Was oft verschwiegen wird: „Ultimatives Zahlungsmittel“ Gold als Motor für Währungs-Neustart

  16 Oktober 2019    Gelesen: 917
    Was oft verschwiegen wird:   „Ultimatives Zahlungsmittel“ Gold als Motor für Währungs-Neustart

Gold spielt für Staaten und Regierungen nicht nur als Reserve für Notzeiten eine entscheidende Rolle. Das Edelmetall „dient in Finanz-Krisenzeiten auch als ultimatives Mittel, um nationale Währungen neu aufzubauen.“ Das erläutert Goldmarkt-Experte Dimitri Speck aus München im Sputnik-Interview. „Gold hat absoluten Vorteil: Es wird nie entwertet.“

„Gold ist zwischen Staaten das traditionelle Wertaufbewahrungsmittel und die klassische Währungsreserve“, sagte der Münchner Buchautor und Goldmark-Experte Dimitri Speck gegenüber Sputnik mit Blick auf neuste Zahlen des Welt-Golddachverbands „World Gold Council“. Diese Organisation veröffentlicht regelmäßig Zahlen zu den Goldreserven der einzelnen Staaten. Die ersten Plätze in der „Gold-Weltrangliste“ belegen weiterhin die USA (mit etwa 8133 Tonnen Gold) und Deutschland (circa 3366 Tonnen). Dahinter folgen die Nationen Italien (2451), Frankreich (2436) sowie Russland mit fast 2220 Tonnen Gold und China (1937).

„Bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts hatte Gold bis zu 90 Prozent der nationalen Reserven ausgemacht“, gab Gold-Experte Speck einen kurzen historischen Überblick. Dieser Anteil „fiel dann sukzessive nach dem Zweiten Weltkrieg, als der US-Dollar diese Funktion übernommen hatte (als Welt-Leitwährung, Anm. d. Red.). Aus Sicht der Staaten hat Gold als Währungsreserve der Zentralbanken einfach verschiedene Vorteile: Gold ist eben komplett staatenunabhängig. Das heißt Gold-Guthaben können nicht eingefroren werden. Die USA nutzen Sanktionen ja als politisches Druckmittel und frieren dabei Gelder gegenüber mittlerweile etwa 20 Ländern (darunter auch Russland, Anm. d. Red.) ein. Das ist ein wichtiger Grund. Gold kann zudem nicht bankrott gehen und kann nicht durch Inflation an Wert verlieren oder enteignet werden. Gold ist außerdem hoch liquide, anders als Aktien oder Immobilien. Das sind die Hauptgründe, es gibt aber sicher noch weitere.“

„Diesen Fakt nennt kaum jemand“

Edelmetall-Analytiker Speck nannte auf Nachfrage einen Fakt, der sowohl bei Experten als auch bei Medien so gut wie nie Erwähnung findet:

„Es wird immer wieder überlegt, dass Gold auch die letzte Reserve ist, wenn es im Währungssystem wirklich sehr problematisch werden sollte. Das ist sicherlich auch ein Grund. Angenommen es kommt zu einer großen Finanzkrise – stärker als die letzte von 2008 – oder zu einer Hyper-Inflation: Dann kann man als Staat oder Regierung, wenn man Gold hat, sicher und besser ein neues Währungssystem wieder aufziehen als ohne. Dieser Fakt wird relativ selten ausgesprochen.“ Das Fazit des Münchner Experten: „Gold ist einfach das ultimative Zahlungsmittel und eben auch ein Mittel, um binnenstaatliches Vertrauen zu wecken. Und das ist eben im Krisenfall relevant.“

Auch die kritischen Finanz-Experten Markus Krall, Folker Hellmeyer und Marc Friedrich haben in jüngsten Sputnik-Interviews immer wieder auf diesen oft verschwiegenen Zusammenhang hingewiesen. An dieser Stelle muss auch der 1904 in Angermünde geborene und 2005 in New York verstorbene, marxistisch orientierte Ökonom Günter Reimann erwähnt werden, der diese Hintergründe in mehreren Büchern und Analysen bereits zu Lebzeiten offenlegte. Darunter das Werk „Die Ohnmacht der Mächtigen: Das Kapital und die Weltkrise“, das 1993 in Leipzig erschien.

Die Gold-Spitzenreiter USA und Deutschland

Gold-Fachmann Speck kommentierte die „Gold-Spitzenreiter“. „Bei den USA ist es sehr einseitig“, sagte er. Die Vereinigten Staaten „haben fast nur Gold als Währungsreserven und fast keine Fremd-Währungen. Das ist traditionell. Die USA stellen mit dem Dollar seit Jahrzehnten die Welt-Leitwährung, also die globale Reservewährung selbst. Daher halten sie es bisher für nicht nötig, selbst andere Reserven aufzubauen.“

Deutschland benötige „als Export-Überschussland im Normalfall auch relativ wenig Reserven und kann deshalb ganz gut sein Gold halten. Es könnte meines Erachtens noch mehr Gold dazukaufen, tut es meiner Meinung nach leider nicht. Angesichts der Finanzkrisen und der Target2-Salden, die letztlich irgendwann mal auszubuchen sein werden, wäre es wünschenswert, wenn sich hier der Vorstand der Bundesbank wieder stärker Richtung Gold orientieren würde.“ Noch einige Mengen des deutschen Staatsgolds befinden sich – trotz einiger politischer Bemühungen hierzulande – immer noch im Ausland, vornehmlich in London und New York, wie Sputnik bereits mehrfach berichtete. Allerdings hält die Bundesbank dieses Problem für „abgeschlossen“, wie die Pressestelle der Deutschen Bundesbank auf Sputnik-Anfrage Ende August mitteilte.

Gold-Aufsteiger: Russland und China

Zurück zu den Gold-Reserven der Staaten: „Bei Russland kommt sicher die politische Komponente dazu“, meinte Edelmetallmarkt-Analytiker Speck mit Blick auf die anti-russischen Wirtschaftssanktionen des Westens.

„Wie schon gesagt: Gold ist staatenunabhängig. Hier bietet sich für Russland an, sich durch Gold vor Sanktionen zu schützen, indem man eben eigene Dollar-Reserven in Gold tauscht.“

Die Volksrepublik China habe – obwohl die absolute Zahl der chinesischen Goldbarren mit fast 1940 Tonnen relativ hoch sei – insgesamt gesehen „sicher noch sehr, sehr wenig Gold in den eigenen Reserven gegenüber den Gesamtwährungsreserven und der gesamten chinesischen Wirtschaftskraft. China hat hier meiner Meinung nach noch einen sehr hohen Nachholbedarf.“ Internationale Wirtschaftsmeldungen der letzten Zeit zeigen, dass Peking wohl in Zukunft verstärkt Gold für die eigenen Reserven kaufen werde.

sputniknews


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