Debatte über Umgang mit NS-Unrecht gegen Polen

  31 Auqust 2019    Gelesen: 424
Debatte über Umgang mit NS-Unrecht gegen Polen

Anlässlich des bevorstehenden 80. Jahrestages des deutschen Überfalls auf Polen hat Präsident Duda die Forderungen seines Landes nach deutschen Reparationen für den Zweiten Weltkrieg erneuert.

Reparationen seien eine Frage von Verantwortung und Moral, sagte Duda der „Bild“. Der Krieg habe in Polen gewaltige Schäden verursacht. Das polnische Parlament werde dafür eine Rechnung vorlegen. Dagegen hält der polnische Historiker Borodziej Reparationsforderungen rechtlich für nicht gerechtfertigt. Polen habe die Reparationsansprüche teils erhalten und teils verwirkt, sagte er im Interview der Woche des Deutschlandfunks. 

Der deutsche Angriff auf Polen am 1. September 1939 markierte den Beginn des Zweiten Weltkriegs mit geschätzt bis zu 80 Millionen Toten. Deutschland betrachtet die Frage von Reparationszahlungen als abgeschlossen und beruft sich dabei auf den Zwei-plus-Vier-Vertrag im Rahmen der deutschen Einheit von 1990.

Entscheidung über Mahnmal im Bundestag?

Eine Debatte gibt es auch über die ein mögliches Mahnmal in Berlin für die polnischen Opfer des Nationalsozialismus. Nach Ansicht der Bundesregierung soll eine Entscheidung darüber im Bundestag fallen. Regierungssprecher Seibert verwies auf die bereits bestehenden Gedenkstätten für die Opfer der NS-Herrschaft. Auch bei deren Errichtung habe jeweils ein Beschluss des Parlaments zugrunde gelegen. 

Der Forderung einer Bürgerinitiative nach einem Denkmal für die polnischen NS-Opfer hatten sich kürzlich 240 Bundestagsabgeordnete aller Fraktionen mit Ausnahme der AfD angeschlossen. Der Vize-Direktor des Deutschen Polen-Instituts, Loew, verteidigte das Vorhaben gegen Kritik. Er sagte im Deutschlandfunk, Symbole seien als emotionaler Ort des Erinnerns wichtig. Die Deutschen könnten damit zeigen, dass sie sich der Täterrolle und der Verantwortung gegenüber Polen bewusst seien.

Meckel (SPD): Denkmal für alle Opfer im Osten

Der SPD-Politiker Meckel bekräftigte seine Ablehnung. Andernfalls müsse man sich fragen, warum nicht auch für Russen oder Ukrainer ein Denkmal geschaffen werde, sagte Meckel im Deutschlandfunk. Er plädiere dafür, stattdessen ein Dokumentationszentrum zu schaffen, um aller Opfer der NS-Vernichtungskriege im Osten zu gedenken. Meckel regte zudem an, das Denkmal des polnischen Soldaten in Berlin neu zugestalten. Damit könnte dann auch der Anteil Polens an der deutschen Freiheit und Demokratie dargestellt werden, der in Vergessenheit geraten sei.

Auch der Historiker und Redakteur der Zeitung „Die Welt“, Sven Felix Kellerhoff, sprach sich im Deutschlandfunk gegen ein Mahnmal aus, das nur den polnischen Kriegsopfern gewidmet ist.

Zu früh für einen Schlussstrich?
Unser Korrespondent Floran Kellermann kommentierte, es sei zu früh für ein Mahnmal: Wenn sich eine Nation ein Denkmal gebe, dann setze sie damit auch einen Schlussstrich. „Dann ist sie sich über etwas klar geworden, und möchte das sich und der Welt zeigen. Doch an diesem Punkt sind wir nicht, was die Erinnerung an den Terror insgesamt betrifft, den Deutschland mit Krieg und Besatzung über Osteuropa gebracht hat.“


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