Arktis-Station meldet Wärmerekord

  17 Juli 2019    Gelesen: 848
  Arktis-Station meldet Wärmerekord

Warme Brise nördlich des Polarkreises? Im äußersten Norden Kanadas messen Forscher beunruhigend hohe Temperaturen: In der Ortschaft Alert steigt das Thermometer auf 21 Grad. Nah am Nordpol ist es damit Mitte Juli zeitweise wärmer als in Berlin.

Staunend blicken Meteorologen auf die Messdaten aus der nördlichsten, dauerhaft bewohnten Siedlung der Erde: Im nordkanadischen Alert kletterte das Quecksilber am vergangenen Sonntag auf 21 Grad Celsius, wie der kanadische Wetterdienst mitteilte. Der Ort liegt weniger als 900 Kilometer vom Nordpol entfernt.

Der ungewöhnliche Spitzenwert für diese Region sticht weit aus den dort üblichen Durchschnittstemperaturen für Juli heraus. In Alert leben neben 50 Spezialisten des kanadischen Militärs auch einige wenige Zivilisten. Normalerweise, heißt es, erwärmt sich die Luft hier in der hohen Arktis zu dieser Jahreszeit im Schnitt auf nicht mehr als 3,4 Grad. Mit dem Spitzenwert vom Sonntag war es in Alert am Rande des "ewigen Eises" sogar wärmer als in Teilen Europas. In Berlin etwa lag die Tageshöchsttemperatur an diesem Tag an der Station Tempelhof nur bei 18,1 Grad.

"Das ist wirklich ziemlich spektakulär", sagte der Chef-Meteorologe im kanadischen Umweltministerium, David Phillips, mit Blick auf die Daten aus Alert. Eine solche "arktische Hitzewelle" habe es in der Region in dieser ausgeprägten Form noch nicht gegeben. Die einsam gelegene Ortschaft befindet sich an der äußersten nordöstlichen Spitze der Ellesmere-Insel auf Höhe der Nordspitze Grönlands und liegt damit geografisch sehr viel näher am Nordpol als am Polarkreis. Diese Grenze zur arktischen Zone verläuft von Alert aus gesehen rund 1800 Kilometer im Süden.

T-Shirt-Wetter ist in diesen Breitengraden selbst im Sommer ungewöhnlich. Doch in diesem Jahr verzeichnen auch Wetterstationen im benachbarten Nordwest-Territorium und in Yukon außergewöhnlich hohe Temperaturen. Der gesamte Norden des amerikanischen Kontinents erlebe derzeit eine Rekorde brechende Hitzewelle, berichtete die kanadische Rundfunkanstalt CBC. Die Daten aus Alert seien nur die letzte Anomalie einer schon jetzt langen und ungewöhnlich heißen arktischen Sommersaison.

"Ziemlich unglaubliche Statistik"

Die jetzt gemessenen 21 Grad seien für die nördlichste Wetterstation des kanadischen Wetterdienstes ein "absoluter Rekord", bestätigte auch der Meteorologe Armel Castellan. "Das ist eine ziemlich unglaubliche Statistik. Es ist eines von Hunderten Beispielen von Rekorden im Zuge der Erderwärmung."

Gänzlich unbekannt sind Warmluftströmungen im extremen Norden allerdings nicht. Vereinzelt wurden in den vergangenen Jahrzehnten bereits Vorstöße in Richtung 20-Grad-Marke gemessen. Der bisherige Wärmerekord in Alert lag bei exakt 20 Grad und wurde am 8. Juli 1956 gemessen. In den vergangenen Jahren nahmen jedoch auch hier in der Arktis die Temperaturausschläge nach oben zu. Seit dem Jahr 2012 wurden an mehreren Tagen Temperaturen zwischen 19 und 20 Grad erreicht.

Alert liegt am 82. Breitengrad am Ufer des Arktischen Ozeans. Die Basis der kanadischen Streitkräfte besteht aus ein paar wenigen Häusern und ist mit einem kleinen Flugfeld ausgestattet. Eingerichtet wurde der Posten einst während des Kalten Krieges, um russische Kommunikationssignale abzuhören. Seit 1950 betreibt der kanadische Wetterdienst dort neben den militärischen Einrichtungen auch eine meteorologische Messstation.

Quelle: n-tv.de, mmo/AFP


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