Polnischer Experte entlarvt Kampfjet-Deal mit den USA als schlechtes Geschäft

  02 November 2019    Gelesen: 950
Polnischer Experte entlarvt Kampfjet-Deal mit den USA als schlechtes Geschäft

Die polnische Industrie-Lobby hat die Regierung des Landes öffentlich aufgerufen, von den US-Partnern eine Entschädigung für den Kauf von 32 US-Flugzeugen F-35A Lightning in Form von Investitionen bzw. die Vergabe von Aufträgen für die polnische Industrie zu fordern.

Für die Kampfjets muss Polen rund 6,5 Mrd. Dollar zahlen. Als verbreitete Kompensationsform für die Mittel, die für den Ankauf der Militärtechnik ausgegeben wurden, gilt das Offset-Geschäft. Im Fall von Polen geht es um ein Kompensationsgeschäft zwischen einem Lieferanten aus den USA und der Finanzbehörde des polnischen Staates. Die Regierung hätte eine Ausschreibung für den Ankauf dieser Flugzeuge durchführen müssen. Doch anscheinend wird es keine Ausschreibung geben.

Wie hoch stehen die Chancen, dass die die Polnische Industrie-Lobby die Regierung von der Notwendigkeit, die Interessen der eigenen Industrie zu verteidigen, überzeugen wird?

Der unabhängige Experte Tomasz Hypki äußert Zweifel am Erfolg der Anstrengungen der Lobbyisten. „Diese Organisation verfügt nicht über den notwendigen Einfluss“, sagte er im Gespräch mit Sputnik.

Offset-Geschäft wird nur vermutet
Falls immense Haushaltsmittel für den Waffenimport ausgegeben werden, erfordert das vom Geschäftspartner entweder äquivalente Kaufmengen beim Importeur oder die Übergabe der Technologien an ihn bzw. Investitionen des Lieferanten in die Entwicklung der Unternehmen des Landes.

„Polen kauft Waffen in den USA faktisch ohne Kompensation, indem auf diese Weise Geld in die US-Industrie investiert wird. In Polen gab es überhaupt sehr wenig Offset-Geschäfte, mit der Übergabe von realen Technologien. Als positives Beispiel gilt der Erwerb der Panzerfahrzeuge Rosomak, die in Polen in mehreren Versionen hergestellt werden und auf Grundlage der Basislizenz für Panzerwagen AMV XC-360 P, die von der finnischen Firma Patria entwickelt wurden, kontinuierlich modifiziert werden. Wenn es um die Flugzeugtechnik geht, gab es beim Kauf der F-16-Kampfjets de facto kein Offset-Geschäft. Beim Kauf von F-35 ist dies anscheinend überhaupt nicht vorgesehen“, sagte der Experte.

Vorteilhaftes Geschäft für die Amerikaner
Wenn die polnischen Verhandlungspartner von Anfang an bereit seien, die Ausstattung ohne Verhandlungen zu kaufen, stellt sich nicht die Frage nach Offset-Geschäft, so der Experte.

„Hätte es eine normale Ausschreibung und einige Angebote gegeben, dann könnte man von den Teilnehmern der Ausschreibung wirtschaftlich vorteilhafte Vertragsbedingungen aushandeln. Ohne Ausschreibung ist dies unmöglich. Warum die polnische Regierung keine Ausschreibung organisiert, ist eine andere Frage. Ohne Ausschreibung ist dieser Kauf ein Deal zu sehr ungünstigen Bedingungen. Fehlende konkurrenzfähige Angebote von anderen Herstellern lassen nicht einschätzen, was für die Streitkräfte, den Staatshaushalt, Verteidigungs- und Flugzeugindustrie Polens wirklich am besten ist. Für die US-Hersteller bedeuten sie wirtschaftliche Vorteile“, so Hypki.

Großteil des polnischen Flugzeuggeschäfts lebt von Wartung der MiG-29 und Su-22
Der Journalist des Nachrichten-Portals “Polskatimes”, Bogusaw Mazur, ist ebenfalls dieser Meinung. „Unsere Werke werden von diesem Deal nichts bzw. fast nichts bekommen und können im Endeffekt vom Markt verschwinden. Diese Perspektive wird auch realer, weil der Ankauf neuer Maschinen mit der Außerbetriebssetzung der MiG-29 und Su-22 verbunden ist. Der Großteil des polnischen Flugzeugsbereichs funktioniert dank Wartung dieser Maschinen. Wenn unsere Unternehmen die bei der Wartung dieser Flugzeuge verdiente Mittel verlieren und nichts als Ersatz bekommen, wird es kein Geld für die Wartung der 48 F-16 geben“, sagte Mazur.

Der Chefredakteur der Zeitung „New Military Technology“, Mariusz Cielma, behauptet, dass Kompensationen vom Waffenriesen Lockheed Martin erfolgen könnten, obwohl der Vertrag für die Lightning-Kampfjets im Rahmen des US-Staatsprogramms über Waffenverkauf an ausländische Militärs besprochen wird. Der Rüstungshersteller kann den Zugang zur Lösung der Aufgaben in den Bereichen anbieten, die nicht im direkten Zusammenhang mit diesem Programm stehen.

Hypki meint, dass Polen die F-35 nicht braucht.

„Sie sind nicht geeignet für die Arbeit unter den Bedingungen eines Küstenstaates, also eines Staates, der vom Gegner attackiert werden kann und dessen Flughäfen innerhalb einiger Minuten vernichtet werden können. Das bedeutet, dass diese Flugzeuge nie in ihre Lager zurückkehren. Niemand bedroht jetzt Polen. Damit wurde das einfach auf Anweisung der USA gemacht. In diesem Falle geht es nicht um Handelsgespräche“, sagte Hypki.

sputniknews


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