Paralympics-Siegerin beendet ihr Leben

  24 Oktober 2019    Gelesen: 834
Paralympics-Siegerin beendet ihr Leben

Vier Medaillen gewann Marieke Vervoort bei Paralympischen Spielen, eine unheilbare Krankheit konnte sie nicht besiegen. Sportliche und persönliche Triumphe waren stets von großen Schmerzen begleitet. Nun nahm Vervoort Sterbehilfe in Anspruch und gestaltete ihr Sterben nach ihren eigenen Wünschen.

Die belgische Paralympicssiegerin Marieke Vervoort hat am Dienstag ihr Leben durch Sterbehilfe beendet. Das gab der Bürgermeister ihres Heimatortes Diest bekannt. Die 40 Jahre alte Paraathletin litt an einer unheilbaren und extrem schmerzhaften Muskelkrankheit. "Bis zu ihrer letzten Minute führte sie Regie über ihr Leben", sagte ihr Leibarzt Wim Distelmans der Tageszeitung "De Standaard". Sie starb, wie sie es gewünscht hatte, mit einem Glas Sekt in der Hand.

In ihrer Sportkarriere feierte Vervoort Erfolge in verschiedenen Disziplinen. Bei den Paralympics in London 2012 gewann sie als Handbikerin Gold über 100 Meter und Bronze über 200 Meter. 2016 in Rio de Janeiro eroberte sie Silber über 400 Meter und Bronze über 100 Meter. In dem Jahr landete sie bei der Wahl zum Sportler des Jahres in Belgien auf Platz zwei hinter Fußballstar Kevin de Bruyne. Seit 2000 konnte sie sich nur noch im Rollstuhl fortbewegen. 2006 und 2007 wurde sie Weltmeisterin im Paratriathlon und gewann auch den Ironman auf Hawaii.

"Erst die Spiele, dann die Spritze"

International Aufsehen erregte Vervoort 2015 in der TV-Sendung "Het Huis" (das Haus), als sie erklärte, noch vor Jahresende Sterbehilfe durchführen zu lassen. Daraufhin stürzten sich die Medien in Rio 2016 auf die Belgierin. "Erst die Spiele, dann die Spritze" wurde geschrieben.

In einem Interview während der Paralympischen Spiele in Rio gab die Athletin tiefe Einblicke in ihre Auseinandersetzungen mit der Krankheit. In manchen Nächten schliefe sie wegen der Schmerzen nur zehn Minuten, berichtete Vervoort damals. Ihre Schmerzen seien bisweilen so stark gewesen, dass andere Menschen schon schwer mitgenommen gewesen wären, sie während akuter Attacken nur gesehen zu haben. "Es ist eigentlich zu hart für meinen Körper, in jedem Training leide ich wegen der Schmerzen. Aber Training, Rennen zu fahren und der Wettkampf sind Medizin für mich. Ich arbeite so hart - und schiebe so all die Angst und den Rest weg von mir."

"Es geht darum, Leben zu verlängern"

Die Krankheit wurde ihr bereits mit 14 Jahren diagnostiziert, über die benötigten Dokumente für die Sterbehilfe verfügte sie schon seit 2008, als sich ihr Gesundheitszustand dramatisch verschlechtert hatte. "Ich habe große Angst, aber diese Papiere verschaffen mir Seelenfrieden. Ich weiß, dass ich diese Papiere habe, wenn ich merke, dass es reicht. Wenn ich sie nicht haben würde, hätte ich mich sicher schon umgebracht", sagte Verfoort. "Ich denke, es wird deutlich weniger Selbstmorde geben, wenn jedes Land eine Euthanasie-Gesetzgebung hat. Ich hoffe, dass irgendwann jeder erkennt, dass es dabei nicht um Mord geht, sondern darum Leben zu verlängern."

Vor ihrem Tod arbeitete sie noch ihre Wunschliste ab. So war sie im September Bungeejumpen und in einem Lamborghini über die Rennstrecke von Zolder gerast. "Ich denke heute anders über den Tod, als vor ein paar Jahren", sagte sie 2016. "Für mich ist der Tod wie eine Operation. Du schläfst ein und wachst nie wieder auf. Für mich ist es etwas Friedliches." Man solle sich ihrer erinnern als "die Lady, die immer lachte, immer lächelte."

Quelle: n-tv.de


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