Chilenische Protestbewegung erreicht Deutschland

  05 Dezember 2019    Gelesen: 1165
  Chilenische Protestbewegung erreicht Deutschland

Die chilenische Protestbewegung gegen Gewalt an Frauen breitet sich immer weiter aus. Inzwischen ist sie auch in Deutschland angekommen.

Am Hamburger Jungfernstieg versammelten sich Dienstag Abend Frauen, um mit einem Tanz ein Zeichen gegen Frauenmorde, Vergewaltigung und Machtmissbrauch zu setzen. Zuvor hatte es bereits in Berlin und Düsseldorf ähnliche Proteste gegeben. Auch in Brüssel, Paris und Madrid gingen Menschen auf die Straße, um die Perfomance aufzuführen.

Ihre Anfänge hat die Bewegung in Santiago de Chile. Anlässlich des internationalen Tages gegen Gewalt gegen Frauen versammelten sich Hunderte Demonstrantinnen vor der Kathedrale im Stadtzentrum. Das Video dazu ging viral unter den Hashtags #UnViolardorEnTuCamino und #LaTesis. Es zeigt Teilnehmerinnen mit verbundenen Augen, die damit auf die Blindheit von Staat und Gesellschaft bei Verbrechen gegen Frauen aufmerksam machen wollen.

„Der Vergewaltiger bist Du!“

Bei der rund zweiminütigen Tanzperformance singen die Frauen einen Text, der auf Werken der argentinischen Anthropologin Rita Segato beruht. Segato gilt als eine der berühmtesten feministischen Wissenschaftlerinnen Lateinamerikas, die über die Ursachen männlicher Gewalt gegen Frauen geforscht hat.

Während der Performance rufen die Frauen „Es war nicht meine Schuld, wo ich war oder was ich trug!“ und zeigen schließlich mit dem Finger in die Kamera und rufen „Der Vergewaltiger bist Du!“ Die Frauen geben auch dem Staat eine Mitschuld an der massiven Gewalt gegen Frauen. „Das Patriarchiat ist ein Richter“, heißt es beispielsweise in dem Text.

Lateinamerika mit höchster Mordrate an Frauen

Einige Frauen tragen auch ein grünes Halstuch, das ein Symbol der Frauenbewegung in Argentinien darstellt und mit dem sich Frauen für die Legalisierung von Abtreibung einsetzen.

Die Perfomance des chilenischen Kollektivs „La Tesis“ verbreitete sich zunächst in Lateinamerika rasant. In nahezu jedem Land gehen inzwischen Frauen auf die Straße, um gegen die massive Gewalt gegen Frauen zu protestieren. Das hat Gründe: Wie die Vereinten Nationen mitteilten, liegen 14 der 25 Länder mit den höchsten Mordraten an Frauen in Lateinamerika. Zwölf Mädchen und Frauen werden dort jeden Tag aufgrund ihres Geschlechts getötet.

Deutschlandfunk


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