestellt werden, um das teure Aufsammeln herumliegender Becher mitzufinanzieren.
Die Stadt Tübingen in Baden-Württemberg hatte Ende des vergangenen Jahres außerdem einen Grundsatzbeschluss gefasst, nach dem eine Steuer auf Einweg-Verpackungen für Speisen und Getränke erhoben werden soll. Dazu zählen neben Pizzakartons und Nudelboxen auch Einweg-Kaffeebecher. In der Stadt waren die Kosten für die Müllbeseitigung innerhalb eines Jahres um rund 50.000 Euro gestiegen.
Deutschlandfunk
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