Feiern und Erinnern

  09 November 2019    Gelesen: 723
  Feiern und Erinnern

In Deutschland wird heute an den Fall der Mauer vor 30 Jahren erinnert. An der Gedenkstätte Bernauer Straße in Berlin findet am Vormittag die zentrale Veranstaltung statt, an der neben Bundespräsident Steinmeier und Bundeskanzlerin Merkel auch Staatsgäste aus dem europäischen Ausland teilnehmen.

Zu den Feierlichkeiten empfängt Steinmeier am Vormittag zunächst die Präsidenten der Slowakei, Polens, Tschechiens und Ungarns im Schloss Bellevue. Anschließend fahren sie zusammen zur Bernauer Straße. Diese gilt als Symbol der deutschen Teilung. Als die Mauer 1961 errichtet wurde, lag die Häuserfront der Straße im Osten, der Bürgersteig im Westen. In der Gedenkstätte auf dem früheren Todesstreifen sind original erhaltene Teile der Mauer zu sehen.

Am Abend gibt es am Brandenburger Tor eine weitere Veranstaltung. Dabei wird neben Steinmeier auch die frühere DDR-Oppositionelle Marianne Birthler sprechen. Die Staatskapelle Berlin unter Daniel Barenboim spielt die 5. Sinfonie von Ludwig van Beethoven. Zum Abschluss soll ein Feuerwerk in den Himmel steigen.

Zahlreiche regionale Veranstaltungen

Entlang der früheren innerdeutschen Grenze von Bayern bis Schlewig-Holstein finden ebenfalls Veranstaltungen statt. Unter anderem planen Sachsen-Anhalt und Niedersachsen eine gemeinsame Feierstunde mit den Regierungschefs Haseloff und Weil am früheren Grenzübergang Marienborn. Dort findet außerdem ein ganztägiges Festival statt. Auch Thüringen und Hessen feiern mit den Ministerpräsidenten Ramelow und Boufiier ein gemeinsames Bürgerfest. Bundesinnenminister Seehofer wiederum wird im bayerischen Hof erwartet.

Merkel: Angleichung dauert

Nach Einschätzung von Bundeskanzlerin Merkel dauert der Prozess der deutschen Vereinigung länger als zunächst erhofft. Der „Süddeutschen Zeitung“ sagte die CDU-Politikerin, bei manchen Themen sehe man heute, dass „doch eher ein halbes Jahrhundert“ benötigt werde für eine Angleichung zwischen Ost und West. Merkel warb um Geduld. Auch die „Mühen der Freiheit, alles entscheiden zu müssen“, müssten gelernt werden.

Der Schriftsteller Christoph Hein, der in der DDR aufwuchs, kritisierte das Zustandekommen der deutschen Einheit. „Es gab keine Wiedervereinigung, es war ein Beitritt, den man auch Anschluss nennen kann“, sagte er dem „Neuen Deutschland“. Die Deutschen hätten sich den Gesetzen, Normen und Werten der Bundesrepublik unterwerfen müssen. Bundestagspräsident Schäuble wies derartige Vorwürfe als „Unsinn“ zurück.


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