Was ist in der Gelsenkirchener Arena passiert?
Ein Weltstar spielt jetzt in der Fußball-Bundesliga. Dem einen oder anderen Portal ist dieses Ereignis sogar eine Breaking News wert. In der 57. Minute des Topspiels zwischen dem FC Schalke 04 und dem FC Bayern betrat Philippe Coutinho den Rasen. Er kam für Thomas Müller, dem in der Vergangenheit ja auch mal der Status eines Weltklasse-Fußballers anhaftete. Aber ganz so erhaben wie der Moment sich liest, war er in Wahrheit nicht. Ein No-Look-Abklatschen mit Müller, ein desinteressiertes Publikum. Es hat in der Fußball-Geschichte schon emotionalere Augenblicke gegeben. Wo wir gerade dabei sind, wussten Sie übrigens, dass heute vor 56 Jahren zum ersten Mal Bundesliga gespielt wurde? Am 24. August 1963 wurden um 17 Uhr acht Spiele angepfiffen. Ausführlich nachlesen können Sie dies in der Zeitreise des Kollegen Ben Redelings. Bevor wir aber völlig abschweifen: Das Spiel endete 3:0 für die meist souveränen Münchener. Alle drei Tore erzielte der phänomenale Robert Lewandowski. Eines per Elfmeter (20.). Eines per Freistoß (50.). Beides war schon gehobener Standard. Und eines aus dem Spiel heraus (75.) gab's auch noch.
Unseren Spielbericht gibt's übrigens hier!
Teams & Tore
Tore: 0:1 Lewandowski (20., Foulelfmeter), 0:2 Lewandwoski (50.), 0:3 Lewandowski (75.)
FC Schalke 04: Nübel - Kenny, Stambouli, Nastasic, Oczipka - McKennie, Mascarell (59. Salif Sane) - Caligiuri, Harit (85. Mercan), Raman (51. Kutucu) - Burgstaller. - Trainer: Wagner.
FC Bayern: Neuer - Pavard, Süle, Hernandez (77. Martinez) - Kimmich, Alaba - Gnabry (57. Perisic), Thomas Müller (57. Coutinho), Tolisso, Coman. Lewandowski. - Trainer: Kovac.
Schiedsrichter: Fritz (Korb)
Zuschauer: 62.271 (ausverkauft)
Die Highlights im Spielfilm
20. Minute, TOOOR FÜR DEN FC BAYERN, 0:1 Lewandowski: Für diesen Elfmeter braucht selbst Oppa keine Lupe. Bemerkenswert stumpf senst Jonjoe Kenny seinen Gegenspieler Kingsley Coman von hinten um. Und mindestens mal so bemerkenswert ist dann auch die Souveränität mit der Lewandowski den Ball verwandelt.
50. Minute, TOOOR FÜR DEN FC BAYERN, 0:2 Lewandwoski: Auch dieses Foul der Schalker ist nicht besonders clever. Und es ist erneut ziemlich folgenschwer. Weil Weston McKennie den Münchener Corentin Tolisso fällt, darf Lewandowsi erneut seine Weltklasse beweisen. Diesmal aus gut 20 Metern. Er guckt sich Torwart und Mauer aus. Dann trippelt er an, trifft. Das war tatsächlich sehr schön. Sky-Experte Lothar Matthäus staunt: "So etwas habe ich von einem anderen Mittelstürmer noch nicht gesehen." Einen entsprechenden Videobeweis können wir auf die Schnelle nicht als Gegenargument liefern. Oh, haben wir Videobeweis gesagt? Psssst!
56. Minute: Matja Nastasic köpft aus fünf Metern wuchtig auf das Tor. Und der Ball wäre wohl im Tor gelandet. Das zumindest glaubt Schalkes Trainer David Wagner. Nun, ein Arm war aber im Weg. Und es war nicht der des auf Schalke äußert unbeliebten Ex-Schalkers Manuel Neuer, was die Sache noch ein wenig brisanter macht. Benjamin Pavard war dran. Absicht war's nicht. Ein Fall für den Videoschiedsrichter (VAR) schon. Der aber meldet sich nicht. Das finden viele Menschen kurios. Unter anderem die Tochter des Schalke Trainers. Das teilt sie per Instagram mit. #postitlikefraumüller
57. Minute: Der Weltstar kommt.
58. Minute: Der Weltstar hat seinen ersten Ballkontakt. Oh, war bereits abgepfiffen.
59. Minute: Der Weltstar hat seinen ersten Ballkontakt. Und jetzt ist er amtlich. Seine als direkte Weitergabe versuchte Ballannahme landet am Oberkörper von Benjamin Stambouli.
63. Minute: Daniel Caligiuri schießt ein Freistoß. Wieder ist im Strafraum ein Arm im Spiel. Wieder ist es nicht der von Manuel Neuer. Und wieder ist das sehr brisant. Dieses Mal macht sich Ivan Perisic etwas breiter als er eigentlich ist. Und man kann durchaus davon ausgehen, dass er wusste was er tut. Ob das auch für den VAR gilt? Der gibt wieder keinen Hinweis für eine Überprüfung.
75. Minute, TOOOR FÜR DEN FC BAYERN, 0:3 Lewandowski: Ein kurzer Wackler, schon ist Gegenspieler Salif Sané ausgetanzt, schon hat der Stürmer Platz und schon stets 3:0. Matthäus schwärmt erneut: "Diese Bewegung ist weltklasse."
82. Minute: Guido Burgstaller legt all seine Wut in diesen Schuss. Und es wird richtig laut. So feste hatte der Österreicher den Pfosten getroffen. Freistehend, weil er zuvor Neuer und dessen ausgestreckten Arm umkurvt hatte. Wütend über diese Ungenauigkeit hätte man durchaus werden können, weil's aber Abseits war, egal.
Was war gut?
Sie ahnen es vielleicht, aber Robert Lewandowski war gut. Und noch besser als sein Spiel gegen die Schalker, ist nur seine Bilanz gegen die Schalker. Im neunten Spiel nacheinander traf er nun, erzielte dabei erstaunliche zwölf Tore. Insgesamt sogar schon 18, die verteilen sich dann aber auf 21 Pflichtspiele. In München werden sie gerne zur Kenntnis nehmen, dass der Stürmer, der ja immer wieder mal mit seinem Abschied droht, seinen bis 2021 laufenden Vertrag vorzeitig um zwei weitere Jahre verlängern wird. 95 Prozent des Weges sind bereits geschafft. Das sagte er nach dem Spiel. Und was war eigentlich mit dem Weltstar? Nun auch Philippe Coutinho war gut. Zwar beschränkten sich seine Highlights auf einen sehr launigen Beinschuss gegen Caligiuri, auf einen per Grätsche erkämpften Ball gegen Stambouli und einen Außenristball auf Coman, aber eine Passquote von 89 Prozent bei 28 Versuchen ist ebenso fein wie 80 Prozent gewonnene Zweikämpfe.
Was war nicht gut?
Warum trauten sich die Schalker eigentlich erst nach knapp einer Stunde, ihr Offensivspiel mal zwingend zu gestalten? Ein schönes Solo vom jungen Hoffnungsträger Ahmed Kutucu (59.), eine gefährliche Flanke auf Caligiuri (61.) und zwei gute Szenen von Burgstaller - da waren plötzlich mal feine Ansätze zu sehen. Ansonsten aber: sehr, sehr viel Aufwand und noch mehr Ungenauigkeiten. Der Weg zum ersten Bundesligatreffer der Saison, er wirkt irgendwie noch ganz schön weit.
Die Verständnislosigkeit des Spiels
Schalkes Sportvorstand Jochen Schneider setzt weiterhin auf eine Vertragsverlängerung von Keeper und Kapitän Alexander Nübel. Für einen möglichen Wechsel des 22-Jährigen zum FC Bayern, darüber wird ja regelmäßig gerüchtet, hätte er kein Verständnis. "Mir würde sich der Sinn nicht ganz erschließen. Ich kann mir im Leben nicht vorstellen, dass sich einer der beiden mit Job-Sharing anfreunden kann. Nur, wir lassen das mal so stehen und ergänzen: Bei allen Gegentoren war er machtlos."
Quelle : n-tv.de
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