Das Magazin gibt an, für die Rangliste die Aktienvermögen mit den Schlusskursen vom 13. September berechnet zu haben. Dabei soll das Vermögen der Reimanns im letzten Jahr um zwei Milliarden Euro zugelegt haben. Die Familie ist in den Branchen Getränke, Kosmetik und Tierkliniken tätig und besitzt die Investmentfirma JAB Holding in Luxemburg; ein Kaffeeunternehmen Keurig Dr Pepper und den Parfüm- und Kosmetikkonzern Coty, beide mit Sitz in den USA.
Als die einstige Eigentümerfamilie des Ludwigshafener Chemiekonzerns Benckiser bekannt, hat die Familie unter JAB-Chairman Peter Harf (73) in wenigen Jahren mit Keurig Dr Pepper einen der größten Getränkekonzerne der Welt geschaffen, die von Kaffee bis Limo alles ausschenkt. Unterschiedliche Luxusmarken sowie Kosmetik- und Parfümmarken wie „Max Factor“, „Calvin Klein“, „Gucci“ und „Hugo Boss“ gehören mit Coty ebenfalls zu ihren Einnahmequellen wie etwa der kürzliche Input von fast fünf Milliarden Dollar in Tierklinikketten in den USA. Den Ursprung ihres Vermögens, ihren Anteil am britischen Konsumgüterkonzern Reckitt Benckiser mit Marken wie Calgon, Clearasil, Kukident oder Sagrotan, haben die Reimanns hingegen fast vollständig verkauft.
So groß ist die Schere zwischen West und Ost
Erst im Frühling dieses Jahres wurde bekannt, dass ihre Vorfahren während der NS-Zeit mit den Faschisten paktierten, und zwar offenbar als überzeugte Nationalsozialisten und Antisemiten. Es war der Wirtschaftshistoriker Paul Erker von der Universität München, der von der Familie vor ein paar Jahren mit der Recherche zur Firmengeschichte beauftragt wurde und die Profite vom NS-Regime durch die Reimanns gegenüber den Medien bestätigte. Die Unternehmer kündigten an, zehn Millionen Euro an eine passende Organisation spenden zu wollen. Die Ergebnisse der Studie zur NS-Firmengeschichte sollen im nächsten Jahr vorgelegt werden.
Mit einem Vermögen von 27,5 Milliarden Euro rangiert der Besitzer des Discounters Lidl, Dieter Schwarz (80), erstmals auf Platz zwei unter den reichsten Deutschen. Schwarz’ Handelskonzern kontrolliert eben die Supermarktkette Kaufland und soll jährlich über 100 Milliarden Euro umsetzen. Auf Platz drei sind die letztjährigen Spitzenreiter Susanne Klatten (57) und Stefan Quandt (53) zurückgefallen sein, die ein Vermögen von etwa 7,5 bzw. 26,5 Milliarden Euro besitzen und damit auch 47 Prozent der Aktien von BMW. Durch die Aktien sollen ihnen 2018 zwar eine Dividende von gut einer Milliarde Euro brutto eingegangen sein, jedoch hat ihr Aktienpaket durch den schwächeren Aktienkurs von BMW innerhalb von zwölf Monaten über fünf Milliarden Euro an Wert verloren. Über die Zugehörigkeit ihrer Vorfahren zum Nazi-Regime war vor einigen Jahren selbst eine Doku gedreht worden.
Nach Schätzungen des Magazins gibt es 2019 in Deutschland 200 Milliardäre – genauso viele wie 2018. In der ersten Liste der reichsten Deutschen im Jahr 2001 waren es noch 69 Milliardäre. Den weiteren Angaben einer neuerlichen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung zufolge besitzt aber die ärmere Hälfte der deutschen Bürger nur einen Anteil von 1,3 Prozent am gesamten Vermögen des Landes. Dabei spielt auch der Immobilienbesitz eine Rolle. Laut dem Co-Studienautor Christoph Halbmeier verfügen Personen, die zwischen 1940 und 1950 geboren wurden, in Westdeutschland leben und eine Immobilie besitzen, im Schnitt über besonders viel Vermögen. In Westdeutschland verfügte 2017 die Bevölkerung ab 17 Jahren damit im Schnitt über ein Nettovermögen von 121.500 Euro, im Osten dagegen lediglich über 55.000 Euro.
lk/dpa
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