IOC schließt Boxverband von Olympischen Spielen 2020 aus

  27 Juni 2019    Gelesen: 801
IOC schließt Boxverband von Olympischen Spielen 2020 aus

Die Aiba ist der drittgrößte Sportverband der Welt - und einer der umstrittensten. Nun hat das IOC den Boxverband endgültig von den Olympischen Spielen 2020 suspendiert. Die Boxer aber dürfen teilnehmen.

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat mit nicht gekannter Härte gegen einen seiner Verbände zugeschlagen. Die Boxer dürfen bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio zwar in den Ring steigen, doch der Weltverband Aiba wurde wegen dunkler Machenschaften, Missmanagement und Wettkampfmanipulation nun endgültig suspendiert. Dieser einmalige Doppelbeschluss wurde auf der IOC-Session am Mittwoch in Lausanne einstimmig verabschiedet.

Nach der Suspendierung bleibt die Zukunft der Aiba offen. "Ich hoffe, sie finden einen Ausweg aus der Krise", sagte Nenad Lalovic, Chef der IOC-Untersuchungskommission und Ringer-Weltpräsident. Die Aiba müsse bereit sein, sich nach Tokio 2020 um ihren Sport zu kümmern, Reformen und schnelle Veränderungen seien gefordert. "Haben sie keinen Erfolg, wird ihre Zukunft nicht rosig ausfallen", sagte Lalovic.

Ausgelöst wurde die Krise der Aiba durch die Wahl von Gafur Rachimow zum Präsidenten. Das US-Finanzministerium bezeichnete ihn als "einer der führenden Verbrecher Usbekistans". Aber auch Vorgänger Ching-Kuo Wu hatte keine bessere Figur gemacht. Er wurde Ende 2017 zum Rücktritt gezwungen. Ein Jahr danach sperrte ihn die Aiba auf Lebenszeit. Dem Funktionär aus Taiwan wurde vorgeworfen, große Schulden angehäuft zu haben. Die Aiba soll mit 29 Millionen Schweizer Franken im Minus sein. Wu ist immer noch Mitglied des IOC.

In einem Brief an das IOC warnte der scheidende Aiba-Geschäftsführer Tom Virgets, sein Verband stehe vor der Insolvenz. Denn es droht, dass die Aiba nach dem Tokio-Spielen nicht den Anteil aus den Einnahmen vom IOC erhält. Es wären rund 18,6 Millionen Dollar.

Neben der Aiba gibt es unter allen 35 olympischen Fachverbänden allerdings noch andere, denen dunkle Machenschaften und Missmanagement vorgeworfen werden. Manche, wie die Weltverbände im Fußball (Fifa) und in der Leichtathletik (IAAF), werden seit Jahren von strafrechtlichen Ermittlungen schwer erschüttert. Ein Schicksal wie der Aiba droht diesen Verbänden bisher aber nicht.

Die Boxer selbst werden nicht bestraft. Unter IOC-Hoheit werden die Qualifikationsturniere veranstaltet und vom Japaner Morinari Watanabe, dem Präsidenten des Internationalen Turnverbandes, organisiert. An der Zahl von 286 Athleten wird sich ebenso wie an den acht Männer- und fünf Frauen-Kategorien nichts ändern. Allerdings wird der Frauenanteil deutlich erhöht: 186 Männer und 100 Frauen werden in der japanischen Hauptstadt kämpfen, in Rio 2016 waren 250 Männer und 36 Frauen am Start. Die Nominierung für die Tokio-Ausscheidung ist den nationalen Box-Verbänden entzogen und den Nationalen Olympischen Komitees vom IOC übertragen worden.

Das IOC hat nun seine monatelange Drohung wahr gemacht, die Aiba sowohl für das Olympia-Turnier als auch für die Qualifikation in den Monaten davor zu sperren. Das IOC bemängelte in der Vergangenheit an dem Verband auch noch das Kampfrichtersystem und den Anti-Doping-Kampf. Ein Ausschluss des Faustkampfes von den Spielen stand jedoch nie zur Diskussion. Boxen ist seit 1904 olympisch. Mit 203 Mitgliedsverbänden ist die Aiba der drittgrößte Sportverband der Welt.

spiegel


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