Uraltes weibliches Skelett gibt Vorstellung über erste Bewohner Amerikas - Forscher

  07 Februar 2020    Gelesen: 805
  Uraltes weibliches Skelett gibt Vorstellung über erste Bewohner Amerikas -   Forscher

In Unterwasserhöhlen nahe der mexikanischen Stadt Tulum sind mindestens 9.900 Jahre alte menschliche Überreste entdeckt worden, die Aufschluss über die frühe Geschichte der Besiedelung Amerikas geben.

Menschen leben mindestens seit dem späten Pleistozän (vor 126.000 bis 11.700 Jahren) auf der Halbinsel Yucatan in Mexiko. Wissenschaftler sind sich dieser alten Gemeinschaften hauptsächlich aufgrund von Skeletten bewusst, die in den überfluteten Höhlen von Tulum gefunden wurden.

Das letzte entdeckte Skelett blieb laut einer im Fachmagazin „PLOS ONE“ veröffentlichten Studie deutscher Wissenschaftler nur zu 30 Prozent erhalten. Wolfgang Stinnesbeck von der Universität Heidelberg und seine Kollegen führten kraniometrische Messungen des Fundes durch, das heißt, sie untersuchten die Struktur des Schädels.

Sie verglichen den Schädel mit 452 Schädeln aus Nord-, Mittel- und Südamerika sowie anderen in den Höhlen von Tulum gefundenen Schädeln.

Die Analyse ergab, dass die Knochen wahrscheinlich einer etwa 30-jährigen Frau gehörten. Sie lebte vor mindestens 9.900 Jahren im heutigen mexikanischen Bundesstaat Quintana Roo auf der Halbinsel Yucatan. Damals war der Meeresspiegel erheblich niedriger, und die komplexen Höhlensysteme der Region waren größtenteils hoch und trocken. Als das Wasser stieg, wurden die meisten Höhlen überflutet. Die Frau hatte eine mesozephale Kopfform – weder besonders breit noch schmal, mit breiten Wangenknochen und einer flachen Stirn. Drei weitere Schädel aus den Höhlen von Tulum hatten die gleichen Parameter. Bei allen diesen Menschen entwickelte sich zudem Zahnkaries, was auf eine zuckerreiche Ernährung hindeuten könnte.

Heute ist Quintana Roo mit Tausenden von Dolinen übersät, von denen viele in größere Höhlensysteme münden. Taucher, die diese überfluteten Höhlen erforschen, haben fast ein Dutzend Skelette gefunden, von fragmentarischen bis zu größtenteils vollständigen, die mindestens 8.500 Jahre alt sind. Zusammen repräsentieren sie etwa die Hälfte aller in Nordamerika gefundenen Überreste urzeitlicher Menschen.

Gleichzeitig sind die meisten anderen amerikanischen Schädel dieser Zeit eher schmal und länglich und ihre Zähne sind abgeschliffen, wie dies bei festen Nahrungsmitteln der Fall ist.

Wissenschaftler vermuten, dass sich unter den ersten Bewohnern Nord- und Südamerikas mindestens zwei morphologisch unterschiedliche Menschengruppen befanden. Eine von ihnen lebte ziemlich isoliert auf der Halbinsel Yucatan.

Die Geschichte der Besiedlung von Amerika war also komplexer, als bisher angenommen.

ek/sb/


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