„Die Hashd al Shaabi ist nicht beliebt in Mosul und wird auch kaum gebraucht“, erklärte Nujaifi. „Es gibt Einheiten aus der Stadt Mosul selbst und benachbarte Peshmerga-Kräfte, die uns assistieren.“ Es werde gut abgestimmte Luftunterstützung geben und auch die irakische Armee, die eine wichtige Rolle spielen werde. Diese Kräfte wären jedoch auch ohne Hashd al Shaabi in der Lage, die Stadt zu befreien.
Die Schiitenmiliz habe insbesondere in der Provinz Niniveh durch ihre Beteiligung an Plünderungen und Brandschatzungen sowie das Zurückweisen von Flüchtlingen jeden Rückhalt innerhalb der Bevölkerung verloren. In Kenntnis dieser Sachlage haben auch die irakische Regierung und die internationale Koalition eine Beteiligung dieser Gruppierung an der Befreiung Ramadis abgelehnt. „Für die Mosul-Offensive brauchen wir nicht mehr Männer, sondern mehr Waffen und bessere Koordination unter den Menschen in Mosul, den Peshmerga, der irakischen Armee und den Koalitionskräften – wobei die irakische Armee, die bislang erst zwei Brigaden beigesteuert hatte, ihren Part der Vorbereitungen noch nicht abgeschlossen habe.
„Die Regierung sollte sich mehr um Mosul kümmern, aber sie macht es bisher nicht“, erklärte Nujaifi. Er rechne damit, dass noch in diesem Jahr der Krieg um die Rückeroberung der Stadt beginnen werde. Die amerikanische Position, die davon ausgeht, dass diese bis zu fünf Jahren an Zeit in Anspruch nehmen werde, lehnte er ab. Man sei nicht gewillt, die Stadt so lange in der Geiselhaft der Extremisten zu belassen.
Mit den Peshmerga bestehe, so Nujaifi, ein intaktes Einvernehmen im Rahmen der Kooperations- und Koordinationsarbeit. Dennoch sprach der Politik sich dagegen aus, dass diese auch in die Stadt selbst einrücken. Wichtig wäre, dass die Peshmerga mithelfen, den Zugang nach Mosul selbst freizukämpfen. Diesbezüglich gäbe es auch Vereinbarungen zwischen der Hashd al Watani und den Peshmerga.
Nujaifi begrüßte zudem auch den aktiven Einsatz der türkischen Armee für die Ausbildung der sunnitischen Milizen in Bashiq. Diese geschehe entgegen jüngsten Darstellungen Bagdads mit Wissen und Billigung der Zentralregierung in Bagdad. Die Türkei leiste keine finanzielle Hilfe und habe auch keine Kampftruppen in der Region, aber stehe mit einigen Soldaten und militärischen Gerät bereit, um einige tausend Milizionäre von Hashd al Watani auszubilden. Insgesamt sollen Hashd al Watani 6000 Kämpfer angehören, von denen 1000 als Elitesoldaten ausgebildet würden. Aus diesen sollen am Ende Spezialeinheiten gebildet werden.
Sobald die Befreiungsaktion für Mosul begonnen habe, sei es wichtig, zu verhindern, dass der IS keine Racheakte an der Bevölkerung verübe und keine Politik der verbrannten Erde betreibe. Es müssten alle erforderlichen Vorkehrungen für die Evakuierung der Bewohner getroffen werden. Auch müsste die kulturelle Substanz der Stadt geschont werden. „Wir sollten Mosul nicht als Feindesgebiet betrachten und alles zerstören, nur um die Terroristen loszuwerden“, so Osama Nujaifi.
Das Beispiel Ramadi habe gezeigt, dass der anvisierte Weg der richtige sei, auch wenn es noch Terrornester und vereinzelte Anschläge gäbe. Auch hier seien lokale Milizen trainiert worden und man habe auf der Habbaniya-Militärbasis die einzelnen Akteure unter einen Hut gebracht.
Bagdad betrachte die Idee einer Bewaffnung sunnitischer Einheiten immer noch argwöhnisch, aber gerade das sei es, so Nujaifi, was den Extremismus im Irak erst angeheizt hätte. Die Sunniten im Irak würden nicht durch einen einzelnen Führer repräsentiert, sondern durch ein Parteienbündnis, in dessen Koordinationskomitee 13 Personen sitzen, darunter auch Nujaifi selbst. Man arbeite mit den politischen Kräften im Irak in diesem Zusammenhang ebenso zusammen wie mit internationalen Kräften.
Allerdings sei aus der sunnitischen Welt sehr wenig an Unterstützung für die Sunniten im Irak gekommen, was den Iran seinerseits zur Einmischung aufseiten der Schiiten ermuntert hätte.
Eine Zukunft habe der Irak nur, so Nujaifi, wenn der Irak stark regionalisiert würde und Provinzen wie Niniveh, Ramadi, Saladin oder Kirkuk als selbstständige, starke Regionen agieren könnten. Eine Teilung des Irak nach Ethnie oder Religion sei hingegen nicht nur von der Verfassung verboten, sie würde unter sunnitischen Gruppierungen auch keinen Rückhalt finden. Eine starke Föderalisierung hingegen sei auf dem Boden der Verfassung möglich. Sie sei auch der einzige Weg, ein Auseinanderfallen zu verhindern.
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