„Es muss jetzt endlich etwas passieren“

  20 September 2019    Gelesen: 585
„Es muss jetzt endlich etwas passieren“

Kurz vor Beginn der Aktionen für mehr Klimaschutz hat IG-Metall-Chef Hofmann der Bewegung „Fridays For Future“ den Rücken gestärkt. Ein entwickeltes Industrieland wie die Bundesrepublik müsse den Umbau zu einer klimafreundlichen Industrie vormachen, sagte er in einem Interview. FFF-Sprecher Grieme sagte im Dlf, auf politischer Ebene müsse jetzt endlich etwas passieren.

Hofmann sagte den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland, er begrüße es, wenn Mitglieder der IG Metall an den Demonstrationen heute teilnähmen. Der Sprecher der „Fridays-For-Future“-Bewegung, Grieme, wehrte sich gegen den Vorwurf, die Aktivisten seien nicht gesprächsbereit. Man rede auch mit Konzernen wie Thyssen-Krupp und mit allen politischen Parteien, sagte Grieme im Deutschlandfunk. Aber man müsse einen Unterschied machen zwischen Gesprächsbereitschaft und der Bereitschaft, über das Ziel zu verhandeln, unter 1,5 Grad Erderwärmung zu bleiben.

„Klimawandel ist Physik. Mit Physik kann man nicht verhandeln“

Das, was die Regierung aller Wahrscheinlichkeit nach beschließe, reiche auf keinen Fall aus, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. Dieses sei seit Jahrzehnten bekannt. Deshalb werde die Bewegung auch weiter protestieren: „Deutschland müsste doppelt so schnell klimaneutral werden. Wir fordern, dass der Kohleausstieg auf 2030 vorgezogen wird – und vor allem fordern wir, dass jetzt endlich etwas passiert.“

Die „Fridays For Future“-Bewegung fordert Grieme zufolge die Erhebung einer CO2-Steuer, die sich auf die Folgeschäden des Klimawandels bezieht. „Das heißt, das sind 180 Euro pro Tonne. Wenn wir hören, dass im Klimakabinett von 30 Euro pro Tonne geredet wird, dann ist das ein Sechstel der Schadenskosten. Das heißt, ein Sechstel der Kosten, die wir später tragen müssen. Das ist völlig inakzeptabel.“ Niemand solle meinen, dass dieses „halbgare Paket“, das heute wahrscheinlich beschlossen werde, eine neue Ära für die Klimapolitik bedeute.

Proteste in Deutschland und weltweit

In Deutschland hat „Fridays for Future“ heute in 575 Städten zu Demonstrationen aufgerufen. Zum Auftakt störten Aktivisten in mehreren Städten den Autoverkehr. In Frankfurt am Main wurden nach Angaben der Polizei an mehreren Stellen Straßen besetzt. Solche Aktionen wurden auch aus Bremen gemeldet. In Berlin versammelten sich zahlreiche Fahrradfahrer zu einer Demonstrationsfahrt, was zu größeren Störungen im Berufsverkehr führte. Später ist eine Großdemonstration am Brandenburger Tor geplant.

Weltweit sind Aktionen in gut 2.600 Städten in fast 160 Ländern angekündigt. Zum Auftakt blieben in Australien mehrere zehntausend Schüler dem Unterricht fern. Auch auf Vanuatu, Kiribati und den Salomonen gab es die ersten Protestaktionen. Diese Pazifikinseln sind vom Untergang bedroht, wenn die Meeresspiegel infolge der Erderwärmung weiter steigen. Kinder sangen „Wir sinken nicht, wir kämpfen.“

Eine der größten für heute geplanten Demonstrationen soll in New York stattfinden, wo in der kommenden Woche ein UNO-Klimagipfel beginnt. An den Protesten dort nimmt auch die schwedische Klimaschutz-Aktivistin Greta Thunberg teil.

Zentrale Forderung der Demonstranten ist die Einhaltung des Pariser Klimaschutzabkommens, das eine Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter vorsieht.

deutschlandfunk


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