Alles Blech

  28 Januar 2016    Gelesen: 1065
Alles Blech
Die Nachrichtenagentur AzVision.az teilt unter Berufung von Zeit.de mit. Es ist eigenartig, dass es in der Mode so etwas wie den Metallic-Look gibt, denn Metall ist ja nicht besonders kleidsam. Der einzige Grund, warum man sich bis zur Erfindung schwerer Waffen in Metall kleidete, bestand lange darin, fremde Lanzen vom eigenen Körper abzuwehren. Die Rüstungen und Kettenhemden des Mittelalters waren so schwer, dass sie ihre Träger unbeweglich machten. Ein Ritter, der von seinem Ross fiel, war so hilflos wie eine auf den Rücken liegende Schildkröte. Niemand wäre damals auf die Idee gekommen, eine Frau in Metall zu kleiden.
Dass man metallische Looks heute nicht mehr mit Blut und abgeschlagenen Gliedmaßen assoziiert, liegt vor allem an der modernen Raumfahrt. Die Raumkapseln, die die USA und die Sowjetunion in das Space-Race schickten, waren in silberne Folie eingepackt, um Strahlung und Sonnenhitze abzuwehren. Diese am Himmel glitzernden Objekte bedeuteten Zukunft – und inspirierten Designer wie Paco Rabanne und Pierre Cardin zum Futurismus in der Mode. Rabanne entdeckte in den sechziger Jahren das Kettenhemd für die Frau neu. In goldglänzenden Pailletten wurde die Frau zur Kämpferin für die Zukunft stilisiert. So wie der goldene Roboter C-3PO seit den Siebzigern im Krieg der Sterne mitkämpft, hat auch dieser Look seinen festen Platz in der Mode: Immer dann, wenn Designer auf die Zukunft verweisen, verwenden sie Silber oder Gold.

Gegenwärtig finden wir den Metallic-Look bei Gucci in goldene Plissee-Röcke übersetzt. Oder in ein silbermetallisches Abendkleid bei Louis Vuitton. Bei Rodarte gibt es glitzernde Blazer in einem fast schwarzen metallischen Ton. All dies ist jedoch kein wirklicher Ausdruck von Futurismus, es ist nur ein Symbol dafür. Denn von einer unbekümmert und vorfreudig erwarteten Zukunft, wie sie die Designer der Sechziger ersehnten, sind wir weit entfernt. Kein Wunder also, dass die aktuellen Metallic-Töne nicht mehr blitzen, sondern wärmer und damit melancholisch sind. Man sieht ein verschattetes Kupfer, ein angelaufenes Silber und ein gedecktes Gold. Die Töne sind nur noch ein ferner Traum von der Zukunft. Sie sind gewissermaßen etwas rostig.

Paco Rabanne macht übrigens schon lange keine Mode mehr, er übt sich in Esoterik. Und wurde nebenbei zum Fortschritts-Skeptiker. 1999 prophezeite er fälschlicherweise den Absturz der Raumstation Mir auf Paris.

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