Der stellvertretende Vorsitzende Lamprecht sagte im Deutschlandfunk, die Schülerinnen und Schüler hätten demnach schon mal etwas von Honecker und dem Mauerfall gehört, ginge man aber ins Detail, werde es schwierig. Für den Westen Deutschlands führt Lamprecht, Schulleiter der Wiesbadener Carl-von Ossietzky-Schule, dies auf die fehlende Weitergabe des Wissens über Großeltern und Eltern zurück. Zudem gebe es eine Vergessenskurve, so dass die in der neunten oder zehnten Klasse erworbenen Kenntnisse bei vielen Oberstufenschülern bereits wieder verlorengegangen seien.
Für die ostdeutschen Bundesländer komme hinzu, dass viele Lehrkräfte befangen seien, da die Geschichte der DDR teilweise die eigene sei. Die Berliner Autorin und Regisseurin Dörte Grimm, Mitinitiatorin eines „Zeitzeugen-Lernportals“ sieht noch einen weiteren Grund, der mit der Scham der Eltern zu tun hat. Ihnen falle es schwer, ganz locker über die Zeit im Osten zu reden, sagte sie ebenfalls im Deutschlandfunk. Das sei nicht verwunderlich, wenn man immer wieder aus den Medien erfahre, dass man in einer Diktatur gelebt habe, dass Teile des Lebens, an dem man über 40 Jahre teilgenommen hatte, mit einer Form von Unrecht behaftet seien.
„Mit Zeitzeugen die DDR-Geschichte aufarbeiten“
In Berlin kommt laut Peter Stolz vom Landesverand der Geschichtslehrer noch hinzu, dass Schüler aufgrund des Lehrplans sogar ein Gymnasium verlassen können, ohne im Unterricht jemals etwas über die friedliche Revolution und den Mauerfall gehört zu haben. Das passiere, wenn sich der Fachbereich etwa dafür entschieden habe, nur eine Stunde Geschichte im Schuljahr einzuplanen und darin die gesamte Zeit von 1945 bis heute abzuhandeln. An Berliner Sekundarschulen wurde das eigenständige Fach Geschichte vor einigen Jahren abgeschafft, und mit Ethik, Politik und Geografie zum Fach Gesellschaftswissenschaften zusammengelegt, wie Dlf-Korrespondentin Claudia van Laak berichtet. [Audio]
Bundes-Vize Lamprecht plädierte dafür, die Wissenslücken durch geeignete Unterrichtsformen zu beseitigen. So könnte man zum Beispiel mit Zeitzeugen die DDR-Geschichte aufarbeiten – ähnlich wie dies mit der Zeit des Nationalsozialismus geschehen sei. Zentral sei zudem, dass man auf die DDR im Vergleich zur BRD schaue. Die doppelte Staatsgründung nach Kriegsende sei gesamtdeutsche Geschichte, die man nicht unabhängig voneinander betrachten könne.
Deutschlandfunk
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