Airbus zahlt Milliardenstrafe an Frankreich

  01 Februar 2020    Gelesen: 1030
Airbus zahlt Milliardenstrafe an Frankreich

Eigentlich läuft es glänzend für Airbus, der Flugzeugbauer profitiert von den Problemen des Konkurrenten Boeing. Doch wegen Korruptionsvorwürfen muss das europäische Vorzeigeunternehmen tief in die Tasche greifen. Gleich drei betrogene Staaten müssen entschädigt werden.

Airbus entledigt sich mit Rekord-Strafzahlungen von fast 3,6 Milliarden Euro einer Korruptionsaffäre, deren Schatten seit Jahren über dem französisch-deutschen Flugzeugbauer liegt. Allein an Frankreich gehen 2,1 Milliarden Euro, wie der zuständige Staatsanwalt Jean-Francois Bohnert sagte. "Mit der heutigen Vereinbarung helfen wir Airbus, das Kapitel endgültig abzuschließen." Auch in Großbritannien und den USA beglaubigten Gerichte heute gleichlautende Vergleiche mit den Behörden. Großbritannien erhält knapp eine Milliarde Euro, die USA insgesamt 527 Millionen Dollar.

Bereits Anfang der Woche war bekannt geworden, dass Airbus sich in der Bestechungs- und Korruptionsaffäre mit Frankreich, den USA und Großbritannien auf einen milliardenschweren Kompromiss geeinigt hatte, für den in der Bilanz für 2019 3,6 Milliarden Euro zurückgestellt sind. Damit übersteigt die Strafsumme den Gewinn des Konzerns aus dem Jahr 2018, der 3,05 Milliarden Euro betragen hatte. Zahlen für das Gesamtjahr 2019 liegen noch nicht vor. Nach Angaben von Anti-Korruptions-Experten ist es der bisher teuerste Vergleich in einem solchen Verfahren. Der Konzern zahlt fast die fünffache Summe, die der britische Triebwerksbauer Rolls-Royce in einem ähnlich gelagerten Fall zahlen musste.

Airbus entgeht mit der Einigung dem Risiko, bei einem Urteil auf Jahre hinaus von Staatsaufträgen in Europa und den USA ausgeschlossen zu werden. Vor allem für die Raumfahrt- und Rüstungssparte wäre das ein großer Rückschlag gewesen. Im Heimatland Frankreich muss sich Airbus nun drei Jahre lang von der Anti-Korruptions-Agentur auf die Finger schauen lassen. Ob mit den Vergleichen auch persönliche Anklagen gegen Manager vom Tisch sind, blieb unklar.

Airbus profitiert von Boeings Krise

Die schon seit Jahren laufenden Untersuchungen hatten den Luftfahrtkonzern mit Sitz im französischen Toulouse unter Druck gesetzt. Eine britische Behörde ging dem Verdacht auf Betrug, Bestechung und Korruption bei Geschäften der zivilen Luftfahrtsparte nach. Auslöser war eine Selbstanzeige des Unternehmens. Auch die französische Finanz-Staatsanwaltschaft ermittelte. Die Vorwürfe betreffen nach Angaben vom August 2016 Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit Beratern einer "dritten Partei".

Der frühere deutsche Konzernchef Thomas Enders hatte in der Vergangenheit die Mitarbeiter des Luft- und Raumfahrtkonzerns auf die Möglichkeit "erheblicher Strafen" eingestimmt. Schwerwiegende Konsequenzen seien nicht auszuschließen, insbesondere das Risiko erheblicher Geldstrafen, hatte es in einem Brief geheißen, den das französische Internetmagazin "Mediapart" 2017 veröffentlichte. Airbus vollzog inzwischen einen Führungswechsel. Enders schied aus, seit April vergangenen Jahres amtiert der Franzose Guillaume Faury als sein Nachfolger.

Airbus, der Erzrivale des US-Flugzeugbauers Boeing, profitierte zuletzt massiv von den Problemen seines Konkurrenten. Die Europäer konnten 2019 erstmals seit knapp zehn Jahren mehr Flugzeuge ausliefern als der US-amerikanische Wettbewerber. Mit insgesamt 863 Verkehrsflugzeugen stellten die Europäer sogar ihren eigenen Lieferrekord ein.

Boeing dagegen steckt seit März 2019 in einer schweren Krise. Nach den zwei Abstürzen mit insgesamt 346 Toten hatten Behörden in aller Welt Passagierflüge mit der 737 Max untersagt. Das Flugzeug ist das meistgefragte Modell des US-Konzerns. Im vorvergangenen Jahr setzte Airbus rund 64 Milliarden Euro um und beschäftigte rund 134.000 Menschen.

ntv


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