Die Türkei hat den Kauf des russischen Raketenabwehrsystems S-400 nach den Worten von Präsident Recep Tayyip Erdogan bereits abgeschlossen. "Es ist ein abgeschlossener Deal", sagte Erdogan am Mittwochabend bei einer Veranstaltung seiner AKP-Partei in Ankara. "Ich sage nicht, dass die Türkei das S-400-System kaufen will, sondern wir haben es bereits gekauft." Die Flugabwehrraketen würden voraussichtlich im Juli geliefert.
Damit ist weiterer Streit mit den USA rund um das Programm des US-Kampfjets F-35 vorprogrammiert.
Die USA hatten dem Nato-Partner Türkei eine Frist bis Ende Juli gesetzt, um auf den Kauf russischer S-400-Flugabwehrraketen zu verzichten. Das US-Verteidigungsministerium drohte unter anderem damit, die Türkei dauerhaft von der gemeinsamen Produktion der F-35-Kampfjets auszuschließen.
Erdogan sagte nun, er werde US-Präsident Donald Trump vor dem G20-Gipfel Ende Juni seine Argumente in einem Telefonat darlegen. Am Rande des Treffens der 20 größten Industrie- und Schwellenländer in Japan ist ein Treffen der beiden Staatschefs geplant. Er wolle das Thema mit Trump besprechen und zur "Ausgangssituation" zurückkehren, sagte Erdogan.
Kurz vor der Erklärung Erdogans hatte sein Verteidigungsminister Hulusi Akar gegen Schritte Washingtons protestiert, den Nato-Partner vom F-35-Kampfjetprogramm auszuschließen. Das widerspreche dem "Geist des Bündnisses" zwischen den beiden Ländern, sagte Akar während eines Besuchs in Aserbaidschan.
Die Türkei hat sich bisher dezidiert zu dem mit Russland vereinbarten Kauf des Raketenabwehrsystems S-400 bekannt. Die USA sehen dies als Bedrohung: Washington argumentiert, dass Russland über die in der Türkei installierten Raketen an Daten über die Fähigkeiten der neuen F-35-Tarnkappenflugzeuge gelangen könnte.
In einem am vergangenen Freitag veröffentlichten Schreiben hatte der geschäftsführende US-Verteidigungsminister Patrick Shanahan seinen türkischen Kollegen Akar über die geplanten Maßnahmen informiert, um die türkische Teilnahme an dem Programm ab Ende Juli auszusetzen.
Zwar drücke der Brief die Erwartung aus, eine Lösung zu finden, sagte Akar am Mittwoch. Aber: "Wir haben vom ersten Moment an gesehen, dass der Ton nicht dem Geist des Bündnisses entspricht." Die Türkei werde in den kommenden Tagen eine Antwort vorbereiten. Am Donnerstag will Akar eigenen Angaben zufolge mit Shanahan telefonieren. Ende Juni solle es dann bei einem Treffen der Nato-Verteidigungsminister in Brüssel zu einem persönlichen Gespräche kommen.
spiegel
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