Fast alle Ermittlungen gegen verdächtige Kirchenleute wurden eingestellt, ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) unter den drei Generalstaatsanwaltschaften im Freistaat.
124 von 312 namentlich bekannten Beschuldigten waren längst tot. Vier Ermittlungen laufen in Bayern derzeit noch, einige wenige Fälle wurden an Staatsanwaltschaften außerhalb des Freistaats weitergeleitet. Alle anderen wurden zu den Akten gelegt.
Ermittlungen waren Schauspielerei
Der Kriminologe Christian Pfeiffer zeigte sich davon nicht überrascht. „Es war doch von vornherein klar, dass die Ermittlungen fast durchweg eingestellt werden müssen. Die Staatsanwaltschaften hatten schon wegen der Verjährungsfristen kaum eine Chance, noch irgendwelche dieser alten Fälle zur Anklage zu bringen“, sagte er der dpa.
Für die Kirche sei die der Studie folgende Ankündigung von Kardinal Reinhard Marx, wonach alles an die Staatsanwaltschaften gegeben werde, kein Risiko gewesen. „Das war eine große Geste, die die Menschen erstmal beruhigen sollte. Das war alles nur Show – mehr nicht.“
Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) wollte das Ergebnis nicht kommentieren. Und deutschlandweite Zahlen lägen ihr dazu nicht vor. In den Bundesländern wird nicht einheitlich erhoben, wie viele Ermittlungsverfahren nach der Veröffentlichung der Missbrauchsstudie laufen oder abgeschlossen sind.
Missbrauchsstudie von 2018
Für die Studie, die im Herbst 2018 veröffentlicht wurde, waren deutschlandweit mehr als 38.000 Akten aus den Jahren 1946 bis 2014 untersucht worden. Danach wurden mindestens 3677 Minderjährige von 1670 Klerikern missbraucht.
sputniknews
Tags: