Gut angelegtes Geld für Wissenschaft – eRosita präsentiert erste Bilder

  25 Oktober 2019    Gelesen: 728
Gut angelegtes Geld für Wissenschaft – eRosita präsentiert erste Bilder

Die Magellansche Wolke und zwei Galaxienhaufen hat das Röntgenteleskop eRosita präsentiert. Bereits jetzt hat das Teleskop erste Wissenschaft geliefert. Die Forscher wollen damit Kosmologie betreiben. eRosita ist Teil des russisch-deutschen Weltraumobservatoriums Spektr-RG.

Mitte Juli wurde das russisch-deutsche Weltraumobservatorium Spektr-RG ins Weltall befördert. Nun hat eRosita, das deutsche Röntgenteleskop an Bord, die ersten Bilder präsentiert.

Das erste Bild stellt unsere Nachbargalaxie, die Magellansche Wolke, dar und solle nur dem Nachweis der Funktionsfähigkeit des Instruments dienen, betont Peter Predehl gegenüber Sputnik. Predehl ist der wissenschaftliche Leiter von eRosita am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik, das das Teleskop entwickelt hatte.

Die Wahl des Motivs habe auch „historische Gründe“, denn zuvor hatten auch die Röntgenteleskope ROSAT und XMM-Newton das Objekt anvisiert. Im Vergleich können deshalb die Stärken von eRosita besonders gut gesehen werden.

„Was so rötlich leuchtet, ist heißes Gas in der Magellanschen Wolke und dieses Gas hat Strukturen drin – die dunklen Bereiche“, erklärt Predehl gegenüber Sputnik. „Und dass man diese dunklen Bereiche überhaupt sieht, ist eine richtige Sensation. Denn das bedeutet, dass der Hintergrund im Instrument sehr niedrig ist.“ Der Hintergrund ist ein unerwünschter Effekt von komischen Teilchen, der das Bild unscharf macht und dieser sei bei eRosita „wahnsinnig niedrig“. Außerdem können die Forscher auch Spektrallinien aus den Daten herauslesen: „Wir können Elemente wie Sauerstoff, Eisen und andere in den Objekten nachweisen“, so Predehl.

Wichtiger für die Forschung ist das zweite Bild, das einen Blick in die Vergangenheit des Universums gewährt. Zu sehen sind zwei Galaxienhaufen, die durch eine „blaue Brücke“ verbunden sind. Bei dieser Brücke handelt es sich um eine „filamentartige Struktur“ aus Gas, die die beiden Galaxienhaufen verbindet. „Das ist exakt das, wonach wir suchen“, betont Predehl. Denn nach dem Urknall war das Universum zunächst eine homogene Ursuppe, in der nach und nach solche „filamentartigen Strukturen“ entstanden sind, die sich laut kosmologischen Simulationen immer weiter zu Galaxienhaufen verdichtet haben. Astrophysiker vermuteten, dass solche Strukturen weiterhin nachweisbar sein sollten. „Das würde man zum ersten Mal zwischen diesen Galaxienhaufen auf dem Bild sehen“, bemerkt Predehl. „Allein an diesem Bild könnten viele Astrophysiker zwei Jahre forschen, bis sie alles erkannt haben, was drin ist.“

Im November soll Spektr-RG kallibriert werden und dann seine große Aufgabe antreten: eine vier Jahre lange komplette Himmelsdurchmusterung. Zu diesem Zweck befinden sich zwei Teleskope an Bord, das russische ART-XC und das deutsche eRosita.

„Wir scannen den kompletten Himmel ab im Röntgenbereich und erstellen eine Karte von Röntgenquellen im Universum“, erklärt Thomas Mernik das weitere Vorgehen gegenüber Spuntik. Mernik ist Leiter aufseiten der Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Die Forscher erhoffen sich Daten für eines der großen Geheimnisse der Astrophysik: die dunkle Energie. „Mithilfe dieser Karte werden wir ein besseres Verständnis für die Dynamik des Universums entwickeln können“, so Mernik. Denn in den 90er-Jahren entdeckten Forscher, dass das Universum sich beschleunigt ausdehnt. „Der Grund dafür wird dunkle Energie genannt, aber wir verstehen nicht wirklich, was sich dahinter verbirgt“, erläutert der DLR-Forscher. Die Wissenschaftler hoffen auf Daten aus solchen Galaxienhaufen, die einem besseren Verständnis dieser Kraft dienen können.

sputniknews


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