Experte: US-Sanktionen nötigen Länder zur Bildung neuer Bündnisse

  26 Dezember 2019    Gelesen: 746
Experte: US-Sanktionen nötigen Länder zur Bildung neuer Bündnisse

Die USA sind bemüht, der Türkei mit Sanktionen eine einseitige Herangehensweise in den bilateralen Beziehungen aufzuzwingen, sagte Prof. Dr. Mehmet Seyfettin Erol, der Leiter des Zentrums für politische und Krisenstudien in Ankara (ANKASAM), am Mittwoch gegenüber Sputnik.

„Die Nahost-Politik der Türkei, in deren Mittelpunkt Syrien liegt, die Politik, an der die Türkei gegenüber dem östlichen Mittelmehrraum und Nordafrika festhält, sowie die von der Türkei in diesem Kontext betriebene bilaterale und regionale Zusammenarbeit werden als eine Bedrohung gegen das US-amerikanische ‚Projekt für Groß-Nahost‘ wahrgenommen“, sagte Erol.

Ihm zufolge werden die USA immer ambitiöser und aggressiver – in dem Maße, wie sie ihre Position als führender Akteur einbüßen. Die jüngsten Sanktionsentscheidungen der USA seien als Zeichen für eine Insolvenz Washingtons zu werten.

Es sei nicht zu erwarten, dass Ankara die genannten Initiativen als freundschaftlich betrachten und sie mit in Kauf nehmen werde, so Erol. „Es mag wohl scheinen, dass die jüngsten Sanktionsentscheidungen der USA direkt gegen die Türkei gerichtet sind, doch betreffen ihre Ziele und ihr Charakter in Wirklichkeit eine viel größere Reihe von Ländern, darunter Russland, die EU und sogar China. Die Sache ist die, dass die genannten Akteure in der letzten Zeit eine Politik betreiben, mit der sie mit jedem Tag immer mehr unter den Begriff ‚Feinde der USA‘ fallen“, so der Experte.

Ihm zufolge verlieren die USA die Fähigkeit zum rationalen Denken, sie drängten andere Länder dazu, Bündnisse zu bilden, und würden so Voraussetzungen dafür schaffen, dass der Sanktionseffekt minimal werde. „Die jüngsten Sanktionsentscheidungen sprachen dafür, dass die USA weit davon entfernt sind, die Realien der neuen Welt und der Türkei zu verstehen“, so der Experte.

Erol betrachtet die von den USA beschlossenen Sanktionen gegen die Gaspipeline-Projekte Turkish Stream und Nord Stream 2 als Einmischung in die Außenpolitik und die Energiesicherheitspolitik von Ländern, die „unabhängig und souverän“ seien. Die USA seien nicht nur über die Festigung der Beziehungen zwischen Russland und der Türkei, sondern auch zwischen Russland und der EU besorgt. Vor allem Russland sei die Zielscheibe der USA, mit ihren Sanktionen nötigten die USA ihre Verbündeten zur Wahl.

Laut dem Experten werden sich die neuen Sanktionen gegen Ankara mit der Zeit auf die EU auswirken und in neuen Krisen gipfeln.

Die Anstrengungen der USA, die Türkei auf ihre Seite zu bringen, würden nur zur Bildung einer neuen Kräfteallianz führen, so der Experte. Er ist überzeugt, es seien die USA, die eine Wahl treffen müssten. Entweder würden sie die Realien der neuen Welt und der Türkei verstehen und sich in Fragen der bilateralen Beziehungen auf einen Konsens stützen oder sie würden auf die harte Realität „USA ohne Türkei“ stoßen, so der Experte.

Das von US-Präsident Donald Trump unterzeichnete Gesetz über Verteidigungsausgaben für das Jahr 2020 verbietet unter anderem den Verkauf von F-35-Jets an die Türkei wegen des Erwerbs von russischen Systemen S-400 durch Ankara. Das Gesetz sieht auch Sanktionen gegen die Unternehmen vor, die an den Projekten Nord Stream 2 und Turkish Stream beteiligt sind.

ls/sb


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