Woher kommt „Zwischen den Jahren“?

  27 Dezember 2019    Gelesen: 1237
Woher kommt „Zwischen den Jahren“?

Der landläufige Begriff „zwischen den Jahren“ bezeichnet die Tage zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag. Traditionell dient dieser Zeitraum Besinnung und Ausblick. Früher waren damit besondere Bräuche verbunden, die den meisten heute kaum noch geläufig sind. Und die Ursprünge haben gar machtpolitische Dimensionen.

In ländlichen Regionen waren in diesen Tagen teils bis weit ins 20. Jahrhundert bestimmte Tätigkeiten verpönt. Außerdem wurden die Häuser „ausgeräuchert“, also mit Weihrauch und Weihwasser neu gegen Böses gewappnet. Man vermied etwa Misten, Spinnen und Nähen und vor allem alles Waschen von Leinen. Denn würde zu Neujahr Wäsche aufgehängt, könnten böse Geister sie als Leichentücher für das beginnende Jahr nutzen – Unglück schien dann programmiert.

Doch wie kam es zu der mystischen „Lücke " zwischen den Jahren? In der Spätantike kam es beim Übergang zwischen römischer Verwaltung und aufsteigendem Christentum zu Friktionen. Denn im Jahr 153 verlegten die Kaiser den weltlichen Jahresbeginn im Reich vom 1. März auf den 1. Januar. Eine Kollision entstand, als die Christen begannen, das Weihnachtsfest zum Höhepunkt im Kirchenjahr zu erklären.

Papst Liberius schließlich setzte im Jahr 354 den 25. Dezember als Weihnachtstermin fest und „kaperte damit den spätrömischen Kult des Sonnengottes „Sol invictus“. Dieser Tag konkurrierte zudem im entstehenden Kirchenjahr mit dem bisherigen Hochfest „Erscheinung des Herrn“ (6. Januar) und dem kalendarischen weltlichen Jahresbeginn.

Die Synode von Tours 567 bezeichnete die zwölf Tage zwischen Weihnachten und Dreikönig dann erstmals verbürgt als Zeit „zwischen den Jahren“. Je nach Region werden sie auch „Rauhnächte“ oder „Zwölfnächte“ genannt.

Im Mittelalter wechselte die römische Kirche mehrmals ihren Neujahrstermin. Erst 1691 legte Papst Innozenz XII. endgültig den (weltlichen) 1. Januar als Jahresbeginn fest. Im konfessionsgeteilten und territorial zersplitterten Deutschland wurden solche Festlegungen allerdings sehr unterschiedlich gehandhabt. Auch deshalb befand man sich quasi sprichwörtlich zwischen den Jahren.

Bis heute beginnt der bäuerliche Kalender am 6. Januar – Feiertag in Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt. Auf dem Land hatte das Gesinde einst „zwischen den Jahren“ frei. In dieser Zeit wurden gegenseitige Besuche gemacht, etwa um Freundschaften zu festigen. Regionales Brauchtum zum Jahreswechsel ist Legion.

deutschlandfunk


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