Mehr als die Hälfte der Flüchtlingskinder kann nicht zur Schule gehen

  30 Auqust 2019    Gelesen: 814
Mehr als die Hälfte der Flüchtlingskinder kann nicht zur Schule gehen

Nicht einmal jedes zweite Kind, das aus seiner Heimat geflohen ist, kann eine Schule besuchen. Das teilt der Uno-Flüchtlingskommissar mit und mahnt: Aufnehmende Länder müssten handeln - in ihrem eigenen Interesse.

Flucht und Vertreibung haben weltweit auch verheerende Folgen für die Bildung: Mehr als die Hälfte aller Flüchtlingskinder hat nicht die Möglichkeit, eine Schule zu besuchen. Das zeigt der jährliche Bildungsreport des Uno-Flüchtlingshilfswerks (UNCHR), der an diesem Freitag veröffentlicht wird. Von den 7,1 Millionen Kindern, die ihre Heimat verlassen mussten, haben demnach 3,7 Millionen keinen Zugang zu Bildung.

Die Mädchen und Jungen haben also auch keine Chance, aus der Misere zu kommen, wie Uno-Flüchtlingskommissar Filuppo Grandi kritisierte: "Wir versagen gegenüber den Flüchtlingen, wenn wir ihnen nicht die Möglichkeit geben, sich mit Wissen und Fähigkeiten auszustatten, die für ihre Zukunft wichtig sind."

Grandi appellierte an die Länder, in denen die Flüchtlinge derzeit leben, sich der Aufgabe zu stellen - im eigenen Interesse: "Wir müssen in die Bildung von Flüchtlingen investieren oder wir zahlen den Preis: Eine Generation von Kindern, die dazu verdammt ist, in ihrem späteren Leben unselbstständig zu sein, keine Arbeit zu finden und ihre Gemeinschaft nicht bereichern zu können."

Die Lücke wird immer größer

Die Chancen auf Bildung sind dem Report zufolge für Flüchtlingskinder deutlich geringer als für andere - wobei die Lücke bei weiterführenden Einrichtungen immer größer wird:

  • Weltweit gehen demnach 91 Prozent aller Kinder im Grundschulalter zur Schule, bei Flüchtlingen sind es nur 63 Prozent.
  • Danach stehen die Chancen noch schlechter: Während 84 Prozent der Kinder insgesamt eine weiterführende Schule besuchen, sind es bei Flüchtlingen nur 24 Prozent.
  • Aussicht auf eine Hochschulbildung haben sogar nur drei Prozent aller Flüchtlinge - im Vergleich zu 37 Prozent weltweit.
  • Die meisten der betroffenen Kinder, 2,9 Millionen Mädchen und Jungen, leben dem Report zufolge in fünf Ländern: Uganda, Sudan, Türkei, Pakistan und Libanon.

Die Autoren verweisen aber auch auf Fortschritte und Erfolge. Uganda, Tschad, Kenia oder Äthiopien, Pakistan, Iran, Türkei und Mexiko unternähmen große Anstrengungen, Flüchtlingskinder in den Schulalltag zu integrieren.

Die Türkei, Heimat von rund 3,7 Flüchtlingen, darunter eine Million Kinder im Schulalter, habe ein Türkisch-Sprachprogramm aufgelegt, neues Schulmaterial produziert und weitere Lehrer angestellt, um die Kinder in die reguläre Schule zu bringen.

Im Vergleich zumVorjahresbericht ist die Zahl der Flüchtlingskinder, die keine Schule besuchen , leicht zurückgegangen - aber auch die Zahl der Flüchtlingskinder insgesamt.

"Da sind kreative Lösungen gefragt"

Dominik Bartsch, UNHCR-Repräsentant in Deutschland, sagte: Die Situation in Deutschland sei zwar sehr gut und die Erfolge bei der Integration seien unübersehbar. Wichtig sei aber, alle Kinder schnell dahin zu bringen, dass sie normal am Unterricht teilnehmen könnten. "Da sind kreative Lösungen gefragt."

"Jeder, wie immer er auch politisch steht, muss Schule als eine sinnvolle Investition betrachten, gerade auch bei Flüchtlingskindern", sagte Bartsch. Grandi forderte Regierungen, Wirtschaft, Bildungsorganisationen und Privatpersonen auf, eine neue Initiative zur weiterführenden Schulbildung für Flüchtlinge zu unterstützen.

Unter das Mandat des UNHCR fallen weltweit rund 20 Millionen Flüchtlinge. Binnenflüchtlinge, die innerhalb ihres Heimatlandes vertrieben wurden, zählen nicht dazu, obwohl ihre Situation oft ähnlich prekär ist. Insgesamt sind fast 70 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht.

spiegel


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