Umgestürzte Bäume und abgebrochene Äste: Tief "Mortimer" ist in der Nacht über Teile Deutschlands gezogen. Am Morgen meldete die Deutsche Bahn erhebliche Einschränkungen durch den Sturm. Das Unternehmen hat den Fernverkehr in Norddeutschland zum Teil eingestellt, konnte einige Streckensperrungen aber nach kurzer Zeit aufheben. Wieder befahrbar seien die Strecken Hamburg - Hannover, Hamburg - Bremen, Hamburg - Berlin,Bremen - Hannover sowie Hannover - Göttingen sowie Hannover - Wolfsburg - Berlin, teilte die Deutsche Bahn auf Twitter mit. Bundesweit komme es zu Verspätungen und Zugausfällen, hieß es. Auch auf den wieder freigegebenen Strecken müssten die Fahrgäste noch Geduld haben.
Weiterhin gesperrt sei die Verbindung Wolfsburg - Braunschweig - Hildesheim - Göttingen. Wie die Deutsche Bahn mitteilt, wird das voraussichtlich bis zum heutigen Betriebsschluss so bleiben. Fahrkarten des Fernverkehrs, die am 30. September von dem Unwetter betroffen sind, können laut Bahn bis zum 7. Oktober genutzt werden. Die Zugbindung sei aufgehoben und eine kostenlose Stornierung möglich.
Zwischen Bremen und Hannover fuhren zeitweise keine Züge, weil ein Baum auf eine Oberleitung gekracht war. Ein ICE konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen und fuhr in die Unfallstelle bei Nienburg, wie ein Sprecher der Deutschen Bahn sagte. Verletzt wurde bei dem Vorfall zwischen Bremen und Hannover niemand. Die Passagiere mussten aber zunächst im ICE ausharren, da nicht klar war, ob noch Strom durch die kaputte Oberleitung fließt und dadurch eine Gefahr für sie besteht.
Zuvor hatten die Lagezentren der Polizei in allen 16 Bundesländern über eine vergleichsweise ruhige Nacht mit nur geringfügigen Schaden berichtet. Meldungen von Verletzten gab es den Angaben zufolge nicht. Vielerorts waren die Einsatzkräfte dennoch im Dauereinsatz.
Sturm zieht Richtung Osten
Inzwischen habe "Mortimer" die Ostsee erreicht, sagte n-tv Meteorologe Björn Alexander. Damit hat sein Hauptsturmfeld den Westen Deutschlands bereits überquert. Bis zum Nachmittag bringe das Tief lau Alexander in der Osthälfte und in Teilen Norddeutschlands schadenträchtige Windböen. Auf den Bergen sei der Sturm zum Teil mit Orkanböen bis über 140 Stundenkilometer hinweg gezogen. Die heftigste Böe aus der vergangenen Nacht habe die Wetterstation auf dem Feldberg im Schwarzwald mit 146 Stundenkilometern gemeldet. Aber auch einige Flachland-Stationen hätten bereits Windspitzen um die 100 Stundenkilometer gemeldet, berichtet Alexander. Das entspricht schweren Sturmböen bis hin zu orkanartigen Böen der Windstärke 10 oder 11. Auch die Küsten hätten Böen von 80 bis knapp 100 Stundenkilometer abbekommen - das werde sich auf das Abendhochwasser auswirken. Es werde etwa 1 bis 1,5 Meter höher ausfallen.
Am Vormittag muss laut n-tv Meteorologe Alexander an der Nordsee, im Osten Bayerns sowie in der gesamten Osthälfte nochmals mit Orkanböen auf den Bergen und Windspitzen bis um 100 Stundenkilometer im Flachland gerechnet werden. Die Verwaltung des Nationalparks Harz hat wegen des Sturmtiefs vor dem Betreten der Wälder in dem Mittelgebirge gewarnt. Es könnten jederzeit Bäume umstürzen, wie Sprecher Friedhart Knolle sagte. Auch die niedersächsischen Landesforsten warnten vor dem Betreten der Wälder: Weil die Bäume nach zwei trockenen und heißen Sommern geschwächt seien, sei besondere Wachsamkeit gefordert, sagte der Präsident der Landesforsten, Klaus Merker: "Auch bei Windstille können Äste unvermittelt abbrechen. Die Risikolage ist in diesem Jahr besonders hoch." Jogger, Hundebesitzer und Radfahrer sollten die Wälder bei Wind und zu erwartenden Stürmen meiden.
Für den Westen und den Süden bringe der Tag hingegen eine rasche Entspannung, so n-tv Meteorologe Alexander. Der meiste Regen ist gefallen, und im Tagesverlauf zeigt sich die Sonne immer häufiger, während es in der Nordosthälfte wolkig oder wechselhaft mit zahlreicheren Schauern und einzelnen Gewittern weitergeht.
Wasser steht bis zu zwei Meter auf der Weide
Eine spektakuläre Rettungsaktion erlebten Hunderte Schafe auf einer Weide in Dortmund. Starke Regenfälle hatten die Weide mit rund 300 Tieren geflutet. Die Feuerwehr habe ein Rettungsboot eingesetzt und Stege gebaut, um die Tiere vor dem Ertrinken zu retten, sagte ein Sprecher der Einsatzkräfte am frühen Morgen. Bis 2 Uhr waren den Angaben zufolge 200 Tiere von der Weide geholt worden. Die Wiese stand bis zwei Meter unter Wasser. Mehrere Tiere, darunter auch Lämmer, seien in den Wassermassen verendet.
Die Feuerwehr war nach eigenen Angaben mit 120 Einsatzkräften vor Ort. Im Saarland waren bis 2.20 Uhr rund 50 Notrufe wegen umgekippter Bäume oder Bauzäune eingegangen. Ein Baum sei auf ein geparktes Auto gefallen. Aus Bremen meldete eine Sprecherin "außer viel Regen nichts".
Quelle: n-tv.de
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