Die Suche nach dem nächsten Tourneesieger

  07 Januar 2020    Gelesen: 990
Die Suche nach dem nächsten Tourneesieger

Karl Geiger hat den Sieg bei der Vierschanzentournee nur wegen eines verwehten Sprungs verpasst. Hier erklärt Bundestrainer Stefan Horngacher, was seinen Athleten für diesen Prestige-Erfolg noch fehlt.

Skisprung-Bundestrainer Stefan Horngacher weiß, wie man die Vierschanzentournee gewinnt. Als Trainer der polnischen Mannschaft führte er Kamil Stoch zu zwei Gesamtsiegen. "Bei der Vierschanzentournee geht es um Ruhe und Klarheit im Umfeld", sagte Horngacher dem SPIEGEL im Vorfeld der diesjährigen Tournee. "Die Gefahr ist der große Rummel. Das kann zu Stress und Unbehagen führen. Deshalb ist es wichtig, dass man alle Störfaktoren ausblendet." Einer dieser Störfaktoren ist das Wetter. Das kann aber auch ein Bundestrainer nicht beeinflussen.

Horngachers derzeit bester Schützling ist Karl Geiger. Das war vor der Saison so nicht geplant gewesen, doch dann folgten die schwere Verletzung von Olympiasieger Andreas Wellinger sowie die Formschwankungen von Weltmeister Markus Eisenbichler - und Geiger avancierte mit konstanten Leistungen zur neuen Nummer eins im deutschen Team. Das bestätigte er bei der Tournee, bis auf diesen einen verunglückten Windsprung in Innsbruck.

In Bischofshofen zeigte Geiger, dass er Störfaktoren ausblenden kann. Im Training und in der Qualifikation haderte er noch mit dem Rückschlag auf der Bergisel-Schanze, der ihm womöglich den Gesamtsieg genommen hat. Im Wettkampf sprang Geiger dann 140 und 136 Meter weit und sicherte sich den dritten Platz in der Gesamtwertung. Es war der fünfte Podestplatz für den Deutschen Skiverband (DSV) in den vergangen fünf Jahren. Und Geiger wollte nicht mehr über Innsbruck nachdenken: "Fürs Wetter kann ich nichts, meine Leistung hat gepasst, ich bin zufrieden."

Hannawald war der letzte deutsche Tourneesieger

Trotzdem wartet der DSV seit 18 Jahren auf den für das Prestige so bedeutsamen Gesamtsieg bei der Vierschanzentournee. Der letzte Gewinner hieß Sven Hannawald. Der heute als TV-Experte tätige Hannawald war gleichzeitig auch der letzte international anerkannte Topstar im DSV-Sprunganzug. Ein solcher Status ist keine Bedingung für einen Triumph auf den vier bekanntesten Schanzen der Welt, andersherum wird man womöglich erst mit einem Gesamterfolg eine allseits beachtete Größe.

Es ist nicht so, als hätten die deutschen Skispringer in den vergangenen Jahren keine Erfolge gefeiert. Mit Horngachers Vorgänger Werner Schuster war es nach dem medaillenlosen Tiefpunkt bei den Olympischen Winterspielen 2006 in Turin stetig aufwärts gegangen. Severin Freund, Wellinger, Eisenbichler - sie alle haben Olympia- und WM-Medaillen geholt und daher grundsätzlich auch das Potenzial, die Vierschanzentournee zu gewinnen.

spiegel


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