Mitte November war der Goldpreis überraschend abgestürzt. Mittlerweile scheint er sich schon wieder leicht erholt zu haben, melden aktuell einige Finanzmedien. Andere Wirtschaftsnachrichten warnen jedoch vor düsteren Aussichten beim Goldpreis, der „sich südwärts entwickelt“. Der Goldpreis notierte am Mittwochnachmittag bei etwa 1458 Dollar je Unze. Ende August lag er noch bei über 1550 Dollar.
Goldmarkt-Analytiker und Trading-Experte Philip Klinkmüller hat zur aktuellen Situation einen eindeutigen Standpunkt: „Ob sich der Goldpreis wirklich schon wieder erholt hat, ist in dem aktuellen Umfeld relativ zu sehen“, so der Wirtschafts-Experte vom Stuttgarter Investitions-Beratungsunternehmen „Hopf & Klinkmüller Capital Management“ im Sputnik-Interview. „Wir hatten in den letzten Wochen das Tief bei 1446 US-Dollar je Unze. Wir stehen jetzt noch nicht einmal 30 Dollar darüber.“ Eine tatsächliche Erholung beim Gold würde anders aussehen.
„Wir stellen uns jetzt auf zwei Szenarien ein“, so der Goldmarkt-Experte aus Stuttgart. „Entweder stürzen wir beim Goldpreis weiter direkt Richtung 1470 Dollar ab. Oder das Ganze wird in Form einer Zwischenerholung vonstattengehen.“ Eine solche Entwicklung könne den Goldpreis dann auf die Werte 1500 bis 1512 Dollar schieben. „Dass man danach von dort aus den Ausverkauf weiterführt, das wäre unser präferiertes (bevorzugtes – Anm. d. Red.) Szenario. Aber alles in allem stellen wir uns die nächsten Wochen darauf ein, dass es beim Gold auf jeden Fall noch einmal tiefer geht, bevor es dann die Chance gäbe auf eine nachhaltige Aufwärtsbewegung.“
Ist Aufwärts-Trend beim Gold schon vorbei?
Seine Firma in Stuttgart habe bereits einen Großteil ihrer Gold-Positionen abgestoßen, halte jedoch weiterhin Reserven. „Wir haben jetzt aktuell noch Longs im Gold. Sollte sich jetzt der Markt – wie wir erwarten – zwischenzeitlich erholen, dann werden wir die auch abstoßen und hier erstmal die Short-Position einnehmen. Dann wird sich im Nachhinein herausstellen, ob dem Goldmarkt noch einmal eine Long-Chance vergönnt ist oder ob sich die Gold-Aufwärtsbewegung damit schon erledigt hat.“
Weitere negative Faktoren könnten „den Goldmarkt in den nächsten Wochen und Monaten massiv nach unten drücken. Die Einschätzung von uns ist bekannt, dass der Markt von den Charts und Kaufsignalen her vor einem massiven Ausverkauf steht.“ Vor solchen Entwicklungen warnt Sputnik-Gastautor Klinkmüller auch in seiner aktuellen Gold-Kolumne.
„Gold-Markt steht vor heftigen Turbulenzen“
Andererseits erläuterte Gold-Experte Dimitri Speck in einem Sputnik-Interview vor wenigen Tagen, dass der Goldmarkt weiterhin „glänzende Zukunftsaussichten“ habe. Er sehe kurz-, mittel- und langfristig einen steigenden Goldpreis. „Wir sind weit von einer Baisse (fallenden Kursen – Anm. d. Red.) beim Gold entfernt“, stellte er damals klar. Derzeit gut notierte US-Aktien seien zudem „nie eine Lösung für Anleger“ im Vergleich zu Gold oder Silber.
Die Frage sei dabei, kommentierte Klinkmüller im aktuellen Gespräch: „Wie geht es danach weiter beim Gold? Kommt es hier wirklich noch einmal zu einer nachhaltigen Aufwärtsbewegung? Wir schließen nicht aus, dass der Preis noch einmal über die 1566 Dollar je Unze klettert. Wir schließen jedoch aktuell aus, dass es zu einem Ausbruch beim Goldpreis über die 1920 Dollar kommen wird.“ Nur ein solcher Aufwärts-Trend beim Gold wäre tatsächlich auch nachhaltig.
Der Markt stehe in nächster Zeit „vor einer heftigen Korrektur“, die den Goldpreis noch weiter nach unten drücken könne. „Wir sehen das aus struktureller Sicht in den Charts. Die untermauernde Struktur, die der Markt aufgebaut hat, gibt aus unserer Sicht aktuell keine Hoffnung, dass wir es hier mit einer impulsiven, nachhaltigen Aufwärtsbewegung zu tun haben.“ Der Edelmetall-Fachmann erkenne schon seit langer Zeit strukturelle Schwächen im Goldmarkt. Der Markt leide außerdem unter einem „massiv überkauften Zustand“. Der überraschende Absturz beim Gold Mitte November sei eine logische Folge daraus gewesen.
Experten-Tipps für Gold-Anleger in der aktuellen Situation
Derzeit sei es nicht sinnvoll, in neues Gold zu investieren, gab Klinkmüller einen Ratschlag für Gold-Interessenten und Anleger. Er riet jedoch Gold-Haltern dazu, „physisches Gold zu halten. Das hängt jedoch auch stark davon ab, wie groß man im Gold positioniert ist.“ Wer viel Gold besitze, könne momentan durchaus ernsthaft darüber nachdenken, Teile des eigenen Goldes zu verkaufen und so für Geld und „Cash-Flow“ zu sorgen. Der Trading-Analytiker warnte vor kommenden Marktbewegungen, die den Goldpreis „noch in ganz andere Sphären nach unten knüppeln könnten“.
Sein Tipp: Lieber jetzt noch mit eigenen Gold-Investitionen Geld verdienen, als mit dem Edelmetall im Tresor den nächsten Crash und Preis-Absturz erleben.
Auch der „Gold-Bruder“ Silber sei aktuell „ganz nüchtern betrachtet“ auf einem absteigenden Ast. Die Kurse beider Edelmetalle sind eng miteinander verzahnt. „Strukturelle Probleme hat auch der Silber-Chart, die Verkaufssignale sind auch hier gegeben. Da geben sich die beiden Märkte aktuell nicht wirklich viel.“ Daher sehe der Stuttgarter Finanz-Experte momentan in steigenden Aktien-Kursen durchaus kurzfristige Alternativen mit entsprechenden Gewinnmöglichkeiten. „Auch, wenn ich davon kein großer Fan bin. Man muss einfach sehen, wohin aktuell das Geld fließt.“ Wenn jetzt einige Aktien vor großen Kursgewinnen stehen, dann sei klar, „dass nicht so viel Geld in das Gold fließt, um diesen Markt auf neue Allzeit-Hochs zu hieven“.
sputniknews
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