In Frankreich kündigte der Energiekonzern EDF an, in dieser Woche die beiden Reaktoren der Zentrale von Golfech in Tarn-et-Garonne herunterzufahren. Grund für die Einschränkungen ist die steigende Wassertemperatur in Flüssen und Seen. Viele Kraftwerke entnehmen ihr Kühlwasser aus umliegenden Gewässern und leiten es wieder dahin zurück. Wird eine bestimmte Wassertemperatur erreicht, darf kein Wasser mehr entnommen werden, um eine weiteres Aufwärmen zu verhindern und Tiere und Pflanzen nicht zu gefährden. Kraftwerke müssen dann ihre Leistung drosseln oder einzelne Reaktoren ganz abschalten.
Der Vorsitzende des Umweltausschusses im Bundestag, die Grünen-Politikerin Sylvia Kotting-Uhl, wies darauf hin, dass Atomkraftwerke „mit ihrem enormen Kühlwasserbedarf bei Hitzewellen und Dürrephasen“ die Flüsse zusätzlich belasteten. Sie forderte eine zügige Wende hin zu erneuerbaren Energien.
Mehr Krankheitstage
Aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion geht laut einem Bericht der Tagesschau hervor, dass die Zahl der durch Hitze und Sonne bedingten Krankheitstage in den vergangenen zehn Jahren deutlich gestiegen ist. Demnach gab es 2017 etwa 40.000 solcher Arbeitsunfähigkeitstage. Knapp zwei Drittel entfielen auf Männer, ein Drittel auf Frauen. Im Vergleich zu 2008 hat sich die Zahl damit mehr als verdoppelt: Damals gab es knapp 18.000 solcher Tage. Die Angaben basieren auf Auskünften der gesetzlichen Krankenversicherungen. Den bislang höchsten Stand hatte es 2015 gegeben – mit mehr als 50.000 Arbeitsunfähigkeitstagen. In diesem Jahr gab es in Europa mehrere Hitzewellen.
Hitzerekorde befürchtet
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) erwartet für die kommenden Tage Rekordtemperaturen. Im Saarland und im Moseltal könnten Temperaturen von 40 Grad erreicht werden. „Wenn die Vorhersagen eintreffen, wird diese Hitzewelle in die Geschichtsbücher eingehen“, sagte DWD-Sprecher Andreas Friedrich der Deutschen Presse-Agentur. So etwas habe er als Meteorologe noch nicht gesehen. Vor allem im Ruhrgebiet könnten die Tiefstemperaturen in der Nacht zu Donnerstag nicht unter 25 Grad sinken. Er hoffe, dass die Vorhersagen nicht einträten.
Wie schon im Juni dürfte der DWD in den nächsten Tagen Hitzewarnungen herausgeben. Die Warnstufe 2 wird ausgerufen, wenn tagsüber extreme Wärmebelastung herrscht. Die sogenannte gefühlte Temperatur liegt dann über 38 Grad.
Hitze auch in den Nachbarländern
Auch Frankreich und Belgien wappnen sich für die extreme Hitze. In der französischen Hauptstadt Paris sollen nach Polizeiangaben wegen der hohen Ozonbelastung Fahrverbote gelten. Im Laufe der Woche werden im ganzen Land wieder Spitzenwerte um die 40 Grad erwartet, in Paris sollen es dem Wetterdienst Météo France zufolge am Donnerstag sogar bis zu 42 Grad werden. Das belgische Krisenzentrum rief die Bürger auf, sich um ihre Angehörigen zu kümmern.
Wegen extremer Hitze ist in Belgien erstmals Alarmstufe Rot ("Code rot") ausgerufen worden. Die Kriterien dafür seien erfüllt, teilte David Dehenauw vom Königlichen Meteorologische Institut mit. Alarmstufe Rot enthält mehrere Ratschläge an die Bevölkerung: So sollen die Menschen in Belgien möglichst viel trinken, sich ruhig verhalten und in kühlen Räumen aufhalten. Zudem solle man sich um Mitbürger kümmern und Anweisungen der zuständigen Behörden folgen.
Deutschlandfunk
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