Normalerweise nehmen wir den Wassergehalt der Raumluft kaum wahr. Sind die Werte aber über längere Zeit extrem tief oder hoch, verändert sich das Klima in unseren Wohnräumen so drastisch, dass der Körper reagiert.
"Bei geringer Luftfeuchtigkeit trocknen Schleimhäute und Atemwege aus. Es entsteht Hustenreiz, die Augen brennen", erklärt Lars Beckmannshagen vom Zentrum für Energie, Bauen, Architektur und Umwelt in Hamburg. Ist die Luft dagegen zu feucht, beginnt man zu frösteln. Außerdem beschlagen Außenwände und Fensterscheiben.
Auch für das Gebäude hat eine auf Dauer zu hohe Luftfeuchtigkeit Folgen: "Vor allem feuchte Innenraumluft schlägt sich leicht an den Außenwänden nieder, was über längere Zeit zu Schimmel führen kann", erläutert Alexander Lyssoudis von der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau.
Eine Hilfe beim Regulieren ist das Hygrometer, welches die relative Luftfeuchte in Innenräumen misst. "Das ist die Feuchtigkeit in Abhängigkeit von der Raumlufttemperatur", erläutert Lyssoudis. "Liegt sie bei Raumtemperaturen um die 22 Grad zwischen 40 und 60 Prozent, spricht man vom behaglichen Bereich."
Unter 30 Prozent sind zu wenig
Aber die Luftfeuchtigkeit im Wohnraum könne schnell stark absinken, vor allem in kalten, klaren Wintern, sagt Beckmannshagen. Beim Lüften kommt dann auch nur kalte trockene Luft herein. "Dann sollte man den Raum aktiv befeuchten, zum Beispiel, indem eine Schüssel mit Wasser auf die Heizung gestellt wird." Als Faustregel kann man sich merken: Unter 30 Prozent sollte die Luftfeuchtigkeit nicht liegen.
Das andere Extrem sind zu feuchte Räume. Die Werte können auch schnell auf 70 oder 80 Prozent Luftfeuchtigkeit ansteigen - ein Paradies für Schimmelsporen. "Dann muss der Raum unbedingt gelüftet und dabei Feuchtigkeit entfernt werden", so Lyssoudis.
Das klingt an sich einfach zu regulieren. Ist es aber nicht. Denn oft liegen normale und kritische Luftfeuchtewerte nicht weit auseinander. "Bei Überschreitung der 60 Prozent kann sich durchaus an kühlen Stellen schon Schimmel bilden, vor allem, wenn Wärmebrücken vorhanden sind", erklärt Robert Kussauer vom Bundesverband Schimmelpilzsanierung. Auch Lyssoudis rät: Bei Werten wesentlich über 60 Prozent sollte man reagieren.
Übergangszeiten sind kritisch
Vielen Menschen ist gar nicht bewusst, wie viel Feuchtigkeit allein durch ihre Aktivitäten in der Wohnung entsteht. Duschen, Kochen, Waschen, Wäsche trocknen, Schlafen, sogar das Blumengießen - all das wirkt sich auf die Luftfeuchte aus.
Die Luftfeuchtigkeit ist auch stark abhängig von den Jahreszeiten: In den Übergangszeiten zum Anfang und Ende des Winters ist sie meist noch hoch, während sie in kalten Phasen im Januar und Februar sehr niedrig sein kann.
Um aussagekräftige Informationen über den Feuchtigkeitsgehalt zu bekommen, müssen Hygrometer an den richtigen Stellen im Haus platziert werden. "In Bad oder Küche macht es wenig Sinn, solche Geräte aufzustellen", erläutert Lyssoudis. "Dort herrscht regelmäßig eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit, wenn geduscht oder gekocht wird."
Nützlich sind Hygrometer aber in allen anderen Räumen, vor allem im Wohnzimmer, Schlafzimmer sowie im Keller. "Man sollte grundsätzlich dort messen, wo die größte Gefahr für eine Schimmelbildung herrscht", rät Kussauer.
Im Schlafzimmer droht Schimmelwachstum
Ein besonderes Augenmerk sollte auf das Schlafzimmer gelegt werden, das oft gar nicht oder nur wenig beheizt ist. "Die Schlafräume sind oft die kältesten Räume im Haus. Stehen dort die Türen auf, zieht Feuchtigkeit aus der Umgebung hinein und setzt sich an den kühlen Wänden ab", erklärt Beckmannshagen. Er empfiehlt, die Temperatur im Schlafzimmer immer auf mindestens 16 bis 17 Grad zu halten.
Auch der richtige Standort im Raum ist wichtig für die Aussagekraft der Messergebnisse. "Das Hygrometer sollte nicht zu dicht am Fenster, an der Heizung sowie an Lüftungsanlagen stehen oder hängen", empfiehlt der Experte Kussauer. "Im Keller könnte es etwa auf Bodenhöhe an einer Ecke angebracht werden, dort sammelt sich die feuchte Luft besonders stark." In anderen Räumen stehen die Geräte gut an einem Platz, der etwas entfernt von den Außenwänden ist.
Hygrometer für den Haushalt sind nicht teuer und auch nicht schwer zu bedienen. "Man stellt sie einfach auf und liest die Werte ab", erklärt Kussauer kurz und knapp.
Digitale Hygrometer sind besser
Seine Organisation, der Bundesverband Schimmelpilzsanierung, hat verschiedene Geräte über einen längeren Zeitraum getestet und kam zu dem Schluss, dass digitale Hygrometer im Schnitt besser sind als analoge. "Sie messen einfach genauer, während wir bei den analogen Geräten Schwankungen von bis zu 20 Prozent bei der Feuchtigkeitsmessung feststellen mussten."
Der Experte rät, die Hygrometer im Haus täglich abzulesen, um zu sehen, wie sich das Wohnklima verändert. "Wer Spaß an der Technik hat, kann sich auch ein smartes System anschaffen. Das spielt die Messwerte per Bluetooth auf den Computer. So kann man die Entwicklung über längere Zeit beobachten und sein Lüftungs- und Heizverhalten darauf einstellen." Es gibt auch Geräte, die ihre Ergebnisse in Apps auf dem Smartphone oder Tablet zeigen.
Quelle: ntv.de, Katja Fischer, dpa
Tags: