Das derzeit weltgrößte Containerschiff hat auf Jungfernfahrt aus Asien erstmals in Bremerhaven festgemacht. Schaulustige verfolgten die Annäherung des 400 Meter langen und 61,5 Meter breiten Riesen vom Strand der Außenweser. Dann drehten Schlepper das vollgestapelte Schiff, bevor es in einem norddeutschen Regenschauer an die Kaimauer glitt.
Die "MSC Gülsün" kann nach Angaben der Schweizer Reederei Mediterranean Shipping Company (MSC) 23.756 Standardcontainer (TEU) tragen, darunter 2000 Kühlcontainer. Bislang fassten die größten Containerschiffe rund 23.000 TEU. Würde man die Container längs aneinanderreihen, erreichten diese eine Länge von 144 Kilometern. Die "MSC Gülsün" wurde in Südkorea gebaut und im Juli ausgeliefert. Sie belegt den Trend zu immer größeren Containerschiffen. Die "MSC Gülsün" ist größer als der weltgrößte Flugzeugträger, die "USS Gerald R. Ford", und nur einige wenige Super-Öltanker wie die "Jahre Viking" erreichen noch größere Ausmaße.
Das Schiff habe dank eines neuen Designs des Bugs den Rumpfwiderstand verkleinert, der Luftwiderstand sei minimiert und es sei deshalb besonders energieeffizient, hieß es von MSC. Die Reederei habe ihre klimaschädlichen CO2-Emissionen pro bewegter Tonne Fracht zwischen 2015 und 2018 bereits um 13 Prozent gesenkt. Je Tonne Fracht gemessen seien Containerschiffe eine der umweltfreundlichsten Transportarten, meinte MSC - besser als Flugzeuge, Züge, Lastwagen und Lastkähne.
Noch eine Reihe Container mehr
Weil die Längen derzeit auf 400 Meter begrenzt sind, ist die "MSC Gülsün" in die Breite gegangen. Auf ihr stehen nicht 23, sondern 24 Container nebeneinander. Selbst Bremerhaven ist darauf nur teilweise vorbereitet. Von den vielen Container-Brücken am Kai legten bislang nur zwei so weit aus, dass sie die äußerste Kistenreihe erreichen können, sagte der Chef des Terminalbetreibers Eurogate, Michael Blach.
Bis Ende 2020 würden weitere große Brücken angeschafft. "Insgesamt ist es klar, dass wir in Bremerhaven weiter investieren müssen", sagte Blach. Auch die Kaimauern müssten verstärkt werden, um die wachsenden Lasten zu tragen, sagte Robert Howe, Geschäftsführer der Hafengesellschaft Bremenports.
Einige europäische Häfen wie Hamburg machen Front gegen immer größere Containerschiffe, weil sie für neue Kaianlagen sowie tiefere und breitere Fahrrinnen viel investieren müssten. Verbände fordern EU-Auflagen, wonach künftig kein Schiff mehr die europäischen Häfen anlaufen darf, das größer ist als die bislang fahrende Flotte.
"MSC Zoe" verlor 350 Container
Mit den Schiffen wachsen auch die Risiken. Ein anderer Frachter der Reederei, die "MSC Zoe", hatte zu Jahresanfang bei einem Sturm in der Nordsee vor den niederländischen Wattenmeerinseln und Borkum etwa 350 Container verloren. Es war nur ein Bruchteil der Ladung, doch die Küsten der Region und der Meeresboden wurden mit Müll übersät. Ein Großteil der verlorenen Ladung wurde bis Mai geborgen.
Etwa 3500 Container sollten bis Dienstag aus der "MSC Gülsün" entladen werden, sagte der Bremerhavener MSC-Vertreter Friedrich Stuhrmann. Die Jungfernfahrt sollte dann weiter nach Danzig in Polen und Kaliningrad in Russland gehen.
Quelle: n-tv.de
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