AfD-Kopf Kalbitz bei zwei weiteren Neonazi-Treffen gesichtet – und will sich nicht daran erinnern

  30 Auqust 2019    Gelesen: 389
  AfD-Kopf Kalbitz bei zwei weiteren Neonazi-Treffen gesichtet – und will sich nicht daran erinnern

Brandenburgs AfD-Chef Andreas Kalbitz soll zwischen 1993 und 2007 mindestens an zwei weiteren rechtsextremen Versammlungen teilgenommen haben. Darüber berichten gleich mehrere deutsche Medien am Donnerstag unter Verweis auf eigene Recherchen und Dokumente der deutschen Botschaft in Athen.

So soll Kalbitz nach Recherchen des RBB bereits 1993 an einem Sommerlager des Vereins „Die Heimattreue Jugend“ bei Mittelsömmern in Thüringen teilgenommen haben. Das Sommerlager war im Jahr 1993 von der Polizei zunächst observiert und dann durchsucht worden, Kalbitz’ Name unter den Teilnehmern soll dadurch notiert worden sein. Der damals 20-jährige Kalbitz war damals laut einem ausgestiegenen Teilnehmer „ein Scharfmacher, ein bisschen härter drauf als die meisten“. Auf eine Anfrage des RBB erwiderte der AfD-Politiker, er habe sich dazu schon vollumfänglich geäußert. „Ich denke, das ist ein alter Hut und ich halte das für Wahlkampfgetöse, dass das jetzt aufgewärmt wird“, so Kalbitz.

Auf eine dpa-Anfrage sagte Kalbitz dazu am Donnerstag, er könne sich an die Teilnahme nicht erinnern. Er habe Bezüge aus der Vergangenheit offen eingeräumt und nehme für sich in Anspruch, auch eine persönliche Entwicklung durchlaufen zu haben. „Die AfD ist eine demokratische Partei und distanziert sich damit klar – wie ich auch – von Rechtsextremismus“, kommentiere Kalbitz weiter. Alles andere sei der fast schon hysterische Versuch der politischen Konkurrenz, Sachthemendefizite durch ein künstliches Feindbild zu kaschieren.

Im Jahr 2018 hatte Kalbitz gegenüber dem RBB doch bekannt gesagt, er habe nur 2007 an einem Lager der „Heimattreue deutsche Jugend“ teilgenommen, was allerdings derselbe Verein ist, der sich umbenannt hatte. 2009 wurde er wegen Wesensverwandtschaft mit dem Nationalsozialismus verboten.

Zugleich berichtete der „Spiegel“ unter Verweis auf die deutsche Botschaft in Athen, dass Kalbitz 2007 an einem rechtsextremen Aufmarsch in Athen teilgenommen habe und mit 13 deutschen Rechtsextremisten in einem Hotel einquartiert gewesen sei, darunter mit NPD-Chef Udo Voigt. Organisiert soll der Aufmarsch von einem Bündnis um die neonazistische Partei Goldene Morgenröte gewesen sein. 

Zuvor hat Sputnik in einem Artikel über die AfD in Brandenburg auf die mangelnde Auseinandersetzung der AfD-Sympathisanten im Land mit der Figur Kalbitz verwiesen. Heutzutage gilt Kalbitz neben dem AfD-Chef in Thüringen, Björn Höcke, als der wichtigste Strippenzieher im nationalistischen „Flügel“ der AfD. Kürzlich wollte er zwar einen möglichen rechtsextremen Hintergrund eines Mitarbeiters überprüfen, schrieb aber mal selbst rechtsextreme Publikationen für das Vereinsblatt der „Jungen Landsmannschaft Ostdeutschland“.

„Kalbitz ist von seinem Auftreten her so militaristisch, gehört auch selber zum rechtsradikalen Bereich, selbst wenn er sich manchmal zurückhaltend gibt“, kommentierte der Staatswissenschaftler bei der Universität Potsdam, Prof. Dr. Jochen Franzke, gegenüber Sputnik den Kalbitz-Fall.

Zu der Visitenkarte des Politikers gehören unter anderem Äußerungen wie „Widerstand tut not in diesem Land, sonst werden wir dieses Land verlieren“ auf dem jährlichen Kyffhäuser-Treffen für die Rechtsaußen. Er ist auch ein Fan von Zitaten wie „Was wir hier in diesem Land brauchen, ist der mutige Bürger, der die roten Ratten dorthin jagt, wo sie hingehören – in ihre Löcher.“ Es war übrigens die nationalsozialistische Hass-Propaganda, die Juden mit Ratten gleichgesetzt hatte.

sputniknews


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