Nicht unbedingt die feine englische Art: Großbritanniens Premierminister Boris Johnson hat bei seinem Antrittsbesuch beim französischen Präsidenten seinen Fuß auf einen Beistelltisch gestellt und dafür online böse Kommentare kassiert. Auf einem Foto ist zu sehen, wie Johnson im Pariser Élyséepalast seinen rechten Fuß auf ein rundes Tischchen stützt und sich im Sessel zurücklehnt. Ihm gegenüber sitzt Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron.
Johnson ist zwar für seinen unkonventionellen Stil als Politiker bekannt - einigen Twitter-Nutzern war das Verhalten aber offenbar zu flapsig. An der britischen Elite-Schule Eton, die Johnson besucht hat, würden anscheinend keine Manieren gelehrt, kommentierte eine Nutzerin. Andere gaben dem Premier den Spitznamen "Boorish Johnson" - "boorish" wird mit flegelhaft übersetzt.
Johnson habe sich für einen eher "informellen Ansatz" entschieden, als er sich mit Macron zusammensetzte, schrieb die britische Tageszeitung "The Guardian". Mit Johnsons Vorgängerin Theresa May wäre das niemals passiert, so die Zeitung.
Backstop bleibt Streitpunkt
Der Tory-Chef war nach Paris gereist, um mit Macron den weiteren Fahrplan in Sachen Brexit zu besprechen. Eine grundlegende Neuverhandlung des bestehenden Abkommens zwischen Brüssel und London lehnte der französische Präsident jedoch ab. Johnson selbst versicherte, dass er eine Vereinbarung mit der EU zum Brexit anstrebe. Er fordert allerdings die Streichung der sogenannten Backstop-Regelung.
Diese soll eine "harte Grenze" mit Kontrollen zwischen Irland und Nordirland verhindern. Laut dem vergangenen November vereinbarten Austrittsvertrag würde nach dem Brexit in einer Übergangsphase über eine Lösung verhandelt. Ohne Einigung bis spätestens Ende 2022 würde eine Auffanglösung greifen. Dieser Backstop sieht vor, dass Großbritannien bis auf weiteres in einer Zollunion mit der EU bleibt und dadurch etwa nicht eigenständig Handelsabkommen mit Drittstaaten aushandeln kann.
DER BACKSTOP
Der Backstop ist eine Notfalllösung für die britische Provinz Nordirland, falls sich die EU und Großbritannien in den nächsten Jahren nicht auf einen Handelsvertrag einigen können. Er würde das Königreich in einer Zollunion mit der EU halten, Nordirland bliebe zudem im Binnenmarkt. Mit dem Backstop will die EU verhindern, dass es wieder zu einer harten Grenze zwischen Nordirland und Irland und einem Wiederaufflammen des Bürgerkriegs kommt.
Quelle: n-tv.de
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