FaceApp-Entwickler reagiert auf „Beißreflexe“ aus USA und Deutschland

  19 Juli 2019    Gelesen: 571
FaceApp-Entwickler reagiert auf „Beißreflexe“ aus USA und Deutschland

Neue Wendungen im Drama rund um die russische FaceApp: Der App-Entwickler soll wegen mehrerer Anfragen Entwarnung geben. Am Donnerstag hatte der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber nach dem US-Demokraten-Chef ebenfalls vor der App gewarnt. Etliche Sicherheitsexperten sprechen dagegen von „erstickender Doppelmoral“.

„FBI alarmiert! Experten warnen vor erfolgreicher Face-App aus Russland! Lässt Putin uns alle alt aussehen?“, überfällt die „Bild“-Zeitung einen am Freitagmorgen. Nach mehreren Jahren erfolgreichen Gebrauchs machen sich nun plötzlich viele Medien, aber auch Entscheidungsträger plötzlich Sorgen um den Datenschutz. Nachdem der Fraktionschef der Demokraten im US-Senat, Chuck Schumer, die App vom FBI und der US-Handelskommission (FTC) untersuchen ließ, warnte auch der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber (SPD) am Donnerstag vor deren Nutzung.

„In der Tat gibt es hier Besorgnis, dass wichtige persönliche Daten in die falschen Hände geraten könnten“, sagte Kelber gegenüber dem SWR. Sowohl die schwammigen Nutzungsbedingungen als auch die Tatsache, dass wenig darüber bekannt sei, wer hinter FaceApp stecke, sei besorgniserregend. Es könne aus seiner Sicht sein, dass diese Daten auch mit Dritten geteilt werden. Dass die Daten nicht in Russland, sondern auf Google- und Amazon-Servern in den USA, Irland oder Singapur landen, macht die Datenschutzbedenken aus seiner Sicht nicht besser.

St. Petersburg in Verbindung

Der Entwickler der App, die in St. Petersburg tätige IT-Firma Wireless Lab, hat bereits eine Entwarnung gegeben. In der Sputnik vorliegenden Pressemitteilung wies Wireless Lab den Vorwurf zurück, die Daten würden an Dritte überreicht. „Wir verkaufen oder übertragen keine Benutzerdaten an Dritte“, geht es aus der Mitteilung hervor. FaceApp soll laut dieser Fotos zum Großteil in einer Cloud bearbeiten, indem die App nur das von dem Nutzer gewählte Foto hochlädt. 

„Wir übertragen niemals andere Bilder vom Telefon in die Cloud. Wir können das hochgeladene Foto in der Cloud speichern. Der Hauptgrund dafür ist die Leistung und der Datenverkehr: Wir möchten, dass der Benutzer bei jedem Bearbeitungsvorgang kein Foto erneut hochlädt. Die meisten Bilder werden währenddessen nach 48 Stunden von unseren Servern gelöscht.“ Der Entwickler verwies außerdem, dass um den Zugang zu den Fotos gebeten werde, damit die einzelnen Fotos eigentlich hochgeladen werden könnten.

IT-Blogger amüsiert

Das Thema sorgt in Deutschland weiter für Aufregung. Der deutsche Sicherheitsexperte und IT-Blogger Felix von Leitner, Spitzname Fefe, schrieb kürzlich: „Ich amüsiere mich ja gerade königlich, wie die Medien alle vor dieser App warnen, die Fotos künstlich altert oder verjüngt. Plötzlich merken die Medien, dass es riskant ist, einer App Zugriff auf Fotos zu geben, die die dann in die Cloud hochlädt. Warum? Weil diese Cloud in St. Petersburg ist. Und die Russland-Cloud erzeugt natürlich Beißreflexe, wo die Amazon-Cloud unter dem Radar weitersegelt. Die Doppelmoral ist erstickend!“

Er verwies weiter auf die Zeitungen, die keine Sekunde gezögert hätten, um die persönlichen Daten von Menschen an Dutzende Werbenetzwerke in intransparente Clouds irgendwo hochzuladen. Nun würden sie einem plötzlich erzählen, Daten in die Cloud zu laden, sei gefährlich.

sputniknews


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