Kleinwagen sind nicht mehr, was sie mal waren. Zum einen sind auch sie über sich hinausgewachsen, zum anderen werden sie immer mehr mit den technischen Raffinessen der großen ausgestattet. Das gilt auch für den neuen Mazda2. Knapp fünf Jahre nach seinem Debüt fährt der Japaner nämlich mit reichlich technischen und einigen optischen Änderungen für das Modelljahr 2020 vor. Die visuellen Veränderungen sind schnell erklärt: In Serie gibt es jetzt LED-Scheinwerfer für den kleinen Japaner, eine veränderte LED-Lichtsignatur der Heckleuchten und eine leicht modifizierte Heckschürze. Die 16-Zoll-Felgen haben ein neues Erscheinungsbild und die 15-Zöller einen neuen Silberton. Und letztlich gibt es mit Obsidangrau und Polymetal Grau noch zwei neue Farben.
Spannender ist da schon, was sich am Mazda2 technisch verändert hat. Das zu erfahren, kann echt Spaß machen. Leer wiegt der Kleinwagen lediglich 1025 Kilogramm und wird von einem 1,5-Liter-Vierzylinder-Benziner mit 75 oder 90 PS befeuert. Die Kraftübertragung erfolgt entweder über ein manuelles Sechsganggetriebe oder über eine Wandlerautomatik, die über sieben Stufen schaltet. Leider stand der Automat für eine erste Testfahrt nicht zur Verfügung. Auch den 75 PS starken Benziner gab es nicht. Dafür aber das 90-PS-Triebwerk, das wie der kleinere Benziner das Milde-Hybrid-System Mazda M Hybrid unter dem Blech trägt.
Milde Hybrid ohne Boost
Das System besteht aus einem 22,5-Volt-Starter-Generator und einem Kondensator als Stromspeicher. Anders als der mit bekannten 48-Volt-Technologie kann das System bei Mazda den Motor nicht mit einem Boost unterstützen, sondern lediglich für einen schnellen und recht leisen Motorstart sorgen, was vor allem bei aktiver Stopp-Start-Automatik an der Ampel Sprit spart. Spürbarer wird da schon der Umstand, dass das System auch beim Hochschalten unterstützt, denn mit seinen 90 PS und einem maximalen Drehmoment von 148 Newtonmetern will der Mazda2 schon stramm am Gas gehalten werden, wenn es flott vorangehen soll.
Insofern macht es sich hier schon bemerkbar, dass der Starter-Generator die Drehzahlen auf den Wert herabregelt, der benötigt wird, um einen geschmeidigen Übergang zwischen den Schaltstufen zu gewährleisten, wenn der Fuß von der Kupplung genommen wird. Das geht aber nur auf dem Weg nach oben. Wer am Berg die Gänge wechseln muss, um im kleineren Gang die Steigung zu überwinden, muss wie gehabt Gas geben und die Drehzahl hoch halten. Nichtsdestotrotz erfreut auch beim Mazda2 die präzise und leichtgängige Handschaltung, die sich über knackig kurze Wege durch die Gassen schieben lässt.
Agiler Zwerg mit Grip
Im Zusammenspiel mit seinem überarbeiteten Fahrwerk zeigt sich der Mazda2 dann auch in den Bergen um Athen recht agil. Das liegt nicht nur an einer recht direkten Lenkung, sondern wohl auch daran, dass die Japaner die Fahrdynamik-Regelung überarbeitet hat. Hatte die softwaregesteuerte Regelung G-Vectoring Control Plus (GVC) bisher ausschließlich durch eine leichte Reduzierung des Motordrehmoments die Reaktion auf Lenkbefehle verbessert, erhöht GVC Plus jetzt auch die Stabilität des Fahrzeuges bei schnellen Richtungswechseln. Sehr gut ließ sich das auf den nassen, großporigen griechischen Straßen ausprobieren, auf denen der Wagen relativ schnell den Grip verliert, um sich der ihm physikalisch vorgegebenen Richtung zu ergeben. Genau in diesem Moment lässt sich der Kleinwagen dank des GVC Plus schnell wieder einfangen.
Dazu bremst das System beim Auslenken aus einer Kurve die kurvenäußeren Räder minimal ab und baut dadurch ein Giermoment um die Hochachse auf. Das stabilisiert den Übergang in die Geradeausfahrt und trägt zu einer erhöhten Fahrstabilität bei. Aber Vorsicht, der Kleinwagen ist weder ein Go-Kart noch ein Rennwagen. Das beweist auch der Sprint aus dem Stand auf Tempo 100. Der dauert 9,8 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit gibt Mazda für den Skyactive-G 90 M Hybrid mit 183 km/h an und für Kleinwagenverhältnisse lässt sich der Zwerg erstaunlich dynamisch fahren. Das hat natürlich auch seinen Preis. Während das Fahrwerk im Zusammenspiel mit den überarbeiteten Dämpfern auf normalen Straßen den Insassen ein sehr ausgewogenes Fahrerlebnis verschafft, werden plötzlich auftauchende Querfugen oder Schlaglöcher bretthart durchgestellt.
Erstaunliche Verbrauchswerte
Werfen wir nach all der Kurvenhatz mal einen Blick auf den Verbrauch. Nach dem strengeren Messverfahren WLTP verbraucht der Test-Mazda über 100 Kilometer im Drittelmix 5,3 Liter. Das erscheint glaubhaft, denn auf der ersten Ausfahrt standen nach knapp 125 Kilometern 5,9 Liter auf der Uhr. Ein mehr als akzeptabler Wert für einen Benziner. Interessanterweise unterscheiden sich die Verbrauchswerte des 75 PS starken Mazda2 nicht von denen des hier besprochenen Fahrzeugs mit 90 PS. Beschleunigung und Endgeschwindigkeit hingegen schon: 11,4 Sekunden braucht es aus dem Stand auf 100 km/h und das Vmax wird mit 171 km/h angegeben.
Keine Unterschiede gibt es auch bei den CO2-Werten. Mazda gibt sie für beide Leistungsstufen nach NEFZ mit 95 g/km an. Nach WLTP sind es 120 g/km. Damit erfüllen die Motoren die Abgasnorm Euro 6d, die erst im Jahr 2021 verbindlich ist.
Am Ende könnte es dann also auch wieder eine Frage des Budgets sein, für welchen Mazda2 sich ein Kunde entscheidet. Auf jeden Fall müssen 14.190 Euro bereitgestellt werden. Das ist jedenfalls der Einstiegspreis für den Mazda2 mit 75 PS. Dafür gibt dann aber auch das G-Vectoring Control Plus, Berganfahrhilfe, elektrisch einstellbare Außenspiegel, LED-Scheinwerfer, elektrische Fensterheber für alle Türen, ein Audio-System, Motor-Start-Knopf und eine Funkfernbedienung. Wer den Mazda2 mit 90 PS haben will, muss deutlich tiefer in die Tasche greifen. Hier werden auch wegen der höheren Ausstattungslinie mindestens 16.890 Euro fällig. Der bedenkenswerteste Unterschied ist hier eine Klimaanlage.
Alles hat seinen Preis
Am Ende kann der Preis des kleinen Japaners aber mithilfe einer reichlichen Anzahl an Paketen locker über die 22.000 Euro gewuppt werden. Da wären das Touring-Paket mit Ein- und Ausparkhilfe, Sitzheizung, Spurwechselassistent und Licht- und Regensensor für 890 Euro und das Technik-Paket 1, was unter anderem ein Head-up-Display, Rückfahrkamera, Verkehrszeichenerkennung, Navi und Matrix-LED für 800 Euro bietet. Apropos Navi. Da für den Mazda2 jetzt auch Apple CarPlay und Android Auto zur Verfügung stehen, muss man das nicht mehr zwingend buchen. Für zusätzlich 1000 Euro gibts das Technik-Paket 2 mit adaptiver Geschwindigkeitsregelung, einen Auffahrwarner mit Notbremsassistent und 360-Grad-Kamera. Die teuerste mögliche Ausstattung für den 90 PS-Handschalter wäre am Ende die Sport-Line für 19.690 Euro. Packt man jetzt noch alle Pakete drauf und die Lackierung Magmarot für 990 Euro, stehen unter dem Strich 23.370 Euro. Eine Stange Geld für einen Kleinwagen.
Hier bleibt also zu bedenken: Was brauche ich und wofür nutzt man einen Mazda2? Als Langstreckenauto für den Familienurlaub kommt er mit 290 Litern Kofferraumvolumen ohnehin nicht infrage. Obgleich der Platz in der zweiten Reihe bei normalgroßen Menschen durchaus gut ist. Das ansehnliche Interieur gibt es bei guter Verarbeitung auch ohne finanzielle Aufschläge. Dazu gehören zum Beispiel die neuen Vordersitze. Deren neuartige Architektur soll nach Aussagen von Mazda neben einem verbesserten Sitzkomfort auch eine aufrechte Stellung des Beckens unterstützen. Das wiederum verhindert Bewegungen des Kopfes und beugt damit einem schnellen Ermüden des Fahrers vor. So gesehen bietet sich der Mazda2 also doch für Langstreckenfahrten an.
Vielleicht auch deshalb, weil dank eines deutlich dickeren Dachhimmels, zusätzlicher Dichtungen an den hinteren Türen sowie vibrationsdämmender Materialien in den hinteren Radhäusern das Geräuschniveau deutlich gesenkt werden konnte. Und das ist wirklich auffällig, denn Mazda hat bei älteren Modellen eher weniger Wert auf diesen Umstand gelegt. Wer sich selber ein Bild vom neuen Mazda2 machen will, hat ab dem 31. Januar bei den Händlern die Möglichkeit. Da werden auch die Sondermodelle des kleinen Japaners zu sehen sein, die es anlässlich des 100. Geburtstags, der just an diesem Tag ist, angeboten werden.
Quelle: ntv.de
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