Pflanzen können unter Stress „schreien“ – Wissenschaftler

  10 Dezember 2019    Gelesen: 980
  Pflanzen können unter Stress „schreien“ –   Wissenschaftler

Wissenschaftler der Tel Aviv University in Israel wollen herausgefunden haben, dass Tomaten- und Tabakpflanzen, wenn sie wegen Trockenheit oder beim Abschneiden der Stängel in Stress geraten, im Ultraschallbereich „schreien“. Darüber schreibt die Zeitschrift „New Scientist“.

Obwohl in den letzten Jahren Wissenschaftler entdeckt hatten, dass Pflanzen in der Tat sehen, hören und riechen können, wurde bisher angenommen, dass sie eigentlich stumm seien. Doch nun stellten die Forscher unter Itzhak Khait fest, dass das „Gekreische“ der Pflanzen eine zu hohe Frequenz hat, um vom menschlichen Ohr wahrgenommen werden zu können.

Aufgezeichnet haben die Wissenschaftler die „Schreie“ mit Hilfe von Mikrofonen, die in einem Abstand von zehn Zentimetern von den Pflanzen positioniert worden waren. Nach den Beobachtungen der Wissenschaftler rangierte die Frequenz der Töne zwischen 20 und 100 Kilohertz, was sie vermuten ließ, dass andere Insekten und einige Säugetiere die „Schreie“ von den Pflanzen aus bis zu fünf Metern Entfernung wahrnehmen könnten. Eine weitere Vermutung der Wissenschaftler war, dass Tiere und Pflanzen nicht nur die „Schreie“ hören, sondern auch auf sie reagieren. Zum Beispiel könnte eine Motte sich entscheiden, ihre Eier nicht auf einer Pflanze zu hinterlassen, die Wasser braucht und dadurch sterben könnte.

Dabei ist auch die Anzahl der „Geschreie“, die die Pflanzen von sich geben, wichtig. So gaben wegen Trockenheit gestresste Tomatenpflanzen durchschnittlich 35 Ultraschall-„Schreie“ pro Stunde ab, während angeschnittene Pflanzen vergleichsweise nur 25 Mal pro Stunde „schrien“. Ausgetrocknete Tabakpflanzen „kreischten“ rund elf Mal pro Stunde und jene, deren Stängel angeschnitten wurden, gaben 15 „Schreie“ pro Stunde von sich. Zum Vergleich „schrien“ Pflanzen ohne Stress weniger als einmal pro Stunde.

Den israelischen Forschern gelang es sogar, zur Bestimmung der Stressursache bei den Pflanzen verschiedene „Geschrei“-Arten herauszufiltern. Dazu schufen die Forscher ein Modell, das mithilfe von maschinellem Lernen die Geräusche der Pflanzen korrekt unterscheiden und identifizieren kann. Auf diese Weise konnten sie erfolgreich feststellen, welche Geräusche Tomaten-und Tabakpflanzen bei welcher Art von Stress von sich geben.

„Diese Entdeckung könnte unsere Denkweise über das Königreich der Pflanzen ändern. Bis jetzt dachten wir, dass Pflanzen fast immer stumm sind“, schrieben die Forscher in ihrer Studie.

Effektivere Wassernutzung durch Abhören von Pflanzen

Obwohl Khait und seine Kollegen nur Tomaten- und Tabakpflanzen unter die Lupe nahmen, sind sie der Ansicht, dass auch andere Pflanzen Geräusche von sich geben, wenn sie Stress unterliegen. Diese Erkenntnis könnte den Landwirten sehr helfen, denn die Bauern könnten mit technischer Hilfe entsprechende Bedürfnisse (zum Beispiel „zu trocken“ oder „satt“) ihrer Pflanzen ablesen und Wasser effektiver nutzen, schrieben die Forscher.

dg/ae


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