Streiks bei der Konkurrenz nutzen Easyjet

  08 Oktober 2019    Gelesen: 486
Streiks bei der Konkurrenz nutzen Easyjet

Easyjet macht wohl deutlich weniger Gewinn als letztes Jahr. Trotzdem ist Konzernchef Lundgren zufrieden - die Ziele wurden erreicht, auch dank Streiks bei den Wettbewerbern. Selbst von der Thomas-Cook-Pleite habe man profitiert.

Der britische Billigflieger Easyjet kann im abgelaufenen Geschäftsjahr auch dank der Pilotenstreiks bei den Rivalen British Airways und Ryanair sein allerdings deutlich gestutztes Gewinnziel erreichen. Das Unternehmen erwarte ein operatives Ergebnis von fast 430 Millionen Pfund (480 Millionen Euro), erklärte Easyjet-Chef Johan Lundgren zu den vorläufigen Zahlen für das am 30. September beendete Geschäftsjahr.

Im Vorjahr hatte Easyjet 578 Millionen an Gewinn eingefahren - mit einem Rückgang auf 400 bis 440 Millionen Pfund war gerechnet worden. Im laufenden Geschäftsjahr erwartet Lundgren ein Angebotswachstum am unteren Ende der üblichen Spanne. Im ersten Quartal steige die Kapazität um zwei Prozent, während die Buchungen bisher auf Vorjahresniveau lägen. Der Ausblick kam am Aktienmarkt nicht gut an. Händler nahmen außerdem Gewinne mit, sodass die Titel an der Londoner Börse um mehr als fünf Prozent absackten.

Im Gesamtjahr wuchs die Zahl der Passagiere um 8,6 Prozent auf 96 Millionen. Easyjet hatte das Flugangebot allerdings um 10,3 Prozent ausgeweitet, sodass die Auslastung der Maschinen vorläufigen Zahlen zufolge um 1,4 Prozentpunkte zurückging. Im Gesamtjahr nahm der Konzern je Passagier weniger ein. In der zweiten Jahreshälfte ging es aber aufwärts, nachdem der Billigflieger zuvor von einem leichten Rückgang ausgegangen war.

Easyjet profitiert von Ryanair-Streiks

Lundgren zeigte sich mit dem Verlauf des Geschäftsjahrs in Anbetracht der schwierigen Marktbedingungen zufrieden. Auch mit Blick auf die Buchungszahlen für das neue Geschäftsjahr sei man auf Kurs. Teurer Treibstoff und gesunkene Ticketpreise hatten Easyjet im Winterhalbjahr tiefer in die roten Zahlen getrieben. Auch konjunkturelle Unsicherheiten wie die Hängepartie um den Brexit bereiteten dem Unternehmen Probleme.

Im dritten Geschäftsquartal hatte der Ryanair-Rivale aber dem Preiswettbewerb der Branche getrotzt und auch im Schlussquartal von einer guten Ticketnachfrage profitiert. Dabei spielten Easyjet die Streiks bei British Airways und Ryanair in die Karten. British Airways musste im September Tausende Flüge absagen, weil die Piloten zwei Tage streikten. Ryanair flog trotz Arbeitsniederlegungen alle Flüge. Dennoch profitierte Easyjet von der Unsicherheit der Kunden über den Flugbetrieb der Iren.

Auch die schon länger schwelende Krise von Thomas Cook habe Easyjet genützt, erklärte Lundgren in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit der "Welt". Mit Easyjet-Hotels bietet die britische Fluggesellschaft seit dem vergangenen Jahr auch Pauschalreisen an. "Wir haben bereits im Sommer davon profitiert, dass es Hotels gab, die mit uns zusammenarbeiten wollten, weil sie nicht sicher waren, wie die Zukunft mit Thomas Cook aussieht", sagte Lundgren.

Interesse an Thomas Cook - aber nicht an Condor

Lundgren signalisierte außerdem potentielles Interesse an Teilen des insolventen Reise- und Fluganbieters. "Natürlich werden wir uns, wie alle Fluggesellschaften und Reiseunternehmen, anschauen, was aus dem Thomas-Cook-Netzwerk für uns von Interesse sein könnte", sagte Lundgren. Die deutsche Fluggesellschaft und Thomas-Cook-Tochter Condor sei davon aber ausgenommen. Easyjet hatte im vergangenen Jahr einen Teil von Air Berlin übernommen und ist seither Platzhirsch am Flughafen Berlin Tegel.

Condor hat sich mit einem Schutzschirmverfahren in Deutschland vom Mutterkonzern abgespalten, um nicht mit in die Pleite gerissen zu werden. Die Bundesregierung und das Land Hessen wollen dem Ferienflieger mit einem Brückenkredit von 380 Millionen Euro die Stange halten, damit neue Investoren gefunden werden können.


Quelle: n-tv.de


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