Der ISS-Kommandant Alexander Skworzow schaffe es, sagte er im Sputnik-Interview. „Der Mann ist schon zweimal im Weltraum gewesen und gehört zu den erfahrensten Kosmonauten, die die Russen im Moment zu bieten haben. Ihn kenne ich sehr gut. Wir haben uns in München zum Jahrestag von Gagarin getroffen. Er beherrscht sein Handwerk, und sofern bestand für mich überhaupt kein Zweifel.“
Zuerst musste Skworzow das Raumschiff Sojus MS-13, mit dem die ISS-Besatzung kam, von dem Modul Swjesda“ (dt.: „Stern“) zum Modul „Poisk“ (dt.: „Suche“) manuell steuern. Aus Sicherheitsgründen sollten auch andere Besatzungsmitglieder, der Italiener Luca Parmitano und der Amerikaner Andrew Morgan, im Raumschiff mit dabei sein. Im Falle des Misslingens des Andockens ist das Schiff die einzige Möglichkeit für die Skworzow-Crew zur Erde zurückzukommen. Erst dann konnte ein erneuter Ankopplungsversuch der MS-14 mit dem menschenähnlichen Roboter „Fedor“ stattfinden.
Zum ersten, gescheiterten Ankopplungsversuch meinte der Experte: „Ein Signalverstärker des Annährungs- und Kopplungssystems ‚Kurs-NA‘ hat nicht so funktioniert, wie er sollte. Dadurch ist das Raumschiff Sojus MS-14 ins Schwanken geraten, und daraufhin wurde 96 Meter vor der Station der Flug unterbrochen, um keine Kollision zu produzieren und das Raumschiff auf 300 Meter Entfernung auf die Parkbahn wieder zurückgeschickt. Dort konnte es praktisch ganz beruhigt liegen und dann könnte man sich um die Fehler kümmern.“
Der Fehler im Poisk sei inzwischen behoben worden, so Kowalski. „Da war ein Block ausgefallen. Man darf nicht vergessen, so ein Raumfahrtunternehmen ist ein hochkomplexer Vorgang. Da kann so was auch schon mal vorkommen. Der russische Flugleiter Wladimir Solowjow versicherte, dass der Block ausgetauscht würde. Dmitri Rogosin, Chef der russischen Weltraumagentur Roskosmos, hat auch gesagt, die Situation sei natürlich nicht schön, aber sie sei beherrschbar, alles sei unter Kontrolle.“
Fjodor oder Feder?
„Die Russen nennen den Roboter Fjodor, das ist ein russischer Name“, erklärt der Raumfahrt-Journalist. „Für uns heißt er Fedor, ist an sich die technische Bezeichnung, als eine Abkürzung von ,Final Experimental Demonstration Object Research‘. Der Roboter stammt jedoch nicht von Roskosmos. Sonst würde er nicht Skybot F-850, heißen, wie seine offizielle technische Bezeichnung lautet. Die Weltraumagentur arbeitet auch an einem Weltraumroboter, aber die Gelder haben in letzter Zeit nicht gereicht, so dass dieses Projekt zurückgestellt werden musste.“
Um aber mit der Robotertechnik im russischen ISS-Segment zu beginnen, habe man von der Privatfirma „Android Technik“ einen Roboter genommen, der an sich nicht für Weltraumeinsätze vorgesehen sei, so Kowalski weiter. „Er ist von dieser Firma zusammen mit dem Katastrophenschutzministerium gebaut worden, und der Chef dieses Unternehmens, Alexej Bogdanow, konnte nicht alles verraten, was dieser Roboter soll oder kann, weil das eine Privatangelegenheit ist.“
Der Experte begrüßt, dass Roskosmos kein großes Theater mit dem Roboter macht und die ganze Sache bewusst herunterspielt, sondern ihn in eine Reihe von technischen Experimenten eingereiht hat. „Es ist jedoch keine Fortsetzung der Roboterentwicklung, die die Amerikaner und die Kanadier in der Raumstation gemacht haben. Fedor funktioniert passiv und ist nicht in der Lage, selbst Entscheidungen zu treffen. Von künstlicher Intelligenz ist dort keine Rede. Skworzow hat die Aufgabe, diesen Roboter sozusagen zu bedienen.“
Menschen entlasten und nicht ersetzen
Ein Experiment bedeute, urteilt Kowalski, „wie können wir den Kontakt zwischen Roboter und dem Kosmonauten herstellen. Und Skworzow gibt dem Roboter dann gewisse Befehle. Und wir wollen nur hoffen, dass alle diese Sachen dann ausgeführt werden. Und der nächste Roboter, der hoch fliegt, wird schon ein bisschen mehr kosmisch ausgerichtet sein und soll dann für Außenbordeinsätze benutzt werden. Die Hauptaufgabe der Roboter dort oben ist, den Menschen von gefährlichen Außeneinsätzen zu entlasten.“
„Ersetzen können aber die Roboter den Menschen nicht“, ist sich Kowalski, sicher. „Sie können ihn jedoch von gewissen Routinearbeiten entlasten, gewisse Dinge präziser machen. Z.B. Autos werden in der Regel schon von Robotern gebaut. Im Weltraum ist die Sache noch am Anfang, auf der Erde ist es ja schon ein gesellschaftliches Problem, Arbeitslosigkeit usw. Denken können die Roboter alle noch nicht. Sie haben alle noch keine künstliche Intelligenz. Das soll noch eine Weile dauern.“
Auf der Erde wird solch ein Roboter, wie Fedor, bei der Brandbekämpfung oder bei der Bergung von irgendwelchen gefährlichen Sachen bzw. in vergifteten Regionen eingesetzt. „Die Sache mit den Robotern dort oben ist aber nicht ganz so einfach“, sagt der Experte. „So z.B. der deutsche Roboter Cimon, der nur einmal kurz funktioniert hat, dann hat er den Geist aufgegeben. Alexander Gerst, der im vergangenen Jahr in der ISS war, hatte so einen Roboter, einen Assistenten, mit, der viele Dinge wie ein Lexikon gespeichert hatte. Der ist eine große Kugel, wie so ein großer Fußball oder ein runder Fernseher.“
Es gebe solche Systeme schon in den Küchen, die sagen würden, was zu machen sei. „Das sind zwar intelligente Systeme, aber noch keine richtig ausgesponnene künstliche Intelligenz. Dieser Roboter hat nur 24 Stunden funktioniert, dann war die Sache vorbei, irgendwie hatte etwas nicht geklappt, aber das war auch nur ein Versuch. Die Menschen fliegen hoch zur ISS, um Dinge zu versuchen, und da kann schon mal vorkommen, dass etwas nicht funktioniert, ob es nun gerade dieses Ankopplungssystem „Kurs“ oder auch andere Sachen sind.“
Kowalski mahnt die Journalisten an, vorsichtig mit der Beurteilung von solchen Sachen zu sein, „nicht gleich ,Katastrophe‘ zu brüllen, weil dieses oder jenes mal nicht funktioniert hatte. Im technischen Leben funktioniert nicht alles. Und das hängen wir auch nicht an die große Glocke. Die Presse macht das immer so ein bisschen auf. Man soll die Kirche im Dorf lassen.“
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