„In einem gewissen Moment müssten all diese Länder, neben denen der IS aktiv ist, dagegen kämpfen“, so Trump. Das US-Staatsoberhaupt erklärte auch, dass sein Land nach seiner Auffassung das so genannte Kalifat, das zuvor vom IS ausgerufen worden war, zu 100 Prozent vernichtet hätte. Bedeutet das aber, dass die USA ihre wichtigste Aufgabe am Hindukusch nicht in den Griff bekommen können, so dass jetzt Afghanistans Nachbarländer die Folgen der 18 Jahre dauernden Präsenz der Amerikaner am Hindukusch zu beseitigen haben?
Der Direktor des Instituts für internationale Studien bei der Moskauer Hochschule für internationale Beziehungen (MGIMO), Andrej Suschenzow, der auch Programmdirektor des Waldai-Klubs ist, findet, dass die Unterdrückung der Taliban in einem solchen Land wie Afghanistan, wo die Bevölkerungsdichte so groß sei, ohne eine vollständige Besatzung unmöglich wäre. Die USA bräuchten zu diesem Zweck noch viel, viel mehr Ressourcen, als sie bisher in ihren Einsatz am Hindukusch gesteckt haben.
Nach Einschätzung des Experten steht vor den USA schon seit etwa zehn Jahren die Aufgabe, Bedingungen zu schaffen, damit sie ihre Truppen aus Afghanistan so abziehen könnten, dass sie dann nicht als Verlierer dastehen. „Es sieht danach aus, dass dieses Thema inzwischen intensiver als früher diskutiert wird. Denn die Verhandlungen der Amerikaner mit den Taliban haben dann einen konstruktiven Punkt erreicht, wenn die USA nicht unbegründet glauben, dass ihr Truppenabzug keine katastrophalen Folgen für die Machtstruktur haben würde, die in Afghanistan unter ihrer Mitwirkung gebildet wurde.“
Suschenzow zufolge könnten sich die Amerikaner einen längerfristigen Aufenthalt in Afghanistan nur auf minimalem Niveau leisten, indem sie die afghanischen Sicherheitskräfte und den Haushalt dieses Landes finanziell unterstützen würden. Allerdings sei man in Washington offenbar der Auffassung, dass dies keine strategische Bedeutung mehr habe, und sei bereit, das Risiko einzugehen, dass der Weggang der USA zum Zusammenbruch der Sicherheitslage in Afghanistan und in ganz Zentralasien führt.
Ahmad Saeedi, afghanischer Experte für internationale Politik, zeigte sich gegenüber Sputnik überzeugt, dass Präsident Trump keine klare Strategie in Bezug auf Afghanistan und die ganze Welt habe und jetzt versuche, die Schuld für die Untauglichkeit seiner Politik in Afghanistan anderen Ländern zu geben: „So ist er nun einmal als Mensch: Heute sagt er etwas und morgen etwas anderes. Alle seine Erklärungen haben keinen klaren Effekt.“ Da die US-Außenpolitik unter Trump kurzsichtig sei, versuche das amerikanische Establishment, „das Taliban-Problem nicht als amerikanisches oder afghanisches, sondern als ein globales Problem darzustellen. Die USA wollen quasi sagen, dass das Problem in Afghanistan global sei, so dass die Schuld an ausbleibenden Verhandlungen in Afghanistan nicht nur bei den USA, sondern auch bei allen anderen Ländern liege. Nach den Verhandlungen mit den Taliban bereiten die USA ein neues Szenario vor, in dem ein gewisser Platz für den IS vorgesehen ist. Dabei erwähnen sie Dutzende andere terroristische Gruppierungen nicht, solche wie al-Qaida, Lashkar-e-Taiba, Jaish-e-Mohammed“, so der Politologe.
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