Haft und Sicherungsverwahrung

  05 September 2019    Gelesen: 669
Haft und Sicherungsverwahrung

Im Prozess um den hundertfachen Missbrauch von Kindern in Lügde hat das Landgericht Detmold Haftstrafen verhängt und Sicherheitsverwahrung angeordnet. Die Richter verurteilten den 56-jährigen Haupttäter zu einer Freiheitsstrafe von 13 Jahren. Der 34-jährige Mitangeklagte erhielt 12 Jahre.

Beide werden anschließend in Sicherheitsverwahrung genommen. Sie hatten ihre Taten gestanden. Die Detmolder Jugendschutzkammer hatte in den vergangenen zehn Wochen 33 Zeugen vernommen, unter ihnen 16 Opfer und zwölf Angehörige.

Ein 49-jähriger Mitangeklagter war in einem anderen Verfahren bereits Mitte Juli zu einer zweijährigen Haftstrafe auf Bewährung verurteilt worden: Das Gericht sah es als erwiesen an, dass er sich der Anstiftung zum schweren Missbrauch und der Beihilfe schuldig gemacht hatte. Der Mann soll über Webcam-Übertragungen am Kindesmissbrauch teilgenommen haben. (AZ: 23 KLs 20/19)

Beispielloser Missbrauch und Behördenskandal

Der jahrelang andauernde Missbrauch von insgesamt 34 Kindern auf einem Campingplatz in Lügde war im Januar bekannt geworden. Die meisten Zeugenvernehmungen fanden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, um die Opfer zu schützen. Viele von ihnen waren zu den Tatzeitpunkten zwischen drei und 14 Jahren alt.

In dem Fall steht die Polizei Lippe massiv in der Kritik, weil sie Hinweisen nicht nachgegangen sein soll. Außerdem verschwanden Beweismittel. Auch das Verhalten von Jugendämtern im Tatzeitraum wurde scharf kritisiert. Die Missbrauchsserie von Lügde gilt deshalb als einer der größten Behördenskandale der vergangenen Jahre.

Missbrauchsbeauftragter spricht von „wichtigem Signal“

Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Rörig, begrüßte das Urteil. Das Gericht habe das mögliche Strafmaß weitgehend ausgeschöpft und damit auch das wichtige Signal gesendet, dass der Rechtsstaat diese schweren Verbrechen an Kindern hart bestrafe, erklärte Rörig in Berlin.

Für die betroffenen Kinder und ihre Familien sei es wichtig zu wissen, dass Justiz und Gesellschaft auf ihrer Seite stünden und ihr Leben jetzt wieder sicher sei, fügte Rörig hinzu. Dies sei ein wichtiger Schritt, um Gewalttaten zu verarbeiten.

(AZ: 23 KLs 14/19)

Deutschlandfunk


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