Wilke findet keinen Käufer und kündigt allen Mitarbeitern

  25 Januar 2020    Gelesen: 904
Wilke findet keinen Käufer und kündigt allen Mitarbeitern

Nach Keimfunden und womöglich damit in Verbindung stehenden Todesfällen gibt es für den Wursthersteller Wilke keine Zukunft. Eine Übernahme scheiterte, alle Angestellten müssen gehen.

Der durch einen Fleischskandal in Schieflage geratene Wursthersteller Wilke findet keinen Käufer und wird abgewickelt. Trotz intensiver Bemühungen und der Einschaltung eines auf Übernahmen spezialisierten Unternehmens sei keine Nachfolgelösung für den Geschäftsbetrieb gefunden worden, sagte Insolvenzverwalter Mario Nawroth nach einer Gläubigerversammlung.

Vorhandenes Vermögen des insolventen Unternehmens solle verwertet werden, um Ansprüche von Gläubigern zu befriedigen. Den noch vorhandenen 62 Mitarbeitern wurde laut Nawroth gekündigt. Mit dem Betriebsrat solle ein Sozialplan abgeschlossen werden. "Die Abstimmungen hierzu laufen."

In Wurstwaren des Herstellers waren im vergangenen Jahr Listerien nachgewiesen worden. Die Keime können bei geschwächtem Immunsystem lebensgefährlich sein. 37 Krankheitsfälle, darunter drei Todesfälle, werden mit Produkten von Wilke in Verbindung gebracht.

Laut Nawroth werden die bestehenden rechtlichen Auseinandersetzungen fortgesetzt. Wilke hatte nach dem Fund gefährlicher Keime in Wurstprodukten mehrfach erfolglos gegen einen behördlich auferlegten Produktionsstopp geklagt. Wilke hatte seine Produkte deutschlandweit vertrieben und teilweise auch die Gastronomie beliefert, unter anderem Ikea-Restaurants.

Die Staatsanwaltschaft Kassel ermittelt zudem gegen den Geschäftsführer, die stellvertretende Geschäftsführerin und den Produktionsleiter unter anderem wegen fahrlässiger Tötung, Körperverletzung und gewerbsmäßigen Betrugs. Ermittler hatten in dem Betrieb massive Verunreinigungen entdeckt, die demnach ideale Bedingungen "für eine persistierende Ansiedlung, Vermehrung und Verbreitung von Listerien" boten. 

Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch hatte den Behörden nach Bekanntwerden der Produktionsbedingungen bei Wilke unzureichendes und zu spätes Eingreifen vorgeworfen. In dem Betrieb waren bereits zuvor immer wieder Hygienemängel festgestellt worden.

Unterdessen gibt es offenbar einen weiteren Listerien-Fall in Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen. Laut einer Mitteilung des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit sind Nuss-Schinken und andere Produkte des Waldenserhof Wilfried Fröhlich betroffen. Verbraucher, die Produkte gekauft haben, werden gebeten, diese nicht zu verzehren. Die Produkte können im Einzelhandel gegen Erstattung des Kaufpreises zurückgegeben werden.

spiegel


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