Donald Trump macht's noch einmal

  19 Juni 2019    Gelesen: 924
Donald Trump macht

US-Präsident Donald Trump eröffnet in Orlando offiziell seinen Wahlkampf – 500 Tage vor der Wahl. Und er setzt voll auf die Mobilisierung seiner Stammwähler.

Gut 30 Minuten sind schon rum, da klingen die Sprechchöre auf einmal so, als ob sie den Mann am Rednerpult antreiben sollen. "Four more years", skandiert die Masse im Amway Center in Orlando in Florida. Vier weitere Jahre soll der Mann am Pult, soll Donald Trump als amerikanischer Präsident weiterregieren.

Das wünschen sich die mehr als 20.000 Anhänger, genau dafür sind sie doch an diesem Dienstagabend gekommen: Sie wollen live miterleben, wie "Geschichte geschrieben" wird, wie Donald Trump es seit Wochen angekündigt hat, wenn er nun auch noch "offiziell" erklärt, was er eigentlich seit seiner Amtseinführung sagt: dass er im kommenden Jahr zur Wiederwahl antreten wird. Aber Trump hält sie hin, er muss erst einmal von all seinen Erfolgen berichten – und die politischen Gegner runtermachen, die das Gegenteil, die "Sozialismus" und offene Grenzen wollten.

Die Erfolge, die er aufzählt, kennen die meisten Trump-Fans wohl schon im Schlaf, so oft wiederholt er sie, am liebsten auf Twitter. Die Wirtschaft stehe besser da denn je, die Arbeitslosigkeit sei auf einem historischen Tief, die Löhne stiegen, und international seien die USA wieder respektiert.

Er habe begonnen, die Mauer an der amerikanischen Südgrenze zu bauen, um die illegale Migration einzudämmen, und bald werde er den 150. Richter ernennen. Außerdem habe er das "katastrophale" Iran-Abkommen aufgekündigt und die amerikanische Botschaft in Israel von Tel Aviv nach Jerusalem verlegt.Bei eigentlich jedem dieser Punkte jubeln die Anwesenden begeistert, schwenken ihre Trump-Schilder, und wenn er, auch das gehört zum einstudierten Ritual, auf die "Fake News" schimpft, recken sie wütend die Fäuste in Richtung der anwesenden Journalisten und rufen: "Tell the truth", sagt die Wahrheit.

Und Trump fährt fort: Die Zukunft sei noch nie derart rosig gewesen, keine andere US-Regierung habe derart viel erreicht wie seine in den vergangenen zweieinhalb Jahren. "Der amerikanische Traum ist zurück, und er ist größer, stärker und besser denn je." Tobender Beifall in der an diesem Abend vom republikanischen Rot dominierten Mehrzweckhalle, für die Trump-Fans ist das eine unerschütterliche Tatsache.

Manche sind bereits am Vortag für die "Make America Great Again"-Rallye angereist, wie Toi Pittman aus dem rund zwei Stunden entfernten Jacksonville. Die 41-jährige Afroamerikanerin und ihre Freunde haben ihren Platz vor dem Amway Center am Montagnachmittag um 17 Uhr bezogen, um auch wirklich live dabei zu sein, nicht nur draußen vor den eigens aufgebauten Riesenleinwänden. Geschlafen haben sie in Zelten, sie haben den Regen ausgehalten, das Gewitter, klatschnass wie nie sei sie gewesen, sagt Pittmann lachend und zupft an ihrem rot-blauen Hut mit den silbernen Sternen. "Aber das war es sowas von wert, hier aufzutauchen und Trump zu unterstützen." Er habe doch so viel für ihr Land getan.

Genau auf diese unerschütterliche Unterstützung seiner Hardcore-Fans setzt der Präsident ganz offensichtlich, mehr als auf mögliche Wechselwähler. Das wird auch an diesem Abend deutlich, an dem er nach 35 Minuten dann endlich die für seine Zuhörer erlösenden Worte spricht: Er stehe nun vor ihnen, "um offiziell meinen Wahlkampf für eine zweite Amtszeit als Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika zu starten". Denn nur so könne er "Amerika weiterhin großartig machen, sicherstellen, dass das Land auch "wirklich großartig bleibt". Unter ihm werde es besser dastehen als je zuvor.

Dann lässt er seine Anhänger noch per Applaus darüber abstimmen, ob der erfolgreiche Wahlkampfslogan "Make America Great Again", kurz MAGA, ersetzt werden soll durch KAG, was für "Keep America Great" stehen soll. Der Applaus ist ohrenbetäubend eindeutig, ab sofort heißt es dann wohl KAG.

t-online


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