Medienberichten zufolge gab es in mehreren Teilen Teherans Proteste wegen des Fehlabschusses eines ukrainischen Passagierflugzeugs durch den Iran. Laut den Nachrichtenagenturen Irna und Isna nahmen am Samstagabend Hunderte Menschen an Protestkundgebungen vor den Universitäten Teheran, Amir Kabir und Scharif teil. Sie kritisierten sowohl den Abschuss sowie die tagelangen Dementis iranischer Behörden und Medien. Die Proteste wurden unter anderem von US-Präsident Donald Trump unterstützt, der Twitter-Nachrichten auf Englisch und auf Persisch an das „tapfere, leidgeprüfte Volk“ im Iran schickte.
An der Demo vor der Universität Amir Kabir hatte auch Botschafter Macaire teilgenommen. Laut Tasnim hatte Macaire die Demonstranten provoziert, „radikale Aktionen“ durchzuführen, weswegen er festgenommen wurde. Er sei nach „einigen Stunden“ wieder freigelassen worden, werde aber am Sonntag ins Außenministerium einbestellt, zitierte die Nachrichtenagentur unter Berufung auf informierte Quellen.
Nach der Festnahme erfolgte die Reaktion des britischen Außenministers: „Die grundlose und unbegründete Festnahme unseres Botschafters in Teheran ist eine ungeheuerliche Verletzung internationalen Rechts“, sagte er am Samstagabend. „Die iranische Regierung steht an einem Scheideweg.“
Das heiße, die Regierung könne ihren Marsch in Richtung eines Außenseiterstatus weitergehen, mit aller politischen und wirtschaftlichen Isolation. Oder sie könne deeskalierende Schritte einleiten und sich auf einem diplomatischen Weg nach vorn bewegen, erklärte Raab.
Boeing-Abschuss bei Teheran
Am Samstag räumte der Iran den versehentlichen Abschuss einer ukrainischen Boeing 737 ein. Für den Abschuss, der von einem „menschlichen Fehler“ wegen eines Kommunikationsausfalls bei dem Bediener des Luftabwehr-Systems verursacht worden sei, übernahmen die iranischen Revolutionsgarden die Verantwortung. Der iranische Präsident Hassan Rohani entschuldigte sich offiziell in einem Telefongespräch bei seinem ukrainischen Kollegen Wladimir Selenski. Zuvor hatte Rohani außerdem Entschädigungsmaßnahmen versprochen sowie die Beseitigung von Schwachstellen bei den iranischen Luftabwehrsystemen gefordert.
Die Boeing 737 der Internationalen Ukrainischen Airlines (MAU) war am Mittwochmorgen kurz nach dem Abflug vom Khomeini Airport in der iranischen Hauptstadt Teheran abgestürzt. An Bord der Maschine befanden sich laut den ukrainischen Behörden 176 Insassen. Niemand überlebte. Die Opfer stammten aus dem Iran, der Ukraine, Kanada, Großbritannien, Deutschland, Schweden und Afghanistan.
Zunächst bestand der Iran darauf, dass ein Abschuss unmöglich sei und dass es sich bei dem Unglück wahrscheinlich um eine technische Störung handele. Ukrainische Experten nahmen die Ermittlungen zur Katastrophe in Zusammenarbeit mit iranischen Kollegen vor. Die geborgenen Flugschreiber wurden zur Dechiffrierung nach Frankreich geschickt.
msch/sb/dpa
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