Coutinho verzaubert den FC Bayern

  15 Dezember 2019    Gelesen: 857
Coutinho verzaubert den FC Bayern

Beim 6:1 gegen den SV Werder Bremen zeigt Philippe Coutinho seine bisher beste Leistung beim FC Bayern und erhält Lob von allen Seiten. Der Brasilianer gibt in dieser für ihn sehr erfolgreichen Woche eine erste Empfehlung ab, ihn über die Saison hinaus zu behalten.

Als die Partie in der Münchner Arena vorbei war, gab Philippe Coutinho noch einmal alles. Er hatte ein letztes Ziel an diesem Samstagnachmittag, und auch das erreichte er locker. Genau genommen stellte sich dem Brasilianer gar niemand in den Weg, als er sich nach Abpfiff den Spielball sichern wollte. Seine Kollegen vom FC Bayern gönnten ihm auch diesen Erfolg von Herzen, und der Gegner legte keinen Wert auf das Souvenir. Der SV Werder Bremen wollte möglichst schnell vergessen, was an diesem 15. Spieltag in München passiert ist. Mit dem 6:1 beendete der Rekordmeister seine Ergebnis-Krise in der Fußball-Bundesliga - und stürzte die Hanseaten noch tiefer in den Abstiegsstrudel. Einen großen Anteil daran hatte der Mann, den sie kleinen Magier nennen. Nicht nur wegen seiner drei, zum Teil sehenswerten Treffer redeten am Ende alle beim FC Bayern über Coutinho.

"Das war sein Spiel", sagte Robert Lewandowski, der selbst zwei Tore beisteuerte und seine Mini-Torflaute beendete. "Wie er das gemacht hat mit dem Ball, den Bewegungen, das war überragend." Mit dem 1:1 kurz vor der Pause leitete Coutinho die Wende nach Milot Rashicas überraschenden Führungstreffer ein, sein Lupfer zum 3:1 sorgte für die Vorentscheidung in der Partie, der Kunstschuss zum 6:1 war die Krönung seines bisher besten Auftritts im Trikot der Bayern. Daneben bereitete er noch Lewandowskis 2:1 und Thomas Müllers 5:1 vor. So sehr er es genießt, auf dem Platz zu glänzen, so wenig mag er jenseits im Mittelpunkt stehen, erst recht nicht, über seine Leistung zu reden. "Ich versuche immer, mein Bestes zu geben", sagte er mit leiser Stimme. "Manchmal kannst du es zeigen, manchmal nicht."

In München ist ihm dies in den ersten Monaten nur selten gelungen. Die 8,5-Millionen-Euro-Leihgabe vom FC Barcelona schien bis zu dieser Woche nicht so richtig angekommen zu sein, sportlich jedenfalls, denn privat hat er sich wohl ganz gut eingelebt, auch weil er in Thiago "einen super Mann an seiner Seite hat. Die Familien unternehmen viel zusammen", gab Kapitän Manuel Neuer einen Einblick in die bei den Münchnern gelebte Integrationspolitik. "Ich glaube, dass er sich beim FC Bayern wohlfühlt."

"Freue mich unheimlich, dass der Knoten geplatzt ist"


Seit dieser Woche vermutlich mehr als zuvor. Denn auf dem Platz blitzte bisher nur gelegentlich auf, zu was er fähig sein kann - wenn alles passt. Ein sensibler Feingeist, wie es Coutinho ist, braucht nicht nur Freiräume, sondern eben auch ein System, in dem er zur Entfaltung kommen kann und das mitträgt, dass er mit Defensivaufgaben nicht so viel anfangen kann. Das war unter Trainer Niko Kovac nicht so, und auch Hansi Flick setzte am Anfang erst einmal auf jene Kräfte, die mehr für Kampf als für Zauberei stehen.

Erst als sich die Bayern spielerisch konsolidiert hatten, war wieder Platz für Coutinho. Wie am Samstag stand er auch unter der Woche in der Champions League gegen Tottenham Hotspur in der Startelf, bot eine gute Leistung und steuerte ein Tor zum 3:1-Sieg bei. Er hat innerhalb von vier Tagen fast doppelt so viele Tore erzielt wie zuvor in vier Monaten. Man habe gesehen, "was in ihm steckt", sagte Sportdirektor Hasan Salihamidzic. "Ich freue mich unheimlich, dass der Knoten geplatzt ist" - und er damit in seiner Transferpolitik bestätigt wird.

Als sich Wunschkandidat Leroy Sané im August das Kreuzband riss, sprach Salihamidzic zusammen mit dem Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge bei Barcelona vor, um Coutinho - zusammen mit Flügelspieler Ivan Perisic von Inter Mailand - als Ersatz zu holen. Zunächst als Leihgabe bis Saisonende, aber mit der Option, den Brasilianer zu kaufen. Klar, dass nach so einem Auftritt wie gegen Bremen die Frage nach seiner Zukunft kommen muss. Für den Spieler ist das jedoch am Ende der Vorrunde noch kein Thema, sich damit zu beschäftigen. "Es ist nicht die Zeit dafür", sagte der 27-Jährige "Es ist die Zeit dafür, dass ich für die Spiele bereit bin und mein Bestes gebe." Wenn ihm das häufiger so gut gelingt wie gegen Bremen, könnte er zur dauerhaften Alternative werden beim FC Bayern. Unabhängig von Leroy Sané.


Quelle: n-tv.de


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