Mehrere Schiffe verließen die Häfen der zwei Walfangstädte Shimonoseki und Kushiro. Walfänger, ihre Familien und Vertreter der Städte feierten den Start. „Wir wollen unsere Kultur der Waljagd wieder aufleben lassen“, hatte der Bürgermeister Shimonosekis zuvor gesagt. Der Walfang hat in Japan eine Jahrhunderte lange Geschichte und genießt deshalb große politische Unterstützung.
In den 1980er Jahren hatte die Internationale Walfangkommission IWC ein Jagdverbot verhängt, da die Bestände immer kleiner wurden. Japan kämpfte aber jahrelang darum, wieder kommerziell Wale fangen zu dürfen, weil es die Bestände für ausreichend erholt hält. Nach der Ablehnung eines entsprechenden Antrags Tokios erklärte das Land im Dezember 2018 seinen Rücktritt aus der IWC. Am Sonntag wurde der Austritt nach einer sechsmonatigen Frist wirksam.
227 Wale sollen bis Jahresende gefangen werden
Die Fangquote bis zum Jahresende sei auf 227 Wale festgesetzt worden, teilte die Fischereibehörde mit. Wie aus der Regierung verlautete, stehen auf der Abschussliste Zwerg-, Sei- und Brydewale. Japan hat auch bisher jedes Jahr Hunderte Wale unter Hinweis auf „wissenschaftliche Zwecke“ getötet, was trotz des Jagdverbots erlaubt ist.
Fortan will sich das Land auf eigene territoriale Gewässer und exklusive Wirtschaftszone beschränken. Die Forschungsjagd in der Antarktis soll eingestellt werden.
Tierschützer befürchten Schwund vieler Arten
Tierschützer hielten Japans Argument der „Wissenschaft“ stets für vorgeschoben. Sie kritisieren auch die aktuelle Wiederaufnahme der Waljagd. Die Überfischung sowohl in japanischen Küstengewässern als auch in Gebieten auf hoher See habe zum Schwund vieler Walarten geführt, so Greenpeace. Die Organisation OceanCare befürchtet, dass Japans Austritt aus der IWC das Überleben einiger Walpopulationen auch im Nordwestpazifik gefährden wird.
Befürworter des kommerziellen Walfangs sehen es als gesichtswahrenden Weg, da das teure und umkämpfte Walfangprogramm der Regierung angesichts des Wandels der Zeiten und des Geschmacks nach und nach von selbst zum Erliegen komme.
Wenig Arbeitsplätze, wenig Konsum
In Japan sind entgegen der massiven Aufmerksamkeit, der hohen Ausgaben von Steuergeldern und der politischen Unterstützung durch Abgeordnete nur rund 300 Menschen in den Walfang verwickelt. Walfleisch machte im Finanzjahr 2017 weniger als 0,1 Prozent des Fleischkonsum aus, wie jüngste Daten der Regierung zeigen.
Walfleisch galt in den mageren Zeiten nach dem Zweiten Weltkrieg als erschwingliche Proteinquelle. 1962 wurden 223.000 Tonnen konsumiert. Es wurde jedoch schnell durch anderes Fleisch ersetzt. 1986 lag der Konsum bei 6.000 Tonnen. Derzeit essen die Menschen in Japan durchschnittlich 30 bis 40 Gramm Walfleisch pro Jahr, das entspricht 4.000 bis 5.000 Tonnen.
Island setzt den Walfang erstmals seit 17 Jahren aus
Der für Umwelt zuständige EU-Kommissar Karmenu Vella zeigte sich in einem Interview mit der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo jedoch darüber besorgt, dass es nun auch noch zu verstärkten Exporten von Walprodukten nach Japan aus Island und Norwegen kommen könnte. Beide Staaten jagen grundsätzlich ebenfalls Wale, auch zu kommerziellen Zwecken. Beide sind zwar keine EU-Mitglieder, doch hatte das EU-Parlament die EU-Kommission per Resolution aufgefordert, die Nutzung von Häfen von EU-Mitgliedsstaaten für die Ausfuhr von Walfleischprodukten nach Japan zu verhindern.
Island hatte jedoch im Juni angekündigt, in diesem Sommer die Walfang-Saison auszusetzen. Die beiden in dem Land aktiven Walfang-Unternehmen kündigten an, in dieser Saison keine der Meeressäuger zu jagen. Eines von ihnen verwies zur Begründung auf „schwierige Marktbedingungen“ in Japan, außerdem wurden verwaltungstechnische Probleme genannt. Es ist das erste Mal seit 2002, dass vor Island keine Wale gefangen werden. 2018 waren 145 Finnwale und sechs Zwergwale gefangen worden. Island stellt sich ansonsten ebenso wie Norwegen und Japan offen gegen das Fangverbot der IWC.
Deutschlandfunk
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