Die deutschen Sozialdemokraten suchen derzeit nach einer neuen Spitze. Die meisten Bewerber im Rennen um den SPD-Vorsitz sind den Deutschen allerdings kaum ein Begriff: Von den 14 Bewerbern sind nur drei mehr als der Hälfte der Wahlberechtigten bekannt. Dabei handelt es sich laut RTL/n-tv Trendbarometer um Vizekanzler Olaf Scholz (88 Prozent), die Politik-Wissenschaftlerin Gesine Schwan (71 Prozent) und den Gesundheitsexperten Karl Lauterbach (62 Prozent).
Mehr als 40 Prozent kennen den niedersächsischen Innenminister Boris Pistorius (47 Prozent), der gemeinsam mit der sächsischen Integrationsministerin Petra Köpping für das Amt antritt. Köpping zu kennen, gaben allerdings nur 33 Prozent an. Den Partei-Linken Ralf Stegner, in einem Kandidatenduo mit Schwan, kennen laut Trendbarometer 44 Prozent.
Den Staatsminister Michael Roth kennen 28 Prozent. 23 Prozent wussten etwas mit dem Namen der Landtagsabgeordneten Christina Kampmann anzufangen - sie geht mit Roth ins Rennen um den Parteivorsitz. Der ehemalige Finanzminister Nordrhein-Westfalens, Norbert Walter-Borjans kommt auf 21 Prozent. Walter-Borjans tritt mit Saskia Esken an, sie gehört mit zwölf Prozent allerdings zu den am wenigsten bekannten Kandidaten und Kandidatinnen.
Auf 20 Prozent kommt die Bundestagsabgeordnete Hilde Mattheis, die mit Verdi-Chefökonom Dierk Hirschel (7 Prozent) an die Spitze strebt. Auch Klara Geywitz gehört mit 14 Prozent nicht zu den bekannten Gesichtern im Kandidatenfeld. Da sie mit Vizekanzler Scholz antritt, dürfte sie allerdings von seiner Bekanntheit profitieren. Ähnlich verhält es sich bei Nina Scheer und Karl Lauterbach. Während Lauterbach sehr bekannt ist, gaben 13 Prozent der Wahlberechtigten an, Nina Scheer zu kennen. Auch unter SPD-Anhängern sind die Kandidaten kaum bekannter als bei allen Wahlberechtigten.
26 Prozent trauen Scholz Stärkung der SPD zu
Die meisten Bundesbürger glauben nicht, dass einer der Bewerber wieder mehr Wähler für die SPD begeistern kann. Im RTL/n-tv Trendbarometer erwarten 58 Prozent der Wahlberechtigten nicht, dass die Sozialdemokraten mit einer neuen Führung das verloren gegangene Vertrauen wiederherstellen können. Nach dem Urteil der Befragten werden allenfalls Scholz gewisse Chancen eingeräumt: 26 Prozent der Wahlberechtigten und 39 Prozent der SPD-Anhänger glauben, dass der Finanzminister als Parteichef "wieder Vertrauen für die SPD gewinnen" kann. Von Gesine Schwan glauben das acht, von Karl Lauterbach sieben und von Boris Pistorius fünf Prozent der Wahlberechtigten.
Nur jeweils drei Prozent setzen ihr Vertrauen in Borjans, Köpping und Stegner, zwei Prozent in Roth und jeweils ein Prozent in Kampmann, Esken, Geywitz und Mattheis. Von Hirschel und Scheer glaubt niemand, dass sie als Vorsitzende die SPD stärken können. Auch von den SPD-Anhängern glauben 40 Prozent nicht, dass einer der 14 Kandidaten für den Vorsitz geeignet wäre, die Partei für Wähler wieder attraktiver zu machen.
"Dass die meisten der 14 Bewerber für den SPD-Vorsitz nur wenig bekannt sind und man sich bei kaum einem der Bewerber außer Olaf Scholz vorstellen kann, dass er oder sie das verloren gegangene Vertrauen vieler früherer Wähler der Partei wieder zurückgewinnen kann, zeigt das Dilemma der deutschen Sozialdemokraten – den großen Mangel an Führungspersönlichkeiten", sagt forsa-Chef Manfred Güllner. Denn ohne überzeugende Politiker auf kommunaler, Landes- und Bundesebene seien auf Dauer keine Wahlen zu gewinnen.
Quelle: n-tv.de
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